Der erste Eindruck zählt: Mach dich bereit
Zwei junge Frauen wollen mit Geld aus der Firmenkasse Drogen kaufen. Sie rufen ihren Dealer an. Er kommt und erfüllt jegliches lächerliche Klischee, vom gegelten Haar bis zum ausländischen Akzent. Sie tauschen Geld gegen Pulver. Am Ende werden die Mädls erwischt und verlieren wahrscheinlich ihre Jobs.
So ein Verhalten wird nicht geduldet. Nirgends. Schon klar, das Filmchen mit dem Drogendealer, das Jugendliche im Rahmen eines Ethik-Kurses produziert haben, ist überzogen, ein Extrembeispiel, das in der wahren Jobwelt nur selten vorkommt. Ganz im Gegenteil zu anderen kleinen Respektlosigkeiten, Boshaftigkeit und falschem Auftreten – die kommen leider recht häufig vor. Wie auch das Auftragsbuch der Jugendtrainings-Agentur Workshopper zeigt. Trainerin Patricia Hoffmann sagt: "Die Jugendlichen wissen, wie man sich benimmt und was man darf und was nicht. Aber ob sie es in der Praxis umsetzen, ist eine andere Frage." Mit den Videos und anderen interaktiven Tools entsteht in den Workshopper-Kursen eine regelmäßige Diskussion darüber, was es braucht, um sich beliebt zu machen.
Eine Frage der Vorbilder
Ein Unternehmen, das die Dienste der Workshopper in Anspruch nimmt, ist die Stadt Wien. 700 Lehrlinge sind dort in den unterschiedlichsten Berufen in Ausbildung. "Sie sind ein Teil dieser Maschinerie, die aus 65.000 Mitarbeitern besteht und diese Stadt am Laufen hält", sagt Christian Schendlinger, Leiter vom Lehrlingsmanagement der Stadt Wien. Und weiter: "Es geht hier darum, Empathie, soziales Verständnis, Gleichbehandlung, Antidiskriminierung, ein Gespür für Menschen zu entwickeln."
Schendlinger ist kein polternder gestresster Manager, viel mehr ein Chef, der es gut meint. In Trash-TV-Sprache: Mehr so wie Frank Rosin, weniger wie Tim Mälzer. Vielleicht ist Schendlinger so geworden, weil er selbst als Lehrling bei der Stadt Wien angefangen hat und alle Stationen durchgemacht hat. Seit 2012 ist er nunmehr in seiner jetzigen Position.
Ein Anspruch der Arbeitswelt ist neben korrektem ethischen Verhalten auch ein professionelles Auftreten. Was dazu gehört: Bluse nicht bis zum Bauchnabel geöffnet zu tragen und lieber Understatement im Make-up als Drama-Lashes. Für Männer gilt: Jeans mit Hemd ist gut oder ein einfärbiges T-Shirt zur lässigen Anzughose. Und Basics, wie in die Augen schauen und ein fester Händedruck. Weil es ohnehin so unabwendbar wie Schönheitsoperationen für die Kardashians ist, hier ein paar weitere Regeln für den Arbeitsdschungel:
Im Job
Wenn ihr denkt, die Schule ist anstrengend und fordert, wartet, bis ihr den ersten Job habt. Wenn ihr es nämlich richtig macht, seid ihr am Ende eines einzigen Arbeitstages so müde wie nach einem dreitägigen Festival. Aber: Nur so kommt man nach oben, nur so kann man sich selbst verwirklichen und gutes Geld verdienen. Das Gute an einem Job ist: Ist es der richtige, kommt man in einen Flow und merkt gar nicht, dass es Arbeit ist. Da müsst ihr hin: Voll in euer Element. Alles andere wäre eine Verschwendung eures Lebens. "Gute Umgangsformen sind eine Notwendigkeit, wenn man im Job weiterkommen möchte“, sagt auch Wolfgang Retzl, Lehrling bei der Stadt Wien.
