Wirtschaft/Karriere

Ein Lager voll mit Sammelstücken

Seit siebzehnten März gibt es in der Wiener Berggasse den Vintage Stadl. Eine alte Fabrikshalle im Hinterhof eines imposanten Hauses, vollgefüllt mit alten, neu herausgeputzen Möbeln aus ganz Europa.

Man kann sagen, Osi Asali hat sich lange und intensiv auf sein neues Geschäft vorbereitet. Seit zwanzig Jahren sammelt der in London Geborene und in Wien aufgewachsene Sohn einer Italienerin und eines Palästinensers alte Möbel. Er studierte Wirtschaft, arbeitete viele Jahre als Manager in Konzernen der Pharma- und Papierindustrie. "Ich habe alles so gemacht, wie es die Eltern von ihrem Sohn erwarten", erklärt Asali. Aber dann habe er "Aus" gesagt.

Das Aus kam spontan, wie immer, wenn er Entscheidendes entscheidet. Es kam, weil er mit sich und seinem Leben nicht mehr glücklich war. "Ich war dauernd auf Reisen, habe meine Kinder kaum gesehen, habe viel gearbeitet – ich wollte das alles nicht mehr." Seine Passion waren Kochen und Essen, Möbel und Einrichten. Beides wollte er in einem neu ausgerichteten Leben verwirklichen. Er kündigte.

1. Gastro, 2. Möbel

"Es hat sich relativ schnell ein Lokal ergeben, ich habe es gekauft und betrieben", erzählt Osi Asali. Die Manameierei im 17. Bezirk – kennt man. Schnell kam die Ernüchterung, dass ein Lokal anders ist, als privat für Freunde zu kochen. Das Restaurant lief besonders gut. "Es war immer voll. Das ist dann wie ein Managerjob – auch nicht besonders familienfreundlich." Nach zwei Jahren verkaufte er das Lokal, verkaufte es "gut", wie er schmunzelnd sagt. "Am Ende bin und bleibe ich eben doch auch immer ein guter Händler."

Der Erfolg, den er in der Manameierei hatte und das Kapital aus dem Verkauf sind der angenehme, sichere Hintergrund für die Gründung des Vintage Stadls – einem Showroom für schönes Wohnen. Das sei viel wert, denn deshalb werde er "nicht nervös, wenn ein Tag einmal nicht so gut läuft." Erst seit eineinhalb Wochen ist der Vintage Stadl in Wien eröffnet – über einen Kundenmangel kann er sich seither nicht beschweren.

Dass der Vintage Stadl in der Bundeshauptstadt und nicht in Niederösterreich eröffnete, ist den Behörden geschuldet. "Unvorstellbar, wir kreativ die Beamten in Niederösterreich waren, um zu verhindern, dass ich dort aus einem Stadl einen Showroom mache", ist Asali immer noch irritiert. "Aber wir sind flexibel wie ein Gummiringerl und machen’s eben jetzt in Wien – vielleicht ohnehin der bessere Markt." So kam es, dass Osi Asali den Showroom für schönes Wohnen in Wien-Alsergrund fand, die Immobilie ist von einer Bekannten. Hier verkauft er nun, was er zwanzig Jahre lang in ganz Europa zusammen gesammelt hat: alte Möbel, die er aus dem "übervollen Lager in Niederösterreich", wo er gar nicht weiß, was da alles drin ist, nach Wien bringt und die er gemeinsam mit der Tischlerin Marion Thurner herrichtet. Ausschließlich Einzelteile, deren Idee und Design spontan entsteht. Da wird ein Eisengestell mit einer alten Holztür zu einem Küchentisch. Oder ein Weinfass zu einem Couchtisch. Wobei sich das Duo nicht als Möbeldesigner aufspielen will, das klinge so hochtrabend. Die Einfälle sind intuitiv.

Ein Ziel oder einen Plan für die Zukunft? Gibt es nicht. "Ich habe immer viel geplant und es ist immer alles anders gekommen", sagt Asali. Jetzt ist er flexibel – seine wichtigste Lebenserkenntnis. An die neue Geschwindigkeit im Vintage Stadl muss er sich allerdings erst gewöhnen. Nach der Konzernkarriere und den Jahren in der Gastronomie herrscht hier eine "verwirrende Ruhe". "Du musst an deinem Selbstvertrauen arbeiten, wenn du etwas eigenes machst und es muss dir wurscht sein, was andere davon halten", streicht Osi Asali hervor. Weil Status und Prestige gibt es für Top-Manager, nicht aber für Wirte oder kreative Altmöbelhändler. Nachsatz: "Aber ich bin jetzt echt happy."

1. Ich glaube, man sollte nicht zu viel auf andere hören, sondern lieber auf sich selbst und sein Bauchgefühl. Wichtig: Suche dir ein berufliches Umfeld, das zu dir passt. Vermeide Leute, die dich runterziehen, vermeide auch Leute, die dich bewundern. Du brauchst die, die dich inspirieren.

2. Halte die Kosten niedrig! Anfangs muss man investieren, aber auch da sollten die Kosten im Rahmen bleiben. Bei den laufenden Kosten wie Miete oder Personal warne ich: möglichst niedrig ansetzen, nicht größenwahnsinnig werden und realistisch bleiben.

3. Bleib flexibel! Das ist meine wichtigste Erfahrung, weil man nie weiß, was kommt. Heute wollen alle Biedermeier-Möbel, aber morgen? Ich wollte eigentlich in Niederösterreich meinen Showroom eröffnen, jetzt bin ich in Wien. Wer flexibel bleibt, dem eröffnen sich neue Möglichkeiten.

4. Löse dich von den Existenzängsten, indem du das schlimmste Szenario durchdenkst und dir ausmalst, was passieren könnte. Heraus kam bei mir: ich brauche wenig Geld für ein glückliches Leben und meine Kinder auch.

5. Wenn man sich selbstständig macht, muss man an seinem Selbstbewusstsein arbeiten. Man definiert sich nicht über einen Konzern oder einen Job, sondern nur noch über sich selbst und seine Unternehmung. Es muss dir wurscht sein, was andere davon halten. Du bist dann Wirt oder Händler und das ist weniger prestigeträchtig als Manager. Damit muss man umgehen können.