Lernen vom digitalen Feind
Roboter erledigen Routinetätigkeiten, Computer treffen Führungsentscheidungen – was gestern noch Science-Fiction war, ist Dank Digitalisierung heute Joballtag. "Die Arbeitswelt steht in den nächsten Jahren vor einem gewaltigen Umbau – Stichwort Industrie 4.0", sagt die Erwachsenenbildnerin Karin Steiner. Denn immer öfter arbeiten Mensch und Maschine eng zusammen. Oder sie konkurrieren gar um Jobs. Und während Maschinen via Programmierung mit Kompetenzen ausgestattet werden, müssen Menschen stets Neues lernen, um mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten.
Gerade durch die Digitalisierung tun sich in Sachen Weiterbildung aber auch neue Chancen auf: Fernuniversitäten locken mit Onlinestudien, Lernende tauschen sich per Videokonferenz aus, Elite-Hochschulen stellen ihre Vorlesungen ins Netz und auf YouTube gibt es "ganz viele Videos, die etwas vorzeigen: Vom Kunsthandwerk bis hin zu Fremdsprachen", so Steiner. Die schöne neue Lernwelt, die via Internet jedem zugänglich ist, hat aber auch ihre Schattenseiten: "Die Chancen der Digitalisierung würden eben darin liegen, dass Weiterbildung für jeden jederzeit und ortsunabhängig möglich ist", sagt die Unternehmensberaterin Regina Haberfellner: "Aber momentan weist vieles darauf hin, dass ohnehin bildungsnahe Bevölkerungsgruppen von den neuen Möglichkeiten stärker profitieren, während bildungsferne die Vorteile nicht oder nur zu einem geringeren Grad nutzen." Dieser "Digital Divide", so Haberfellner, wird als eines der größten Strukturprobleme in der postindustriellen Wissensgesellschaft gesehen.
Im Internet lernen
Mittlerweile gibt es daher auch Kurse, die das Internet-basierte Lernen lehren. Etwa der mit dem österreichischen Staatspreis ausgezeichneten Kurs "Gratis Online Lernen" (www.imoox.at). Er vermittelt, wie es am besten gelingt, sich kostenfrei mit dem Internet weiterzubilden: Die Teilnehmer benennen Lernziele und -pläne, lernen Tricks bei der Recherche von Lernmaterialien im Web kennen und tauschen sich über ihre Erfahrungen aus. Der Kurs (nächster Start 4. April 2016) ist für alle offen, Voraussetzung sind einfache Kenntnisse im Umgang mit dem Internet.
Welche Kompetenzen auf Grund der Digitalisierung in Zukunft besonders gefragt sein werden, lässt sich laut Haberfellner letztlich immer nur in Bezug auf die Branche und den konkreten Arbeitsplatz beantworten: "Als Wachstumsbereiche gelten aber spezialisiertes IT-Know-how und Kompetenzen, die auch künftig nicht oder nur schwer unter Automatisierungsdruck kommen werden: Insbesondere soziale Kompetenzen oder auch die Fähigkeit zur kreativen Problemlösung."
Eines, weiß Erwachsenenbildnerin Steiner, können uns aber auch die neuesten Technologien nicht abnehmen. Die Lernmotivation: "Wir haben alle eine Lernbiografie, negative und positive Schulerfahrungen. Das beeinflusst unsere Motivation, Neues zu lernen."