Wirtschaft/Karriere

Der Stoff für die Zukunft: Textilien mit Viren-Blocker

Von Claudia Weber

Hannes Steiner war besorgt. Im März 2020 brachen bei ihm, wie bei vielen im ersten Lockdown, sämtliche Umsätze weg. „Wir waren bei den Einnahmen tatsächlich bei Null“, sagt er. Seit 2013 produzieren sein Team und er Sportbekleidung unter der Marke Sansirro in der Steiermark.

„Wir mussten rasch umdenken, kreativ sein und umplanen“, so der 42-Jährige. Noch im März 2020 startete Steiner die Produktion von waschbaren, individuellen MNS-Masken. „Danach haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir Menschen noch besser schützen können und wie man einen besseren Schutz mithilfe von Textilien erreichen kann.“

Stoffe, die gegen Viren wirken

Die Idee entstand, Stoffe zu produzieren, die gegen Viren und Bakterien wirken. Das Schweizer Unternehmen HeiQ Viroblock lieferte die Basistechnologie. „Wir entwickelten den Stoff weiter, so wurde er auch schmutz- und flüssigkeitsresistent. Es entstand das Produkt Virusfree, ein Textil, das nachweislich Viren, Bakterien und Pilze deaktiviert.“

Und das funktioniert so: Die Textilien sind chemisch behandelt. Sie enthalten Biozide auf Basis von recyceltem Silbersalz. Der Wirkstoff Silberchlorid sorgt schon nach wenigen Minuten für eine antivirale, antibakterielle und antimikrobielle Wirkung.

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Für Türklinken, Lichtschalter, Einkaufswägen

„Die Technologie ist ISO-zertifiziert, damit ist die Beweisgrundlage für die Wirksamkeit des Verfahrens geschaffen“, so Steiner. Der Stoff wird anschließend bedruckt, genäht und ist dann vielseitig einsetzbar. „Zuerst dachten wir an Türklinken und dem Textil zum Darüberstülpen, um das Infektionsrisiko zu minimieren.“

Danach folgten Stoff-Aufkleber für Lichtschalter, ein Textilschutz für Einkaufswägen, eine MNS-Maske, ein Fingerschutz und Handschuhe. „Das Textil ist bis zu 30 Mal waschbar, bevor es die Funktion verliert.

Somit sind die Handschuhe auch eine umweltbewusste Alternative zu Einweghandschuhen. Wir haben uns ausgerechnet, dass ein Handschuh von uns ca. 180 Einweghandschuhe ersetzt.“

Virusfreien Trikots

Steiner, der seine Leidenschaft zu Textilien über Fußball entdeckte und vor über 20 Jahren anfing, Fußballtrikots zu bedrucken, ist am Anfang des neuen Jahres froh, so rasch gehandelt zu haben. „Das rasche Handeln hat unserem Unternehmen gutgetan, war aber auch eine Herausforderung. Wir hatten am Anfang in einer Woche eine Nachfrage von MNS-Masken und den Virusfree-Produkten in der Höhe unseres normalen Jahresumsatzes. Das zu bewältigen war eine große Herausforderung.“

Millionen-Umsatz

Anfang der Pandemie hatte Steiner zehn fix angestellte Mitarbeiter, jetzt sind es zwanzig. „Mit den Externen kommen wir sogar auf 50.“ Sein Umsatz lag 2019 bei 1,2 Millionen Euro.

Das Jahr 2020 konnte Steiner dank der Innovation mit vier Millionen beschließen. „Das gelang uns nur, weil wir als Team an einem Strang gezogen haben“, ist Steiner überzeugt. Produziert wird nach wie vor in der Steiermark.

Produktion, Seniorenheime, Apotheken

Abnehmer des innovativen Textils sind vor allem Unternehmen in der Produktion, Altersheime, Apotheken. „Wir wollen dieses Jahr aber auch in den Einzelhandel, damit die Produkte an den Endkunden kommen.“

Außerdem plant Steiner zu exportieren – nach Deutschland, Russland und in die USA. Steiner ist nicht nur davon überzeugt, dass die Normalität noch ein wenig auf sich warten lässt und daher Textilien wie seine einen großen Mehrwert für die Gesellschaft haben, sondern auch, dass die Menschen künftig vorsichtiger sein werden und damit hygienischer.

Intelligente Kleidung

„Ich denke, die MNS-Maske wird uns noch lange bleiben.“ Steiner, der mit seinem Unternehmen in diesem Jahr auch ein Smart-T-Shirt auf den Markt gebracht hat, das den Puls und den Atem eines Menschen misst, setzt gern auf die Technologie.

„Das normale T-Shirt wird künftig intelligent sein. Es wird alle Daten vom Körper messen, uns vor Viren und Bakterien schützen können und komfortabel zu tragen sein.“