Die Familie hinter Jacques Lemans: „Wenn zwei dieselbe Meinung haben, ist einer zu viel“
Von Jennifer Corazza
Alfred und Andreas Riedl sind ein eingespieltes Team, tragen sogar die gleiche Uhr mit türkisem Ziffernblatt, als sie im KURIER zum Interview eintreffen. „Eine Modifizierung von Andreas“, erklärt Alfred Riedl, denn das Uhrengehäuse kam schon vor 30 Jahren auf den Markt.
Die beiden führen die Uhren- und Schmuckmarke Jacques Lemans, die Alfred Riedl vor 50 Jahren in St. Veit an der Glan in Kärnten gründete. Bis heute ist dort der Firmensitz, wo Ideen und Prototypen geboren werden, sowie Marketing, Vertrieb und Service weltweit passieren. „Wir machen alles in der Familie, alles aus einer Hand“, sagt Alfred Riedl.
Eine Familiensache
Sein ältester Sohn Andreas Riedl ist 2019, mit gerade einmal 19 Jahren, ins Geschäft eingestiegen. „Wenn ich auf die vergangenen fünf Jahre zurückblicke, war das sicher der richtige Weg“, sagt er, der zunächst im Unternehmen in die Lehre ging und alle Stationen durchlief. Druck gab es seitens der Eltern keinen.
Die jüngeren zwei Geschwister rücken ebenfalls nach. Bruder Christian tourt gerade im Außendienst quer durch die deutsche Juwelierlandschaft. „Ein steiniger Weg“, weiß Alfred Riedl, den man auch an keiner Uni erlernen kann. „Das Verkaufen wird einem in die Wiege gelegt. Wir haben schon Akademiker mit zwei Titeln beschäftigt, die uns zur Übung etwas verkaufen hätten sollen. Das ist nicht gelungen.“
"Er hat mehr Gespür"
Alfred Riedl ist sichtlich stolz, dass die Kinder das Geschäft weiterführen wollen, das der gelernte Elektrotechniker 1974 aufgebaut hat. Und heute in 120 Ländern und allein in Deutschland und Österreich in 1.700 Juwelieren präsent ist. „Die Zeit ist schnelllebiger geworden“, fasst Riedl Senior die vergangenen fünf Jahrzehnte zusammen.
Das nötige Tempo, das die Firma jetzt braucht, bringt der älteste Sohn jedenfalls schon mit. Seit zwei Jahren ist Andreas Riedl Alleinverantwortlicher für die Modellpolitik, brachte 100 neue Uhrenmodelle jährlich auf den Markt. „Er hat mehr Gespür“, schwärmt der Vater über die Kreativität und Ästhetik des Sohnes, die sich auch an den gesteigerten Verkaufszahlen ablesen lässt.
Stillstand, nur weil es sich um einen Traditionsbetrieb handelt, gibt es also nicht. 800 Uhrenmodelle und 900 Schmuckmodelle bestücken das Sortiment aktuell. Darunter eine Uhr mit veganem Lederband aus Pressrückständen bei der Apfelsaft-Herstellung, berichtet Andreas Riedl, der jedoch bei Innovationen eine Grenze zieht: bei der Digitaluhr. Möglichkeiten hätte es genug gegeben, auch in das Business mit der Smart-Watch einzusteigen. Etwa in Kooperation mit Infineon Technologies. Doch man blieb der klassischen Armbanduhr im Preissegment zwischen 100 und 500 Euro treu.
Hätten wir gesagt, lieber Andreas, du musst in die Firma kommen, wäre das sicher der falsche Weg gewesen.
Konstruktive Konflikte
Reibereien gibt es auch im besten Familienbetrieb – gerade wenn die Generationen so intensiv zusammenarbeiten, berichten die beiden. „Wenn zwei dieselbe Meinung haben, ist einer zu viel“, sagt Riedl Senior, der Konflikten somit etwas Positives abgewinnen kann. Wirklich emotional wird es höchstens einmal im Quartal. „Aber das gehört mit dazu, sonst wäre es zu einfach.“
Kein Streitpunkt war die Kooperation mit dem deutschen Star-Rapper Bausa. Denn während der Senior auf Hollywood-Stars wie Clint Eastwood und Kevin Costner setzte, hat der Junior auch moderne Markenbotschafter im Sinn. „So eine Partnerschaft trägt dazu bei, dass auch die Begehrlichkeit im jungen Publikumssegment steigt“, erklärt Andreas Riedl, der sein Ziel für die Firma hochgesteckt hat: vom 15-jährigen Jungen bis zur älteren Dame, soll Jacques Lemans die erste Uhrenmarke sein, die in den Sinn kommt.
Ganz alleine muss er das nicht schaffen, der Vater bleibt dem Tagesgeschäft noch länger erhalten und Verstärkung gibt es neben Bruder Christian auch von Schwester Michaela.
Das ganze Interview können Sie nachsehen im KURIER Business Gespräch