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Diskriminierung an Hochschulen

Fast jeder vierte Student (23 Prozent) hat sich bereits diskriminiert gefühlt. Das zeigt eine am Dienstag präsentierte Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS). Überdurchschnittlich häufig betroffen sind Studierende an Kunstunis (32 Prozent), seltener jene an Fachhochschulen (17 Prozent). Insgesamt 72 Prozent der Betroffenen gaben an, die Vorfälle nicht gemeldet zu haben.

Für die im Auftrag der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) durchgeführte Studie wurden Ende 2014 Selbsteinschätzungen von 3.660 Uni- und Fachhochschul-Studenten online abgefragt. Frauen (27 Prozent) fühlten sich häufiger diskriminiert als Männer (18 Prozent), Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (31 Prozent) ebenfalls häufiger als der Durchschnitt. Bei den Ausländern machten Personen von außerhalb der EU (42 Prozent) häufiger Diskriminierungserfahrungen als etwa Deutsche (32 Prozent).

Die Studienautoren konzentrierten sich primär auf Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts und der Herkunft. Erlebt werden diese vor allem in Lehrveranstaltungen (14 Prozent), in Lern- und Arbeitsgruppen (fünf Prozent) bzw. bei Prüfungen (vier Prozent). Als Hauptakteure der Diskriminierung halten sich andere Studenten und Lehrende (je zwölf Prozent) die Waage. Ausnahmen: Kunstuni-Studenten fühlen sich überdurchschnittlich häufig von Lehrenden diskriminiert als Studenten an anderen Hochschule, Ausländer (an allen Hochschulen) vor allem von anderen Studenten.

Verbale Angriffe und zweideutige Witze

Als häufigste Diskriminierungsformen wurden verbale Angriffe oder zweideutige Witze (zehn Prozent), Zuschreibung von Unvermögen/Stereotypisierungen (ebenfalls zehn Prozent), Verwendung diskriminierender Begriffe (acht Prozent) und die Ungleichverteilung von Ressourcen (sieben Prozent) genannt. Ein knappes Prozent führte sogar körperliche Gewalt an. Zehn Prozent der Frauen und drei Prozent der Männer fühlten sich rein aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert.
Studienautorin Berta Terzieva machte bei der Präsentation auf die Schwierigkeit der Einordnung aufmerksam: „Die Empfindung von Diskriminierung unterscheidet sich von Person zu Person und von Fach zu Fach.“ Die stärkere Betroffenheit an Kunstunis habe etwa mit dem hohen Frauen- und Ausländeranteil sowie den kleineren Gruppen dort zu tun, die die Diskriminierung durch Lehrende begünstige.

Geschlechtsspezifische Diskriminierung

Geschlechtsspezifische Diskriminierung geht häufiger als andere Diskriminierungsformen von Lehrenden aus, herkunftsspezifische Diskriminierung eher von Mitstudenten. Immerhin jeder zehnte Student gab an, dass ein geringerer Ausländeranteil für das Klima an Hochschulen besser wäre, ein Viertel plädierte für einen eingeschränkten Zugang von Ausländern zu Hochschulen.

ÖH-Vorsitzende Julia Freidl (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ) forderte offizielle Anlaufstellen für Studenten nach Diskriminierungen. So gebe es noch nicht an allen Hochschulen Arbeitskreise für Gleichbehandlungsfragen. Lehrenden müsse außerdem Genderkompetenz vermittelt werden, in Lehrveranstaltungen solle es außerdem ein Reißverschlusssystem bei Rednerlisten geben. Wichtig sei auch die Verwendung geschlechtergerechter Sprache.