Wirtschaft/Karriere

Fußballerin Schnaderbeck im Interview: "Magische Dinge verlangen den Schritt aus der Komfortzone"

Sie haben mit sieben Jahren begonnen Fußball zu spielen. Von da an ging es steil bergauf, Sie feierten Erfolge in Deutschland und in England. Und Sie führen die österreichische Frauen-Nationalmannschaft an. Haben Sie in Ihrer Karriere immer einen genauen Plan verfolgt?
Viktoria Schnaderbeck:  Nein, ich habe schon als kleines Kind von einer solchen Karriere geträumt. Aber ich habe damals natürlich nicht gewusst, was es bedeutet, Profi-Fußballerin zu sein und welche Opfer man dafür bringen muss.

Sie waren in Ihrer Karriere acht Mal schwer verletzt.
Genau. Solche Rückschläge haben mir immer wieder bewusst gemacht, dass es keinen linearen Weg zum Erfolg gibt. In der Karriere aber auch im Leben gibt es immer wieder Aufs und Abs. Auch wenn ich gerne die Kontrolle über Dinge habe, ist Planung im Profisport oftmals nicht möglich. Daher ist es umso wichtiger, wie man mit Rückschlägen umgeht.

Was haben Sie Ihre Rückschläge gelehrt?
Im Sport und durch meine Verletzungen habe ich vor allem gelernt im Hier und Jetzt zu bleiben und den Augenblick so anzunehmen, wie er ist, egal ob gut oder schlecht. In schweren Phasen hat es mir immer geholfen, mich auf Teil-Ziele zu konzentrieren und mich so wieder hoch zu kämpfen.  Und natürlich übersteht man Krisen besser, wenn man das richtige Umfeld an Familie und Freunden hat. Genauso wichtig ist es aber auch, jene Menschen zu erkennen, die nicht zu seinem persönlichen Erfolgsteam gehören, die Kraft und Energie rauben. 

Im zarten Alter von 16 Jahren haben Sie den Schritt gewagt, Ihr vertrautes Umfeld in der Steiermark zu verlassen, um beim FC Bayern München durchzustarten. Wie schafft man den Schritt aus der eigenen Komfortzone?
Um magische Dinge zu erleben, muss man zwangsläufig aus seiner eigenen Komfortzone heraustreten. Ich habe im Sport auch gelernt, dass man  Druck und  Selbstzweifeln nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken darf. Sich selbst einzureden, dass man etwas nicht kann, ist unproduktiv, stattdessen sollte man es einfach tun. Und Scheitern ist okay. Einer meiner Glaubenssätze: Lieber einmal zu oft gescheitert als einmal zu wenig probiert.

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Ein Motto, das wahrscheinlich auch im Kampf für mehr Lohn-Gerechtigkeit zwischen Frauen und Männern im Fußball hilfreich sein könnte.
Der Gender Pay Gap im Fußball ist wirklich ein mühsames Thema, weil ich es jeden Tag miterlebe.  Egal ob beim FC Bayern München , bei Arsenal London oder in der Nationalmannschaft, das Ungleichverhältnis ist immer noch groß.

Eine WU-Studie hat kürzlich herausgefunden, dass männliche Fußballspieler 50 bis 200 Mal mehr verdienen als die Fußballspielerinnen derselben Liga. Warum tut sich hier nichts?
Es findet langsam ein Prozess des Umdenkens statt, in Ländern wie den USA, Australien, Brasilien und auch England  wurden die Gehälter schon angeglichen. Für eine globale Veränderung bräuchte es  eine starke Gruppe an Verantwortlichen, die sich dafür einsetzt. Und langfristig braucht es natürlich auch ein gesellschaftliches Umdenken, damit Themen wie Diversität und Inklusion mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken.  

Zur Person:

Viktoria Schnaderbeck wechselte mit 16 Jahren vom GAK zum FC Bayern München, bei dem sie insgesamt mehrere Meistertitel und einen Cup holte. Seit 2018 steht die gebürtige Steirerin bei Arsenal London unter Vertrag. Große Bekanntheit hat sie 2017 erlangt, als sie als Kapitänin das österreichische Frauennationalteam ins Semifinale der Europameisterschaft führte. Neben ihrer fußballerischen Tätigkeit hält Schnaderbeck regelmäßig Vorträge und setzt sich für Themen wie Toleranz und Weltoffenheit ein. Der KURIER hat sie im Rahmen einer Veranstaltung des WU EA Female Leaders Network getroffen, das Studentinnen und Absolventinnen der WU Executive Academy regelmäßig eine Plattform zum Vernetzen, für gegenseitige Unterstützung und berufliche Weiterentwicklung bietet.