Ganz Wien – ist so herrlich in
Sie sind tüchtig, wissbegierig und pflichtbewusst. Sie organisieren Lerngruppen, helfen Kommilitonen. Sie rezensieren, skizzieren und exzerpieren. Bis es Nacht wird.
185.000 Menschen studieren derzeit an den Wiener Universitäten und Hochschulen und widmen ihre Tage Vokabeln und Wahlfächern. 185.000 Menschen, die zum Ausgleich in ihren Nächten unterhalten werden wollen.
Die Stadt hat sich den Bedürfnissen der ausgehfreudigen Hochschüler angepasst. Ein Ranking der britischen Gesellschaft QS stuft Wien als die fünftbeste Studentenstadt der Welt ein. Wien punktet wie so oft mit Lebensqualität, Leistbarkeit, aber auch mit der Party-Kultur. Von kleinen, privat organisierten Studentenheim-Feiern bis hin zu hallenfüllenden, gesponserten Großevents: Studierende sind eine viel beachtete Party-Zielgruppe.
„Für mich sind sie das Ur-Party-Volk. Wenn Sie nicht gerade lernen, wollen sie Spaß haben“, sagt Markus Suritsch vom Event Veranstalter Club del Mar. Das Unternehmen schmeißt 50 bis 70 Studenten-Partys im Jahr. „Wir haben 80 Prozent des klassischen Uni-Event Marktes in Wien. Unsere Feste sind mittlerweile Marke“, sagt Suritsch. Lukrativ wird ein Fest dann, wenn die „richtige Mischung“ an Gästen kommt. Denn die Studentenszene sei zweigeteilt: Der einen Hälfte wäre jeder Euro zu viel, der anderen ist es egal. 15.000 persönliche SMS-Einladungen werden vor jedem großen Event ausgeschickt, dazu kommen Newsletter, OnlinePartyseiten. Aus Suritsch’ Sicht würden Studenten von einem Fest heute mehr als „hauptsache billig“ erwarten. Man müsse schon ein exklusives Gesamtpaket bieten. Die edle Location muss auch für den alternativen Studierenden mit kurzer Hose geöffnet haben. Zu Happy-Hour-Preisen gibt es dort dann Lasershows und Bravo-Hits.
Auch die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien will ein Stück vom Studenten-Party Kuchen. Sie sponsert Feste mit bis zu 15.000 Euro jährlich. Für Marketingleiter Günther Haas ist klar: „Es lohnt sich, jetzt in Studierende zu investieren, um sie später als Kunden zu gewinnen.“
Kampf dem Kommerz
Für die einen sind Partys Business, für die anderen immer noch pure Leidenschaft. „Irgendwann waren wir der Meinung, dass es bessere Festln braucht – es war alles so einfallslos“, sagt Thomas Fermüller, Geschäftsführer von Hörsaal Advertainment. Sein Ziel: Mehr bieten, trotzdem billiger werden. Er inszeniert seit fünf Jahren unter anderem die Großveranstaltung „Der Hörsaal wird verlegt“ für 3500 Studierende, drei Mal im Jahr, ohne Gewinnabsicht. „Für uns sind die Feste keine Einnahmequelle. Der ,Hörsaal‘ ist schon fast eine Liebhaberei“, so Fermüller.
Was die anderen Unis längst an Eventveranstalter ausgelagert haben, läuft an der TU immer noch in Eigenregie. „Gut ist, wenn sich eine schwarze Null ausgeht“, sagt Martin Olesch, Informatikstudent und Vorsitzender der Hochschülerschaft der TU. Etwa 25 Feste veranstalten die Techniker im Jahr selbst – alles ehrenamtlich. Für das kommende Fest werden die Getränkeeinnahmen des vergangenen Festes genommen. „Zu den kommerziellen Veranstaltungen gehen wir eigentlich nicht. Es ist einfach netter hier“, sagt er. Bis zu 6000 Menschen kommen zum traditionellen TU Hoffest, auch Studienfremde. Teures Marketing braucht die TU nicht. „Diese Partys funktionieren über Mundpropaganda.“
Halbzeit für die Semesterferien. Die vorlesungsfreien Tage werden bei den Familien, auf der Skipiste oder über den Büchern verbracht. Bald füllen sich die Wiener Unis wieder mit ihren Studierenden. Wer hier lernen kann, darf auch feiern. Das sind die meistbesuchten und kultigsten Studenten-Partys:
Wer es kommerziell, studienrichtungsunabhängig und poppig mag, besucht die Klassiker: Cam Unifest, das Uni Fest, den Uni Break oder die Uni Closing Party. Gefeiert wird hier in großen Clubs der Innenstadt oder im Rathaus. Der Eintritt liegt meist unter fünf Euro und die Getränkepreise sind studentenfreundlich.
Will man mehr unter seinesgleichen sein, feiert man am WU Fest, dem Juristen und MED Club, dem JUS Clubbing, Uni Wien Fest oder der FH Campus Night, welche primär in den Wiener Palais stattfinden.
Das legendäre TU Hoffest findet nach dem mehrjährigen Ausflug in die Ottakringer Brauerei heuer wieder im TU Gebäude, statt. Das Hoffest ist neben dem kultigen Freihaus Fachschaften Fest (ebenfalls an der TU) mit Live-Bands, exklusiven DJ-Lines und freiem Eintritt die Top-Adresse abseits von Lasershow und Discokugel. Die Konzertveranstaltung Der Hörsaal wird verlegt und dröhnt mit internationalen Rock- und Punk Acts durch die Ottakringer Brauerei.
Alternative Club-Geher sind mit Saunieren statt Studieren in der Pratersauna mit Visuals, Electronic-Musik und zehn Euro Eintritt dabei. Natürlich organisieren die Unis und Studentenheime auch noch kleine, private Feste.Wer hier mitfeiern möchte, muss die Ohren offenhalten.