Die Visitenkarte: Klein, aber mit großer Wirkung
Von Sandra Baierl
Alles digital ist der Trend, dem die moderne Gesellschaft auf allen Linien folgt. Wir skypen, wir twittern, wir xingen, wir schreiben elektronische Nachrichten auf Computern und auf smarten Telefonen. Das Büro wird zunehmend papierlos, Aktenschränke verschwinden, fotografiert wird digital und wir speichern ab in der Cloud.
Aber die Visitenkarte bleibt. Das kleine, starke Stück Papier leistet kräftigen Widerstand: kein Verkäufer kommt ohne sie aus, Manager und Vorstände sowieso nicht.
Warum das so ist? Wenn’s persönlich wird, im direkten Gespräch zweier Menschen, die sich gegenüberstehen, ist die Visitenkarte der erste Ausweis der Identität. Sie offenbart: Das bin ich, zeigt Name, Firma, Funktion und Kontaktdaten – übersichtlich auf zirka acht mal fünf Zentimeter Papier zusammengefasst. Der Austausch erfolgt, ein Ritual, das es seit Beginn des 19. Jahrhunderts gibt. Die Medienwissenschaftlerin Annett Holzheid beschreibt die Visitenkarte als zentrales Medium der Besuchskultur von früher. Man gab vor einem Anstandsbesuch höflich-distanziert die "Besucherkarte" ab und ermöglichte dadurch dem Gastgeber, sich auf das Treffen vorzubereiten. Auch heute noch hat die Karte einen Wert, vor allem dann, wenn darauf sogar die Mobiltelefonnummer abgedruckt ist – für die direkte, unkomplizierte Verbindung. Sie ist eine Wertschätzung für den Karten-Empfänger und drückt Vertrauen aus, weil es einen direkten Kommunikationskanal öffnet. Ablöse durch ein digitales Medium? Noch lange nicht in Sicht.