Wirtschaft/Karriere

Im Training

Trainiert: Ausdauer und Strategie
Geeignet für: Sport-Freunde
Fazit: Aller Ärger ist weg, wenn einem die Puste ausgeht

Aufwärmen. Motiviert laufen wir los. Wir traben durch die große Halle, kreisen mit den Armen nach vor, dann zurück. "Jetzt seitlich laufen und die Knie hoch ", weist Trainer und Profiboxer Marcos Nader an. Die Gruppe von rund 30 Männern und Frauen folgt, hält diszipliniert das Tempo. Minute zehn: Kollegin Grünbacher und ich zwinkern uns zu – da halten wir locker mit. Minute 20: Kollegin Grünbacher macht Pause. In der Halle wird die Luft stickig, Schweißtropfen perlen die Beine hinunter, die Köpfe färben sich dunkelrot. Die ersten stöhnen.

Wir boxen

Wir schlüpfen in die geliehenen Boxhandschuhe. Sie sind warm und durchnässt vom Schweiß des Vorgängers. Und dann, so nennt es Nader, tanzen wir. Ein Schritt nach vor, einen zur Seite. Das Gegenüber trippelt wie ein Tanzpartner mit. Wir wippen, decken mit der Linken den Kopf, schlagen mit der Rechten auf Naders Kommando dem Partner in die Handflächen. Zuerst frontal, dann von links, rechts.

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Wozu? "Beim Boxen kriegt man den Kopf frei. Die Manager, die hierher kommen, brauchen nach der Arbeit ein Ventil. Hier powern sie sich aus", erzählt Nader. Anstatt im Büro mit Türen zu knallen und sich über Kollegen zu ärgern, lässt man seiner Kraft im Turnsaal freien Lauf. Ins Bounce, den größten Boxclub Österreichs, kommen viele Persönlichkeiten aus der Wirtschaft. Harald Neumann, CEO von Novomatic, Matthias Wehner, CEO von G4S oder Josef Weghaupt, Chef von Joseph Brot, boxen hier. "Das ist nicht wie Joggen, wo du nebenbei an die Arbeit denken kannst. Boxen ist ein Konzentrationssport."

Wir nicken und verstehen langsam. Wer im Training nämlich nicht auf die Abfolge von Schritten und Schlägen fokussiert ist, bekommt eine verpasst. Und wir merken: Es braucht Entschlossenheit, einen Schlag zu platzieren. Es braucht Empathie, den gegnerischen Schlag vorauszusehen. Und es braucht Durchhaltevermögen, körperlich und geistig bei der Sache zu bleiben. Alles Eigenschaften, die man im Ring trainiert – und im Business anwenden kann.

Minute 80

Die Kräfte schwinden. Aber ein bisschen geht noch, weiß Nader. Er gibt uns den Rest: Alle auf den Boden in Liegestütz-Stellung auf geballten Fäusten. Halten. Liegestütze machen. Halten. Dann Sit-ups mit Beinen in der Höhe. "Ist das alles?" fragt er grinsend in unsere Richtung. Die T-Shirts der Mitboxer dampfen, der Schweiß brennt in den Augen. Jetzt stöhnen alle.

Fazit nach 90 Minuten Manager-Boxen: Die Hände zittern beim Trinken, die Ellenbogen sind aufgeschürft. Aber der Gang nach Hause ist so unbeschwert und der Kopf so frei wie schon lange nicht mehr. Die nächste Konfrontation im Job kann kommen.

-Magdalena Vachova

Trainiert: Selbstvertrauen und Spontanität
Geeignet für: Zurückhaltende
Fazit: Kontern kann man lernen

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Schnell und professionell kontern lernen. Das soll Susanne Pöchacker uns näherbringen. In ihrem Seminarraum mit Blick auf die Votivkirche formulieren wir unsere Erwartungen: Wir wollen in einer Kommunikation das Heft in der Hand haben und uns nicht überfahren lassen. Pöchacker erklärt zunächst die richtige Haltung. „Wir assoziieren Überraschendes und Unvorhergesehenes mit etwas Negativem: Wir fühlen uns wie das Reh, das mitten auf der Fahrbahn steht“, betont sie. Wichtig sei eine positive Einstellung zum Thema, zu sich selbst und dem Zuhörer/Gesprächspartner gegenüber. Gleichzeitig sollte man sich körperlich groß machen und nicht ständig das Gesicht berühren.

