Wirtschaft/Karriere

"Jugendlicher Leichtsinn fesselt"

Roman Kirsch hat den Ex-CEO von Puma und Zalando-Gründer überzeugt, einen Millionenbetrag in seinen Premium Online-Discounter "Lesara" zu investieren. Weitere Investoren aus der ganzen Welt folgten. Roman Kirsch führt 40 Mitarbeiter und ein Vorzeige-Start-up. Dabei ist er erst 25.

KURIER: In einem Ihrer Interviews sagten Sie: Investoren sind wie Lemminge – wenn einer umfällt, kippen die anderen wie Dominosteine um, wenn einer investiert, wollen die anderen auch. Ist Beschaffung von Startkapital wirklich so einfach?

Roman Kirsch: Ein Stück weit ist es so. Man merkt das auch auf Aktienmärkten: Geht es nach oben, steigen alle ein. Wir haben diesen Herdentrieb in uns und folgen den anderen, wenn sie Interesse an etwas zeigen. Am Anfang sind alle zurückhaltend, lauern in der Reserve. Wenn dann einer die Karten offenlegt und etwas an einem Start-up sieht, wollen alle dabei sein.

Sie sind erst 25. Was hat erfahrene Investoren dazu bewegt, mit Millionen in Ihre Geschäftsidee einzusteigen?

Ich glaube, das Allerwichtigste ist – und das hängt nicht vom Alter ab –, dass sie die Leidenschaft und das Feuer sehen. Natürlich hat es bei mir geholfen, dass ich davor bereits 250 Mitarbeiter hatte und 30 Millionen Umsatz im zweiten Jahr mit meinem ersten Unternehmen gemacht habe. Beim ersten Mal war es schwierig, eine Finanzierung zu bekommen, die Leute wollen schon bewiesen haben, dass jemand vertrauenswürdig ist.

Was wollen Investoren und Business Angels gerade von jungen Gründern hören?

Sie wollen auf jeden Fall nicht hören, dass man kurzfristig erfolgreich werden will und damit dann fertig ist. Es braucht eine Mission hinter einer Idee. Sie muss ökonomisch sein, aber auch Sinn haben. Man muss sich verkaufen, wie man ist. Gerade der jugendliche Leichtsinn, der Optimismus, fesselt sie.

Verfolgen Sie bei den Pitch-Gesprächen eine Strategie?

Jeder Investor tickt anders. Es gibt welche, die schauen nur nüchtern auf den Businessplan, so wie die Bank es machen würde. Dann gibt es welche – und die sind mir lieber –, die achten auch darauf: Hat er die wichtigsten Erfolgsfaktoren erkannt? Hat er die richtigen Leute rekrutiert? Ist er flexibel? Pläne sind heute Schall und Rauch. Gerade bei Jungunternehmern, wir sind ja keine Hellseher. In der heutigen Zeit zählt eher, dass du anpassungsfähig und stressresistent bist, nicht die Nachkommastelle im Businessplan. Du musst den Investor davon überzeugen, dass du gut bist, dass er auch ruhig um dich kämpfen soll, sonst könnte ihm was entgehen.

Schon mal ein "Nein" bekommen?

Oft. Und viele. Ich krieg mehr Neins als Jas – das ist normal. Irgendwas ist komisch, wenn man immer nur Ja hört. Ich vergleich’ das immer mit Dates: Jeder bekommt mal einen Korb, man lernt daraus, macht’s besser und irgendwann klappt das dann.

Ihre Investoren kommen aus der ganzen Welt. Wie suchen Sie diese aus?

Man muss sein Netzwerk aufbauen, bevor man es braucht. Es kommt nicht gut, wenn du jemanden kennenlernst und sagst: "Übrigens, gibst du mir 500.00 Euro, ich hab’ da so eine Idee?" Meine Investoren kommen alle auch aus meiner Branche: Entweder aus dem Filialen-Geschäft oder dem Online-Geschäft. Ich bin sie durchgegangen und hab’ mich um Empfehlungen von gemeinsamen Bekannten bemüht und überlegt, wer uns zusammenbringen könnte. Aus dem Blauen heraus anzuschreiben kommt nicht so gut.

Sie sind selbst Investor. Woran erkennen Sie ein gutes Konzept?

Ich investiere nur ich Sachen, die ich verstehe. Die besten Ideen sind simple und können in einem Satz erklärt werden. Und alles hängt von einem guten Team ab. Passt das zusammen, ist das ein gutes Indiz.