1. Grüßen – wirklich immer und alle! Und zwar mit "Guten Tag" , nicht mit einem saloppen "Hallo" – außer ihr arbeitet bei Facebook oder einer Werbeagentur
2. Sich vorstellen, wenn man jemanden nicht kennt. Etwa: "Mein Name ist Maximilian Bozinovic. Ich arbeite seit einem Monat in der Verrechnung. Es freut mich, Sie kennenzulernen"
3. Interesse und Respekt zeigen, aber ruhig auch mal Humor zeigen
4. Pünktlich sein
5. Vor dem Eintreten anklopfen
6. Wort halten
7. Ausreden lassen
8. Lass dich nicht gehen, bewahre Haltung und komm nicht verkatert ins Büro. Wenn wir schon dabei sind: Frühstücke und putz die Zähne
9. Das Du-Wort bietet in der Regel immer der Ältere und immer die Frau an
10. Die Freundin oder den Freund nicht vor der Firma leidenschaftlich abschmusen
Uni/FH/Berufsschule/Kurs
An der Hochschule ist die lang ersehnte Selbstständigkeit endlich Wirklichkeit geworden. Was dieser große Schritt auch bedeutet: Stundenplan erstellen, Aufgaben ohne Erinnerung machen, Gruppenarbeiten organisieren – alles muss man selber machen. Um ein Durcheinander zu vermeiden und vielleicht ein Semester zu vergeuden, werden Orientierungslehrveranstaltungen für die Erstsemestrigen angeboten. Auch die Studienrichtungsvertreter sitzen nicht nur rauchend und philosophierend in ihren kleinen Kammerln, sondern geben gerne Auskunft.
Das ist zu tun:
1. Freundlich sein – mach dich nicht über Studi-Kollegen und Vortragende lustig
2. Biete Kolleginnen Hilfe an und lass sie ruhig auch mal Unterlagen kopieren (wenn sie das ständig wollen, sprich an, dass dich das nervt)
3. Stell in der Vorlesung Fragen
4. Werde in einer Vorlesung mal so richtig emotional – aber komm auch wieder runter
5. Mach Aufgaben und wenn nicht, gib offen zu und erspar dem Professor "Mein Hund hat draufgepinkelt"-Ausreden
6. Nicht einschlafen! Niemals!
7. Nicht plagiieren! Niemals!
8. Versuche ehrenamtliches Engagement oder mach Uni-Politik
9. Wenn du es dir nicht merken kannst, schreib es auf
10. Besserwisser gibt’s an der Uni schon genug – bleib locker
Im Umgang mit der Technik
Tatsache ist, dass ihr euch mit technischen Geräten, Apps und in Sozialen Netzwerken wahrscheinlich wesentlich besser auskennt als euer Chef, Professor oder Ausbildner. Wieso diesen elf Meter an den Gegner verschenken? Seid hilfsbereit und zeigt ihnen, was ihr wie verwendet. Schlagt zum Beispiel eine App vor, die Arbeitsprozesse vereinfacht oder die Organisation erleichtert oder startet eine WhatsApp-Arbeitsgruppe. Hier noch ein paar weitere Tipps, die euch Sympathiepunkte bringen:
Das ist zu tun:
1. Sollte eigentlich klar sein: Nicht online über den Chef, die Kollegen, die Firma schimpfen und nicht aus dem Krankenstand Fotos von einer Party posten
2. Überhaupt keine schmuddeligen Bilder auf irgendeinem Social-Media-Kanal posten – aber auch nicht bierernst sein
3. Besser nicht während der Arbeitszeit surfen oder posten
4. Auch in eMails Respekt zeigen
5. eMails immer mit einer offiziellen Anrede beginnen und förmlich beenden – und ab dem dritten "Re:" den Betreff ändern
6. Korrekte Rechtschreibung nicht vergessen
7. Zeitnah antworten
8. Zuhören, wie sich die Kollegen am Telefon melden und es ihnen gleichtun – oder nachfragen, ob es eine offizielle Form gibt
9. In Meetings, Konferenzen und im Gespräch das Handy leise schalten und nicht ständig darauf schauen oder gar im Internet surfen
10. Geht gar nicht im Großraumbüro: Lauthals private Gespräche am Telefon führen