Warum Hotelière Nikola Reiter nur Mitarbeiter aus der Region anstellt
Von Jennifer Corazza
Seit zwanzig Jahren führt Nikola Reiter gemeinsam mit ihrem Mann Karl J. Reiter die Reiters Reserve Vier- und Fünf-Sterne-Hotels im südburgenländischen Bad Tatzmannsdorf. Die Gäste erwartet dort der pure Luxus – von einem japanischen Spa über regionale Küche bis zu Freizeitangeboten, die vom Golfplatz bis zum hauseigenen Lipizzaner-Gestüt reichen.
Insgesamt 100 Millionen Euro investierten die Betreiber in den vergangenen zwei Jahrzehnten in den Familienbetrieb, der sich aus einem Hotel für Familien und einem nur für Erwachsene zusammensetzt. Reinspielen soll sich die Summe über eine bessere Auslastung. An den Preisen lässt sich nämlich nicht mehr schrauben. „Das wollen die Gäste nicht zahlen“, verrät Nikola Reiter bei ihrem Besuch im KURIER Business Gespräch.
Gesucht: Personal aus der Region
Den Schlüssel für mehr und häufig wiederkehrende Buchungen sieht Reiter stattdessen im Personal. Gutes Personal zu finden, war noch nie einfach, sagt sie. Noch schwieriger ist es, dieses zu halten, sofern es sich als verlässlich und – ganz essenziell – herzlich erwiesen hat.
Rekrutiert wird vorzugsweise in der Region, sagt Nikola Reiter, das angrenzende Ungarn eingeschlossen. „Wir haben viele ungarische Mitarbeiter, die pendeln.“ Theoretisch wäre man auch für internationales Personal offen, wie die drei indischen Mitarbeiter zeigen, die Ayurveda anbieten. Doch ein Problem gibt es: „Unsere Gäste kommen zum Großteil aus Wien und ganz Österreich.“ Internationale Mitarbeiter, die nicht Deutsch sprechen, sind schwierig einzusetzen.
Reiter selbst hat es in Tirol erlebt: Griechisches Personal, das für die Saison angeheuert wird. Herzlich ist, engagiert. Aber dann nicht mit den Gästen ausreichend kommunizieren kann. „Wir haben über 90 Prozent deutschsprachige Gäste. Spricht der Mitarbeiter dann Englisch, ist das eine sehr große Hürde.“
Oberste Priorität: Herzlichkeit. Expertise zweitrangig
„Bei uns in der Ferien-Hotellerie ist das Zwischenmenschliche extrem wichtig“, erklärt sie. Gäste wollen spüren, dass Mitarbeiter ihren Job gerne machen und eine Dienstleistungsbereitschaft haben, führt Reiter aus. Die fachliche Expertise, ob nun der Teller von links (falsch) oder rechts (richtig) eingestellt wird, ist in den Hintergrund gerückt.
Dieser Trend zeichnete sich schon vor zwanzig Jahren ab und gab mitunter den Anstoß, die beiden Hotels aus einem Konzern in den Familienbetrieb überzuführen. „Es war zu technisch, zu kühl und emotionslos“, berichtet die Hotelière. „Es hatte nur sehr wenig mit dem zu tun, was wir unter Ferien verstehen.“
Das Ziel seitdem: Nicht nur Urlauber, sondern auch Mitarbeiter zu umsorgen, sofern es der laufende Betrieb zulässt. Früher führte der Betriebsausflug nach Hawaii – das ist finanziell heute nicht mehr drin. Dafür flexible Dienstzeiten und eine Kinderbetreuung für alle Kinder ab sechs Monaten, sieben Tage die Woche, auch an Feiertagen und in Ferienzeiten. „Wir haben ganz viele Benefits, die wir anbieten und die unsere Mitarbeiter auch gerne annehmen“, so Reiter.