Der Pizzaofen, der zum Kunden kommt
Es ist ein Projekt von zwei gestandenen Unternehmern. Einem erfolgreichen Gastronomen, der sein Können seit Jahren mit dem Bistro "Le Bol" am Neuen Markt und der Brasserie "Stadtboden", ebenfalls im ersten Bezirk in Wien, beweist. Und einem Agenturbesitzer, der seit mehr als 20 Jahren mit seiner "Produktionswerkstatt" im Geschäft ist. Omar Shoukry (43) und Thomas Kuhn (45) wollten "halt wieder was Neues machen. Darum geht’s doch im Leben, oder?" sagt Kuhn.
Doch um sie als Person soll es beim Unternehmen "Pizza Mobile" nicht gehen. Ein gestelltes Foto von ihnen und ihren kultigen Food Trucks, die seit Ostern durch Österreich fahren, ist nicht zu kriegen. Wird es wohl auch nie, erklärt Kuhn. Sie wollen nicht im Rampenlicht stehen, sie wollen Pizza verkaufen.
Ein wenig ins Rampenlicht rücken muss man sie aber schon. Denn ohne Gründer-Duo kein Pizza Mobile. Vor einem Jahr kam Shoukry mit einem Foto von einem umgebauten amerikanischen Food-Truck zu Kuhn. Schnell war klar: "Das ist der Missing Link zwischen mir und ihm, das vereint alles, was wir lieben. Das machen wir", so Kuhn. "Es brauchte ohnehin wieder etwas, an dem ich mich ausbrennen kann."
Shoukry, der bedachte Gastronom mit dem Blick fürs Detail, für Raum und Stimmungen, und Kuhn, der Bastler und Motor-Freak mit einem Händchen fürs Grobe, mieteten sich eine Halle und gingen an die Arbeit. Sie kauften einen großen alten Truck, einen Steyr 480 und Kuhn brachte auch noch seinen privaten Pinzgauer, ein altes österreichisches Militärfahrzeug, in die Geschäftsbeziehung ein. Ein halbes Jahr lang bastelte er am Umbau der beiden Autos. "Dafür haben wir tief in die Tasche gegriffen. Das Startkapital kommt zu 100 Prozent von uns".
Der große Wagen ist heute ein komplettes, mobiles Restaurant geworden. Im umgebauten Container steht ein italienischer Holzofen, es gibt einen Wasseranschluss und einen Arbeits- und Kühltisch. Der Pinzgauer hingegen ist nur "fahrender Ofen".
Eine tiefe Liebe
Beide sind ihrer Geschäftsidee verfallen. Eine bloße Liebhaberei soll Pizza Mobile aber nicht werden, das Geschäftskonzept nehmen sie ernst. Derzeit arbeiten sie zur Hälfte in ihren eigenen Betrieben, zu 50 Prozent stehen sie bei jeder Ausfahrt hinterm Tresen, zwei Pizza-Köche arbeiten bei großen Aufträgen mit. Kuhn schließt eine Vervielfältigung der Trucks für Franchisenehmer oder Vermieter später einmal nicht aus. "Aber erstmal müssen wir ein bisschen Geld verdienen." Wie das am besten geht, probieren sie gerade aus: Sie verkaufen bei großen Veranstaltungen, wie etwa dem Urban Art Forms Festival diese Woche in Graz oder dem Donauinselfest vergangene Woche in Wien. Und sie kommen auf Anfrage: in Büro-Höfe zu Mittag, zu Geburtstagsfeiern, auf Firmenfeste. Ihr Angebot: Ein Viertel Pizza um rund 3,80 Euro an einem öffentlichen Standplatz, beim Catering wird der Preis verhandelt.
Das mobile Restaurant-Geschäft ist aber risikoreich. "Wenn es bei großen Veranstaltungen mal regnet, kommt keiner und es wird ein Null- oder sogar ist ein Verlustgeschäft. Das ist wirklich nur was für gestandene Unternehmer, für alte Hasen und Glücksritter wie uns", so Kuhn.
Das Lebensgefühl, das sie durch ihr neues Business erlangen, ist ihnen das Risiko wert. "Wir sind bei dem Projekt wieder zum Kind geworden." Sie machen Feuer, sie kneten Teig, sie fahren mit Oldtimern, wohin es sie verschlägt – ein Bubentraum, der sich erfüllt hat. "Wenn ich eine Pizza esse, den Wagen anschaue und vielleicht auch noch ein Glas Chianti dazu trinke, denke ich mir oft: Wow. Was will ich mehr?"
Ich habe mir beim Gründen überlegt: Was würde ich jemandem empfehlen, der auch so etwas vorhat? Es kam raus: „Mach’s gscheit und nicht halbert.“ Das wollte ich dann auch selber einhalten. Es gibt Millionen halbe Sachen auf der Welt. Es bringt nichts, noch eine zu machen.
Man sollte wissen, dass man bei einem Projekt ungefähr 20 Prozent höhere Kosten einkalkulieren muss. Es kostet immer mehr, und das zu wissen ist überlebenswichtig. Wenn man das Projekt zu 75 Prozent fertigstellt und dann erst merkt: es geht sich nicht aus, wird die Geschichte schrecklich. An diesen letzten 20 Prozent sollte auf keinen Fall gespart werden. Der Feinschliff ist wichtig, er gibt dem Produkt Charakter. Man sollte das Projekt zum Schluss nicht verwässern lassen.
Durchhalten und das Festhalten an einer Geschichte sind entscheidend. Auch bei Pizza Mobile gab es ein paar Momente, wo ich dachte: Ich lass es einfach, da gibt’s zu viele Probleme, es ist zu kompliziert. Man muss dranbleiben.
Hätten wir das Projekt nicht aus eigener Tasche finanziert, hätte es gut mit Crowdfunding funktionieren können. Es gäbe Bilder und Entwürfe zum Zeigen, die Leute mögen das. Ich denke, Crowdfunding ist die Finanzierung der Zukunft.
Man sollte die Idee möglichst vielen Leuten erzählen und dadurch überprüfen, wie schnell sie verstanden wird. Ich habe den Menschen immer ein Bild von einem Truck gezeigt und dann auf ihren Ausdruck geachtet. Je simpler eine Idee ist, desto besser.