Wirtschaft/Karriere

Dienstreisen: Persönlich geht’s am besten

Video-Besprechung mit den amerikanischen Kollegen in der Früh, mittags eine Telefonkonferenz mit japanischen Kunden und ein Skype-Chat mit einem potenziellen Lieferanten am Abend. Die Kommunikations-Technologien helfen im Job-Alltag und ermöglichen uns, die Arbeit vom Endgerät aus zu erledigen – egal, ob im Kaffeehaus, Büro oder Zuhause. Das stimmt nur bedingt.

Eine Studie des deutschen Reiseverbands ergab, dass der persönliche Kontakt für Manager und Kunden – trotz moderner Möglichkeiten – unverzichtbar ist. Mehr noch: die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Dienstreise als modernes Management-Tool gesehen werden – und dementsprechend auch budgetär beachtet werden sollten. Denn: Mitarbeiter machen mit ihrer Präsenz beim Kunden nicht nur gute Werbung, sondern sind auch bei Verhandlungen und Vertragsabschlüssen viel effizienter als online. Persönliches Aufeinandertreffen schaffe außerdem Vertrauen und Sympathie und damit die Grundlage für langfristige Geschäftsbeziehungen.

Emotionale Geschäfte

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Zahl der Geschäftsreisen in Österreich, trotz Skype und eMail verdoppelt. „Das überrascht mich gar nicht“, sagt Geschäftsführer der A.T. Kearney Management-Beratung Florian Haslauer. Seit 20 Jahren besucht er Kunden auf der ganzen Welt persönlich und weiß, der face-to-face-Kontakt steht außer Konkurrenz. „Unsere Klienten würden das auch anders nicht akzeptieren. Sie erwarten, dass wir zu ihnen kommen“, sagt er. Sonst fehle die die Atmosphäre, die Chemie.

"Sie erwarten, dass wir zu ihnen kommen"


Österreichweit werden 82 Prozent aller Telefonkonferenzen und 48 Prozent aller Videokonferenzen somit nur für interne, nicht für externe Kommunikation genutzt. „Vor allem im Dienstleistungsbereich spielt die emotionale Ebene eine wichtige Rolle“, erklärt er. Vertragsabschlüsse würden zum Großteil auf Vertrauen basieren, welches am Bildschirm oder im Hörer schwer vermittelbar ist.

Economy statt Business

Die Bedeutung von Dienstreisen schlägt sich, laut Studie, aber nicht immer in der strategischen Ausrichtung von Unternehmen nieder. Immer häufiger wird hier an falscher Stelle der Rotstift angesetzt. Gespart wird laut Haslauer aber auch sinnvoll: Die Hälfte der österreichischen Unternehmen bucht nur mehr Billigflüge. „Manager und Vorstände fliegen heute Economy-Class. Die Business-Class bleibt halb leer.“

1,3 Millionen Österreicher waren im vergangenen Jahr geschäftlich auf Reisen. 3,9 Millionen Dienstreisen haben sie unternommen. Den persönlichen Kontakt mit den Kunden ließen sich die ansässigen Unternehmen sechs Milliarden Euro kosten – die Reiseausgaben haben somit erstmals das Vorkrisen-Niveau erreicht. Auch waren seit dem Jahr 2000 nicht mehr so viele Menschen geschäftlich unterwegs. Die Reisenden sind meist zwei bis drei Tage weg – nur jede zehnte Geschäftsreise kommt ohne eine Übernachtung aus. Die Hauptreiseziele sind neben Reisen im Inland Deutschland, Schweiz und Italien. Drei-Sterne-Hotel-Nächtigungen nehmen zu, gereist wird primär mit dem Auto und dem Flugzeug.