Leadership-Expertin Vera Strauch: "Veränderung ist kein Spaziergang"
Von Theresa Kopper
Vera Strauchs Karriere begann in einer Branche, in der man sie auf den ersten Blick nicht erwarten würde. Ihr duales Studium, das BWL mit der betrieblichen Praxis verband, führte sie in die Bauindustrie und danach zu einem mittelständischen Bauunternehmen, wo sie alle Betriebsebenen durchlief und sich bis zur Geschäftsführung hocharbeitete. Trotz ihres Erfolges in der männerdominierten Branche kam für Strauch der Moment, an dem sie ausstieg und ihr Leben neu erfand. Heute ist sie Expertin für „Business Education“ und führt den Female Leadership Podcast und die Female Leadership Academy, die Frauen fördern soll. Wie sie unsere Idee von Führung verändern und Frauen sichtbarer machen will, erklärt sie im Interview.
KURIER: Frau Strauch, in Ihrem Podcast und in ihrer Academy beschäftigen Sie sich mit Female Leadership. Sind Frauen die besseren Führungskräfte?
Vera Strauch: Ich finde, das lässt sich schwer festmachen. Aber es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass gute Leadership-Fähigkeiten wie Ergebnisorientierung oder Resilienz bei Frauen stärker ausgeprägt sind als bei Männern. Natürlich sind diese Dinge nicht angeboren, sondern das sind Fähigkeiten, die über Sozialisierung kommen.
Was macht für Sie gute Führung aus?
Gute Führung zeigt sich vor allem auch dann, wenn es schwer wird, wenn Fehler passieren oder Ziele nicht erreicht werden. Wie mit dieser Fehlbarkeit umgegangen wird, ist essenziell. Werden diese unter den Teppich gekehrt oder wird offen mit ihnen im Team umgegangen – das macht den Unterschied. Außerdem haben gute Führungskräfte immer eine gewisse Portion Mut.
Mut als Führungsqualität?
Ja, weil ich glaube, dass wir in unserer Gesellschaft, in unseren Organisationen nur dann weiterkommen, wenn wir Veränderungen anstoßen, unbequem sind, auch einmal anecken. Vielfalt beispielsweise – um sie wirklich zu leben, braucht es mutige Entscheider.
Apropos Vielfalt: Führungsebenen sind nicht gerade dafür bekannt, vielfältig zu sein.
Das stimmt leider und hier sehe ich dringlich Änderungsbedarf. Gender ist dabei die Dimension, der ich mich widme. Aber es geht da natürlich um mehr Kategorien, um beispielsweise soziale Herkunft oder auch um Behinderungen. Und da wären wir wieder bei der Einstiegsfrage: Ja, ich glaube, dass die Welt eine bessere wäre, wenn Macht – und dabei geht es ja bei Führung – vielfältiger verteilt wäre. Unter anderem weil uns das unterschiedliche Perspektiven eröffnet und dadurch unterschiedlichere Kompetenzen zur Verfügung stehen, um die Probleme unserer Zeit zu lösen.
Für einige Führungskräfte könnte diese Veränderung unbequem werden.
Veränderung ist kein Spaziergang, es wird Konflikte geben. Die Frage, die entscheidend ist: Wie gehen wir mit den Reibungen um? Sehen wir Konflikte ausschließlich negativ oder können sie eine Chance sein, um etwas Neues zu lernen und entwickeln? Damit beschäftigen wir uns auch sehr stark in meiner Academy.
Gute Führung, der richtige Umgang mit Konflikten – das alles sind Themen, die alle in der Gesellschaft betreffen. Ihre Female Leadership Academy richtet sich nur an Frauen.
Ja, die Themen sind sehr ähnlich, aber die Erfahrungen, die wir gemacht haben und immer noch machen, sind sehr unterschiedliche. Deswegen bieten wir einen geschützten Raum nur für Frauen.
Über Vera Strauch
2017 hat Vera Strauch ihren Job bei einem mittelständischen Bauunternehmen gekündigt und ist Gründerin geworden. Seitdem macht sie einerseits den Female Leadership Podcast, in dem sie ihre Gedanken und Ideen teilt. Andererseits führt sie die Female Leadership Academy, bei der Themen wie achtsame Selbstführung, Zeitmanagement oder Kommunikation in der Führungsrolle bearbeitet werden.