Kein Vertrauen in die Mitarbeiter
Um 9 Uhr in die Firma hinein, um 17 Uhr wieder hinaus. Auch wenn sich viele flexibleres Arbeiten wünschen würden, ist in der Praxis Nine-to-Five nach wie vor üblich. Das flexible Arbeiten, von unterwegs oder zu Hause aus und losgelöst von zeitlichen Vorgaben – das ist eine Seltenheit, wie die neue Deloitte Flexible Working Studie 2017 Österreich, die 412 Vertreter heimischer Unternehmen befragt hat, zeigt.
Warum ist das so?
Die Mehrheit der Arbeitgeber traut sich schlicht nicht, die Arbeitszeiten völlig zu deregulieren. Das Problem dahinter: "Je mehr Vertrauen für ein flexibles Arbeitszeitmodell notwendig ist, desto weniger verbreitet ist es", weiß Christian Korunka, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie von der Universität Wien. Das häufigste flexible Arbeitszeitmodell ist laut Studie immer noch die Gleitzeit mit Kernzeit. In 61 Prozent der Firmen arbeitet mindestens die Hälfte der Mitarbeiter so. Auch mobiles Arbeiten – also Home Office oder ganz ortsunabhängig – ist in der Praxis selten. Zwar bieten 90 Prozent der Firmen theoretisch ein solches Arbeitsmodell an, nur bestimmte Mitarbeiter dürfen aber so arbeiten. Und auch dann gibt es Beschränkungen: "In der Unternehmenspraxis wird oft nur eine maximale Anzahl von Home Office Tagen definiert", erklärt die Personalmanagerin Barbara Kellner von Deloitte Österreich.
Es zeigt sich: Physische Präsenz der Mitarbeiter ist den Unternehmen nach wie vor immer noch sehr wichtig. Die Studie ergab sogar, dass Anwesenheit allein häufig als Indikator für gute Leistung herangezogen wird.
Hingegen erwarten Arbeitgeber viel von ihren Mitarbeitern. Etwa bei der Erreichbarkeit. Zwei Drittel der befragten Firmen wollen ihre Arbeitskräfte auch außerhalb der Arbeitszeiten erreichen können. 22 Prozent erwarten diese Erreichbarkeit sogar von Mitarbeitern ohne Führungsfunktion.
-Thomas Fuchs