Junge vs. alte Führungskräfte: Wo sind die Unterschiede?
Welche Unterschiede gibt es zwischen frisch ernannten Führungskräften und solchen die schon lange im Chefsessel sitzen? Haben sich die Anforderungen an Führungskräfte in den letzten Jahren verändert? Der aktuelle Hernstein Management Report zeigt mit der Umfrage unter 1200 österreichischen und deutschen Führungskräften klar: Amtsfrische Führungskräfte unterscheiden sich von langgedienten im Verhalten. Junge Führungskräfte bilden sich öfter in der Arbeitszeit weiter und machen häufiger Pausen.
Weiterbildung
Weiterbildung findet bei Führungskräften mit weniger als drei Jahren Führungserfahrung häufiger in der Arbeitszeit statt. 62 Prozent von ihnen geben an, dass ihr Unternehmen die Entwicklungsmaßnahmen komplett oder überwiegend in der Arbeitszeit ansetzt. Bei Führungskräften mit über 20 Jahren Führungserfahrung sind es nur noch 47 Prozent. Dafür gibt es bei der finanziellen Übernahme von Weiterbildungen durch das Unternehmen keine signifikanten Unterschiede: Für 76 Prozent der jungen Führungskräfte kommt das Unternehmen zur Gänze oder zum überwiegenden Teil für die Weiterbildung auf, bei den langjährigen Führungskräften sind es 72 Prozent.
Dafür schließen Unternehmen mit frischernannten Führungskräften häufiger eine Rückzahlungsvereinbarung für die absolvierte Weiterbildung ab und sichern sich damit gegen das Risiko einer Fluktuation nach Fortbildungsinvestitionen ab. 34 Prozent der jungen Führungskräfte sind eine derartige Vereinbarung eingegangen, bei den langjährigen Führungskräften sind es 22 Prozent. Im Vergleich zu früheren Generationen, in denen es undenkbar war, den Arbeitgeber zu verlassen, bleibt heute fast niemand mehr sein Leben lang in ein und demselben Unternehmen, die Karrierepfade sind unruhiger geworden. „Dies hat Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und hier insbesondere auf die sozialen Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten“, ist Eva-Maria Ayberk überzeugt.
Gestiegene Anforderungen
Mit deutlich wandelnden Anforderungen fühlt sich ein Großteil der Führungskräfte konfrontiert, und das unabhängig von der Dauer der Führungserfahrung. „Früher musste eine Führungskraft vor allem ein guter Manager sein: Die Dinge richtig tun, Vorgaben umsetzen, Planziele verfolgen, Projekte optimieren, am Besten einige eigene Vorschläge einbringen und bei den ganzen Anforderungen noch die Leute bei der Stange halten“ erklärt Eva-Maria Ayberk. „Die Welt funktionierte noch nach dem unmittelbaren Austauschprinzip Arbeit gegen Leistung – Mehrarbeit gegen Mehrleistung. Trainings, Seminare und Boni haben dabei unterstützt.“
Heute ist das anders. 64 Prozent der jungen Führungskräfte und 66 Prozent der langjährigen Führungskräfte geben an, dass Mitarbeiter heute anders geführt werden wollen als noch vor einigen Jahren. Auch Unternehmen haben nach Einschätzung von 71 Prozent der junggedienten und 79 Prozent der erfahreneren Führungskräfte heute andere Erwartungen an Führungskräfte als noch vor einigen Jahren. Heute geht es mehr in Richtung Leadership. Sinnstiftung steht im Vordergrund. Führungskräfte sind im komplexen Umfeld mehr gefordert, müssen aufs Ganze schauen, vermitteln, unternehmerisch denken.
Weniger Pausen, weniger Sport
62 Prozent der befragten jungen und 65 Prozent der langjährigen Führungskräfte fühlen sich zu mehr als 80 Prozent körperlich fit. Rund zehn Prozent fühlen sich sogar zu 100 Prozent körperlich fit. Unterschiede zeigen sich jedoch im Gesundheitsverhalten, Stichwort Pausen und Sport: Mit steigenden Dienstjahren werden tendenziell weniger Pausen gemacht: regelmäßige Pausen legen 74 Prozent der jungen Führungskräfte ein, bei den älteren Führungskräften tun dies nur 64 Prozent.