EU-Bildungsstrategie: Mehr Englisch als Unterrichtssprache an Unis
Von Pia Sääf
Mehr Englisch an den Universitäten fordert die EU-Kommission vor Kurzem in einem Statement. Dabei heizt Frankreich mit einer Lockerung der Gesetze die Debatte um mehr englischsprachige Studiengänge an Europas Unis weiter an. Italien bewegt sich dagegen in eine andere Richtung: Das Mailänder Landesgericht entschied, dass ein technischer Studiengang nun nicht wie geplant in Englisch angeboten werden soll. Das Gericht zeigt sich in der Begründung besorgt um den Wertverlust der italienischen Sprache und bezeichnet das Vorhaben der Uni als „unproportional“. Grundsätzlich stehen sich in der Kontroverse, Englisch als Ausbildungssprache an europäischen Hochschulen zu verwenden, drei gegensätzliche Interessen gegenüber: Die Unis, die um Europas beste Studenten (nicht nur aus dem Inland) werben, die Fakultätsmitglieder, die Angst haben, in einer ausschließlich englischsprachigen Forschung an Relevanz zu verlieren und die Studierenden, die in einem globalen Arbeitsmarkt mit fundierten Englischkenntnissen punkten wollen. Ein Konsens scheint schwierig. Vor allem angesichts des aktuellen Plans der EU-Kommission, die Internationalisierung der Hochschulbildung weiter voranzutreiben. Die englische Sprache, in internationalen Kreisen auch als „Imperativ der Jetzt-Zeit“ bezeichnet, soll dazu beitragen. Erklärtes Ziel der EU-Hochschulpolitik ist außerdem, Europas Führungsrolle in Sachen Studierendenmobilität zu halten. Derzeit liegt der weltweite Anteil mobiler Studenten in Europa bei 45 Prozent. Europa kann sich auf dem ersten Platz jedoch nicht ausruhen: Vor allem aufstrebende Regionen wie Asien, der Mittlere Osten oder Lateinamerika sind in ständigem Wettbewerb um die mobilen Akademiker.
Lessons learned?
Noch einmal zurück zu den Beispielen für Hochschulpolitik aus Italien und Frankreich: Welche länderübergreifenden Probleme können sich beim Ausbau von Englisch als Unterrichtssprache ergeben? Zunächst werden Fakultätsmitglieder wie Studierende bei der Auswahl von Kursen eingeschränkt. Außerdem haben fehlende Sprachkenntnisse negative Auswirkungen auf die allgemeine Lernqualität. Die Universitäten müssen daher genau planen, wenn sie ihre Studienangebote an den globalen Markt anpassen wollen. Und sie müssen eine Balance zwischen „global“ und „lokal“ finden. Andernfalls geht die Internationalisierung auf Kosten der Lehrqualität – und der Studierenden.