Wir üben nun die schnelle Reaktion, indem wir uns einen Ball zuwerfen. Während der Ball in der Luft ist, assoziieren wir spontan auf das Wort des Gegenübers. Klingt leicht, ist es nicht. Nachdem wir reihum Sonne, Strand, Meer, Sonnencreme, Fett, Arschgeweih assoziiert haben, entschlüpft einer Teilnehmerin an Stelle des nächsten Wortes ein „Äh“. „Sehr gut“, lobt Pöchacker. Jetzt habe der innere Kontrolleur versagt.

Der Trick bei der Gesprächsführung ist es, mehr „Ja, und...“ statt „Ja, aber...“ zu sagen, lernen wir. Damit akzeptiert man, was das Gegenüber sagt, stimmt aber nicht zu. Gleichzeitig soll man das Gefühl vermitteln, zuzuhören: „Ich kann mir gut vorstellen, wie frustrierend das ist.“ Mit Brückensätzen kann man Zeit gewinnen, um gelassen zu reagieren. „Ich bin grundsätzlich deiner Meinung. Ich denke allerdings, ...“. Generell ist es besser, Fragen zu stellen als Behauptungen aufstellen, lernen wir. Denkanstöße sollten als Möglichkeit formuliert werden: „Was wäre wenn, ...“ Das Gegenüber loben: „Danke, dass Sie das ansprechen.“ Killerphrasen und unsachliche Kritik neutralisieren: „Das höre ich zum ersten Mal, das erstaunt mich.“ Das Gegenüber aus dem Konzept bringen: Sich wegdrehen, Desinteresse zeigen. Zum Schluss sollen wir gemeinsam ein Gesicht zeichnen. Es entstehen zwei Gesichter, denn jeder hat nur das eigene im Auge. Fazit: Wir haben uns beide durchgesetzt.

-Ulla Grünbacher

Trainiert: Die Stimme
Geeignet für: Redner und Auftretende
Fazit: Man kann üben, alle Töne der Stimme zu zu nützen

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Man kommt sich blöd und dämlich vor: beim Pferdeschnauben und beim Küsschen schicken, beim betont hohen Pieps-Mäuschen-Hallo und beim tiefen Ho, ho, ho. Aber: Nach einer Einheit mit Stimm-Virtuosin Ingrid Amon und ihren komischen Übungen ist man stimmlich trainiert. Und klingt besser als je zuvor.

Die Vorarlbergerin ist seit 30 Jahren im Geschäft, beschäftigt sich mit nichts anderem als der Stimme. Politiker kommen vor großen Auftritten zu ihr, Manager vor wichtigen Vorstands-Sitzungen. Ihnen lehrt sie, wie man die Stimme einsetzt, ihr ein „Styling“ verleiht. Dazu gehört, das Klangvolumen bewusst auszubauen, die Töne nach unten und oben stärker zu verwenden, am Sprechtempo zu feilen, richtig zu betonen und Emotion in die Stimme zu legen, damit sie lebendig wird.
Generell lässt sich sagen: Die meisten Menschen kennen und mögen ihre Stimme nicht. Sie halten sie für eine Eigenschaft, dabei ist sie eine Fähigkeit. „Frauen haben die tiefen Töne nicht so drauf“, sagt Amon. Männer hingegen „müssen oft an ihrer Tempodynamik und an den Pausen feilen, weil sie glauben: wer am längsten redet, ist am wichtigsten.“

Amon analysiert meine Stimme, „Mittellage mit hellen Akzenten, weiblich, frisch und jung“. Letzteres gefällt mir, ist aber nicht unbedingt ein Vorteil. „Bei einer Frau ab 35 gehört der Bass mit ins Boot“, sagt Amon. Und bei Männern gelte: ab 30 gehören die Obertöne dazu, die monotone Tiefe ist langweilig.

Was sie mit auf den Weg gibt: Drei Mal täglich ein tiefes „Ho, ho, ho“ und das hohe und ganz tiefe „okay“ üben. Und: Nie mit einem Kaltstart Auftreten, davor zumindest zehn Minuten aufwärmen. Das macht man, indem man das Lieblingslied auf Brrrrr anstimmt. Klingt wie ein Pferdeschnauben, die Lippen müssen flattern. Blöd, aber unheimlich effektiv.

-Sandra Baierl