Wirtschaft/Karriere

Junge in Wien arbeiten und wohnen prekär

Junge Wiener und Wienerinnen im Alter von 15 bis 30 Jahren haben eine hohe allgemeine Lebenszufriedenheit, sind aber auch Risiken ausgesetzt. Viele arbeiten Teilzeit, befristet oder mit Überqualifizierung und leben in kleinen, oft teuren Wohnungen, so das Ergebnis einer Studie der Arbeiterkammer (AK) in Zusammenarbeit mit dem SORA-Institut, die heute in Wien präsentiert wurde.

Nicht alle zufrieden

Fast alle jungen Wiener leben „sehr gerne“ (63 Prozent) oder „gerne“ (34 Prozent) in ihrer Stadt. Die allgemeine Lebenszufriedenheit wurde in den Befragungen zu 43 Prozent mit „sehr zufrieden“ beurteilt.
„Es gibt aber auch eine Gruppe junger Menschen, die Wien nicht so lässig sieht“, betonte AK-Präsident Rudolf Kaske bei der Pressekonferenz. Betroffen seien vor allem Frauen, junge Migranten und Personen, die maximal einen Lehrabschluss oder weniger vorzuweisen haben. Diese Gruppen hätten oft keine gut bezahlte Arbeit, eine schwierige Wohnungssituation und wenig Geld für Freizeitaktivitäten, hielt Kaske fest.

Mehr als jeder dritte Wiener (37 Prozent) bis 30 Jahre arbeitet Teilzeit, ein Viertel ist überqualifiziert für den eigenen Job und 17 Prozent befinden sich in einem befristeten Dienstverhältnis, erläuterte SORA-Chef Günther Ogris. Drei von zehn aus dem Elternhaus ausgezogene junge Menschen leben in einem befristeten Mietverhältnis, ein Viertel hat mit erhöhten Wohnkosten und zwölf Prozent mit Überbelegung in der Wohnung zu kämpfen. Von diesen sechs „Prekaritätsrisiken“ sind zahlreiche Personen mehrfach betroffen, warnte Ogris. 41 Prozent der Berufstätigen in Teilzeit sind beispielsweise überqualifiziert. Ein Drittel der jungen Wiener mit befristeten Dienstverträgen hat gleichzeitig einen befristeten Mietvertrag.

Junge seien "Thema"

Die Bevölkerung in Wien werde immer jünger und vermutlich werde die Hauptstadt noch heuer das „jüngste Bundesland“ Österreichs sein, hob Kaske die Situation der jungen Menschen als „wichtiges Thema“ hervor. Er forderte vor allem Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt. Vor knapp zehn Jahren hätten in Wien noch 4.400 Unternehmen Lehrlinge ausgebildet, 2013 waren es nur noch 3.800. Praktikantenjobs müssten außerdem klar begrenzt sein und die Situation von jungen Migranten, die oft unterbezahlt und überqualifiziert seien, solle verbessert werden, sagte Kaske.

Bei Wohnungen soll es Befristungen nur noch geben, wenn der Vermieter Eigenbedarf für sich, seine Kinder oder Enkel geltend macht, lautete eine weitere AK-Forderung. Maklerkosten sollte der Auftraggeber bezahlen, zudem seien wirksame Mietobergrenzen notwendig.

In Sachen Freizeitangebot und öffentlicher Verkehr wurde Wien von den jungen Bewohnern überwiegend gut bewertet. Sie wünschten sich laut der SORA-Studie aber mehr Grünflächen und kostengünstige Freiräume ohne Konsumzwang. Diese Möglichkeiten müsse Wien noch mehr nutzen, der Stadtrand braucht laut AK außerdem eine bessere „Öffi“-Anbindung.

Für die Untersuchung wurden Daten der Lebensqualitätsforschung der Stadt Wien aus 2003, 2008 und 2013 sowie teilweise die Mikrozensuszahlen von 2007 und 2012 herangezogen.