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Der Eliteruderer

Seit Sonntag steht es 82:79. Im prestigeträchtigsten Ruderduell der Welt über 6,78 Kilometer setzte sich der Achter von Cambridge nach 18:39 Minuten mit zweieinhalb Bootslängen Vorsprung durch. Zum 162. Mal, seit 1829, traten die beiden Ruderclubs gegeneinander an. Cambridge siegte, nach drei Niederlagen gegen Oxford in Serie, zum 82. Mal.

Um 16.10 Uhr am Sonntag erfolgte der Startschuss, abgestimmt auf die Gezeiten. 350.000 Zuseher standen zu dieser Zeit entlang der Themse zwischen Putney und Mortlake – das Spektakel hat in London Volksfestcharakter und sorgte bei Clemens Auersperg für Gänsehaut. Der 24-jährige Linzer, 2,04 Meter groß und 90 Kilo schwer, ist Cambridge-Student (Master in Wirtschaftsgeschichte) und Teil des Siegerteams. Er rudert auf Position vier im Achter. Für den Ruderprofi (Junioren-WM 2008, WM 2015) war dieses Rennen überhaupt der Grund, um in Cambridge zu studieren.

KURIER: Cambridge hat zuletzt drei Mal verloren – wieso habt ihr jetzt gewinnen können?

Clemens Auersperg: Wir sind heuer ein extrem starkes Team. Die viele harte Arbeit mit einem relativ neuen Trainer hat sich ausgezahlt.

18:39 Minuten rudern – wann ist da die schwierigste Phase?

Es war ziemlich windig und es hat beim Start lange gedauert, bis die Boote richtig ausgerichtet waren. Wir waren am Start sehr zuversichtlich, haben uns gegenseitig motiviert. Dann folgt der Startschuss und es wird richtig laut. Die Menschen jubeln und eine Schwadron von 30 Booten, Presse und Promis, folgt den Ruderern. Minute drei bis sechs waren am anstrengendsten. Da war Oxford noch mit uns in Kontakt. Aber ab der Hammersmith-Brücke war klar, dass wir vorne liegen.

Gibt es ein Preisgeld?

Ich habe noch keines gesehen. Den Pokal bekommt der Club. Jeder Ruderer bekommt eine Medaille. Es geht aber ums Erlebnis, um Ruhm, Ehre und Tradition. Und unsere Namen werden auf der Tafel im Ruderclub eingraviert.

Wie habt ihr trainiert?

Wir sind alle schon mindestens zehn Jahre Ruderer. Speziell auf dieses Rennen haben wir seit Anfang September hintrainiert. Sieben Monate lang, 13 Einheiten pro Woche. Das Training ging täglich um 5.30 Uhr los, bis 9 Uhr. Dann Uni und lernen. Von 13.30 Uhr bis 18 Uhr dann das zweite Training. Gefolgt von Physiotherapie, Massagen, lernen und um halb neun schlafen gehen.

Wie kann man das hohe Trainingspensum mit dem Studium vereinbaren?

Es geht sich aus, aber man ist sehr gefordert. Das Wichtigste ist: Zeitmanagement und Einteilung. Wir lernen im Bus, nützen jede Zeit, die wir finden. Ich habe zuvor an der Columbia in New York studiert. In Amerika und England kann man Sport und Universität gut kombinieren. In Österreich ist das schwierig: Wir haben kein System, wo das eine auf das andere Rücksicht nimmt.

Was bringt Rudern der Karriere?

Das Rudern hilft meiner Karriere, weil ich dabei sehr viel gelernt habe: Teamwork, harte Arbeit, Zielsetzung, Opfer bringen, Disziplin und Zeiteinteilung. Das alles lernt man im Spitzensport.

Was kommt jetzt? Was wollen Sie beruflich werden?

Ich will glücklich bleiben. Was ich momentan mache, macht mir extrem viel Spaß. Ich will auch weiterhin gefordert sein und in einem motivierten Team arbeiten. Im September werde ich bei McKinsey in Wien anfangen. Den Job hätte ich schon vor einem Jahr antreten sollen, aber ich durfte für das Boat-Race um ein Jahr verschieben.