Wirtschaft/Karriere

Handel: Barrierefreies Arbeiten mit Hindernissen

Gregor Demblin mag keine Klischees. Deswegen setzt er trotz Gehbehinderung alles in Bewegung, um sie aufzulösen. Mit der Plattform Career Moves hat er eine Anlaufstelle für Jobsuchende mit körperlichen Einschränkungen, für Unternehmen und Organisationen gegründet. Seine eigenen Erfahrungen sind ihm dabei täglich hilfreich. Denn er weiß: "Vorurteile und Barrieren gibt es noch reichlich." Demblin: "Oft wird die Frage gestellt, ob Menschen mit offensichtlichen Behinderungen ,vorzeigbar' sind. Hinzu kommt die Angst vor Problemen im persönlichen Kundenkontakt." Was vielen Unternehmen nach wie vor fehlt: "Mut, Neues auszuprobieren, und die Fantasie, dass Mitarbeiter mit Behinderung eine Bereicherung sind." Denn, so Demblin: "Eine gute Leistung wird uns oft nicht zugetraut."

Erfolg

Dass eine Behinderung die Karriere nicht behindert, zeigt das Beispiel von Doris H. Die Einzelhandelskauffrau hatte anfangs Schwierigkeiten: Mehr als 60 Bewerbungen musste sie schreiben, bevor sie ihre Lehre bei bauMax beginnen konnte. Da bei ihrer Geburt die Nerven und Muskeln beschädigt wurden, lebt sie mit einer Bewegungseinschränkung der linken Hand. In ihrer Leistung fühlt sie sich dadurch aber nicht beeinträchtigt. "Ich bin in der Abteilung Farben und Lacke tätig. Meine Aufgaben reichen von der Kundenbetreuung, Regalbetreuung, Materialbestellung bis zum Verkauf. Beim Arbeiten am Computer bin ich manchmal sogar mit einer Hand schneller als manche Kollegen mit beiden." Auch das Klima im Team sei gut. "Hier wird kein Unterschied zwischen Mitarbeitern mit und ohne Behinderung gemacht, dass finde ich super!"

Durch ihre schlechte Erfahrung als Jugendliche ist sie von der Initiative Career Moves begeistert. "So was hätte ich damals auch gebraucht", betont Doris.

Arbeitsmarkt

Unterstützung und diverse Förderungen gibt auch vom AMS. Immerhin sind derzeit in Österreich 6214 Menschen mit Behind erung beschäftigt, davon 716 im Handel. "Von Jänner bis Oktober 2011 wurden 4905 Jobs vermittelt, knapp zehn Prozent davon im Bereich Handel." Aber: "Unternehmen zahlen oft noch lieber die Ausgleichstaxe, um keine Menschen mit Behinderung einstellen zu müssen", erzählt Beate Sprenger vom AMS Österreich. Denn ab einer gewissen Unternehmensgröße sei man dazu verpflichtet.

Perspektive

Welche Verbesserungsmaßnahmen künftig notwendig sind, weiß Kerstin Witt-Löw. Die Psychologin führt am Institut Sophia Studien über die Lebens- und Berufssituation von Frauen mit Behinderungen durch und kennt die Problematik: "Vorgefertigte Bilder müssen abgebaut werden. Behinderung ist ein sehr breites Feld - bis hin zu chronischen Erkrankungen. Gerade Frauen sind oft doppelt belastet, weil sie am Arbeitsmarkt weniger integriert und seltener arbeitslos gemeldet sind. Das muss sich dringend ändern."