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Fachkräftemangel: Warum Firmen in Mitarbeiter-Umschulungen investieren sollten

Das Damoklesschwert der Automatisierung schwebt seit Jahren über den Industrien. Von einer zweiten Industriellen Revolution ist auch noch die Rede. Nun gibt es Zahlen: Automatisierung und Digitalisierung wird weltweit 600 Millionen Jobs kosten, das ergab eine McKinsey-Studie rund um Ranja Reda-Kouba.

Aber: es können dadurch auch 750 Millionen neue Jobs entstehen. Durch den technologischen Fortschritt müssten in OECD-Ländern bis 2030 rund 35 Prozent der arbeitenden Personen ihren Beruf wechseln. Für Österreich bedeutet das, dass rund 400.000 bis 500.000 Arbeitskräfte betroffen sein werden.

70.000 Fachkräfte fehlen

Die Automatisierung wird in Deutschland zu einem Fachkräftemangel von rund 700.000 Arbeitskräfte führen. Auf Basis der deutschen Zahlen rechnet man in Österreich von einer 70.000-Fachkräfte starken Lücke. Wegfallen werden laut Wissenschafterin Reda-Kouba vor allem Jobs, die niedrige kognitive Fähigkeiten verlangen und einfache manuelle Tätigkeiten. Denn diese können leicht durch Automatisierung ersetzt werden.

Besonders betroffen werden hierzulande Regionen der Hightech-Fertigung und Industrie, also Unterkärnten und die östliche Steiermark, Inntal und Trauntal sein. Und Regionen, die mit einer besonderen Überalterung und Abwanderung der tech-affinen und jungen Bevölkerung zu kämpfen haben, etwa das Waldviertel.

Mehr Diversität würde Mangel verkleinern

Wer die Vorzeichen erkennt,muss sich nicht in Panik verlaufen, sondern kann sich auf die Zukunft einstellen – sowohl auf Unternehmer-, als auch auf Mitarbeiterseite. „Umschulung und Diversität ist die Lösung des Mangels“, erklärt Ranja Reda-Kouba. „92 Prozent der technologischen Fachkräfte weltweit sind Männer. Das ist regional noch schlimmer, noch weißer, noch straighter. Diverse Teams erzielen effektivere Ergebnisse und können einen wesentlichen Teil der Lücke schließen“, erklärt die Wissenschafterin.

Und: „Unternehmen müssen sich heute ansehen, welche Jobs nicht zukunftsfähig sind und interne Arbeitskräfte für den neuen Bedarf umschulen.“ Um sich für die technologische Zukunft zu wappnen, müssen Unternehmen drei Schritte setzen: „Erstens, müssen Unternehmen das Heute verstehen und sich fragen, was habe ich heute für ein Potenzial – in Qualität und Quantität,“ erklärt Reda-Kouba.

Zweitens, müsse sich gefragt werden, welche Fähigkeiten in drei bis fünf Jahren gebraucht werden. Und drittens stelle sich die Frage, wie die Fachkräfte-Lücke geschlossen wird. Den Mangel könne man entweder teuer über Rekrutierung lösen. Diese Strategie eignet sich, wenn man kurzfristig Fachkräfte braucht.

Am Effektivsten: Umschulungen

Ein weitere Alternative sind konstante Weiterentwicklungen, also lebenslanges Lernen aller MitarbeiterInnen. Der dritte und effektivste Weg sind die Umschulung von bestehenden MitarbeiterInnen. Umschulungen sind deutlich günstiger als Rekrutierungen: Eine Umschulung kostet dem Unternehmen etwa 17.000 Euro, Rekrutierungen ab 25.000 Euro. Zusätzlich tendieren neu rekrutierte MitarbeiterInnen zwei bis drei Mal häufiger dazu, das Unternehmen wieder zu verlassen.

Das interne Potenzial ist groß. Denn auch Arbeitskräfte, die in ihrem alten Job nicht technisch gearbeitet haben, können großes Potenzial haben. „Ein Sachbearbeiter kann in Zukunft Datenmanager in der IT sein“, erklärt Reda-Kouba das Potenzial. Unternehmen würden häufig unterschätzen, wie viele nicht-technologische MitarbeiterInnen man für technologische Jobs umschulen kann.

Und so geht’s: Die Umschulung bestehender MitarbeiterInnen dauert etwa drei bis sechs Monate. „Sie besteht aus drei Elementen“, erklärt Reda-Kouba. „Frontales Lernen, gemeinsames reflektieren mit anderen, die das gleiche Lernen und das Gelernte im Job anwenden.“

Und je näher die Fähigkeiten im alten Job den neuen Anforderungen sind, etwa Stressresistenz desto erfolgreicher und schneller geht die Umschulung.