Gehaltserhöhung: Müssen nur fordern
Die Crux ist bekannt: Obwohl gleich gut ausgebildet, verdient eine Frau in der gleichen Position wie ein Mann früher oder später weniger als er. Eine Studie der US-Jobplattform Hired zeigt nun, dass sich das Blatt möglicherweise langsam zu wenden beginnt. Weibliche Uni-Absolventinnen mit weniger als zwei Jahren Joberfahrung, die in die Branchen Technik, Marketing oder Vertrieb einsteigen, erhalten lukrativere Job-Angebote als ihre männlichen Kollegen. Im Schnitt mit einem Gehalt, das um sieben Prozent über dem der Männer liegt. Warum? Die Antwort scheint banal: Die Einsteigerinnen haben einfach nach einem höheren Gehalt gefragt.
Der Studie nach geht es generell um 14.000 Dollar im Jahr, die frau aufgrund ihrer schlechteren Gehaltsverhandlungs-Skills einfach liegen lässt. Studienautorin Jessica Kirkpatrick resümiert: Frauen müssten eben einfach nur wollen. Dann würden sie schon bekommen.
Kann es so einfach sein?
Lediglich mehr fordern? Im Grunde ja, sagt Personalberaterin Manuela Lindlbauer. "Man muss nach mehr fragen. Aber auch bereit sein, die dazugehörige Leistung zu erbringen." Doch schon an diesem Fragen scheitern viele – frau ist bescheiden. "Der Mann, der Karriere machen will, sagt: ,Welches Dienstauto kriege ich‘? Die Frau sagt: ,Danke, ich brauche kein Dienstauto, ich fahre mit der U-Bahn‘", so die Expertin.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie : Je älter frau ist, desto weniger fordert sie ein Gehalt, das annähernd an das des Mannes herankommt. Lindlbauer überrascht das nicht. Eine mögliche Erklärung dafür: "Frauen legen später oft eher Wert auf den Wohlfühlfaktor im Job, auf gute Kollegen, gutes Klima, eine Kontinuität. Nicht auf noch mehr Geld." In Konzernen klafft die Gehaltslücke zwischen Kollegen und Kolleginnen am meisten auseinander, schreibt Studienautorin Kirkpatrick. Aber auch dort würden sich die Unternehmensstrukturen langsam ändern. "Modernes Management holt immer mehr Frauen ins Team, die wiederum weitere Frauen zu guten Konditionen ins Unternehmen holen", so Lindlbauer. In Österreich verdienen Frauen im Schnitt um 22,9 Prozent weniger im Jahr als Männer. Im Finanzsektor sind es bis zu 30 Prozent. "Frauen trauen sich den Einstieg in Branchen, die auf variabler Vergütung basieren, wie auch den Vertrieb etwa, oft nicht zu. Dabei wären sie sehr begehrt." Lindlbauers Empfehlung daher: "Selbstbewusst sein. In Gehaltsverhandlungen anhand von Zielen und Fakten aufzählen, was man kann. Und dafür eine höhere Entlohnung fordern."