Steht die Fitnessbranche vor dem K.o.?
Von Theresa Kopper
„Ich habe in den vergangenen Monaten 60 Prozent meiner Kunden verloren“, sagt Astrid Wiesmayr, Betreiberin eines Yogastudios und Gründerin der Yoga Union, eine Interessensvertretung für Yogalehrende in Österreich. Seit 19. Mai dürfen Fitnessbetriebe wieder geöffnet haben, die wirtschaftliche Lage ist aber nach wie vor schlecht. Und das aus mehreren Gründen: Neben den Lockdowns kommt hinzu, dass der Sommer üblicherweise die schlechteste Zeit ist, um Neukunden zu gewinnen, weil viele auf Urlaub sind. „Viele greifen zudem auf kostenlose Online-Angebote zurück. Andere kommen nicht mehr, aus Angst, sich im Studio zu infizieren“, so Wiesmayr.
Schwer gebeutelte Branche
Eine Tatsache, der auch Christian Hörl, Branchensprecher der Freizeit- und Sportbetriebe mit Bedauern entgegenblickt. „Allein in Wien mussten in den vergangenen Monaten rund 13 Prozent der bestehenden Studios schließen. Und die wahren Probleme werden erst kommen“, meint er. Denn aktuell herrsche aufgrund der Diskussion um eine 1-G-Regelung (Einlass nur für Geimpfte) enorme Unsicherheit. „Die Fitnessbetriebe sind von den vergangenen Monaten sowieso schon schwer gebeutelt. Eine solche weitere Verschärfung wäre katastrophal“, so Hörl und erklärt warum. „Statistisch gesehen liegt das Durchschnittsalter unserer Kunden zwischen 30 und 45 Jahren. In dieser Altersgruppe ist der Anteil der Geimpften aber verhältnismäßig gering. Die Betriebe würden nach den bereits erlittenen Rückgängen noch einmal mit einem Kundeneinbruch von etwa 30 Prozent rechnen. Das ist dann überhaupt nicht mehr wirtschaftlich“, so der Branchensprecher, der selbst 16 Fitnessstudios betreibt. Außerdem habe die 3-G-Regel sehr gut funktioniert, es hätte keine Cluster gegeben.
1-G-Regel könnte Aus bedeuten
Dieser Meinung ist auch Wiesmayr. Sie hält von der 1-G-Regel nichts, weil nicht bedacht werde, welche Auswirkungen dies auf die Branche hat. Und weil sie die Gefahr ihrer Meinung nach nicht banne. „Ich kenne Menschen, die das Virus trotz Impfung weitergegeben haben. Negativ Getestete einfach auszuschließen, halte ich nicht für den richtigen Ansatz.“
Für nicht richtig halten die beiden auch, dass es zwischen Politik und Interessensvertretung keine Kommunikation gebe. „Wir kommen mit unseren Anliegen nicht im Gesundheitsministerium an. Dabei geht es um mehr als nur die wirtschaftliche Situation. Es geht ja auch um die physische und mentale Gesundheit der Bevölkerung“, sagt Hörl. Wiesmayr fühlt sich von der Politik allein gelassen. „Es gibt weder Kooperation noch Kommunikation, stattdessen wird Angst gesät. Dabei bich ich davon überzeugt, dass man eine solche Situation nur gemeinsam lösen kann.“