Den Gründern fehlt das Geld
Von Sandra Baierl
Für Markus Roth, den Chef der Jungen Wirtschaft, hat die Befragung seiner Mitglieder einen Kristallkugel-Effekt: Über die Berichte aus der Praxis könne man gut in die nahe Zukunft blicken, sehen, wie es der österreichischen Wirtschaft generell gehe.
890 Jungunternehmer hat man aktuell befragt, zu Konjunktur und Finanzierung junger Unternehmen. Mit dem Ergebnis: Die Grundstimmung ist etwas besser als im Jänner, in Teilbereichen – eben etwa in Bezug auf Finanzierung und Bankagenden – aber immer noch gedrückt (siehe Kasten). Für Markus Roth sind die jungen Unternehmer ein Ruhepol, eine Gruppe, die ihr Ding macht, ohne sich von Außenfaktoren groß aus dem Tritt bringen zu lassen. Deshalb erwarten 45 Prozent der Befragen eine gleichbleibende Ertragslage, 19 Prozent sogar eine sich verbessernde. Was auch Grund dafür ist, dass sie die Investitionstätigkeiten konstant halten möchten.
Markus Roth, selbst IT-Unternehmer seit dem Alter von 22, spricht über die junge Wirtschaft in unserem Land, das "an sich eh ganz gründerfreundlich ist".
KURIER: Warum wird man selbstständig in diesem Land?
Markus Roth: Eine der Hauptgründe ist die Selbstverwirklichung. Etwas zu machen, was man sich erträumt hat, sein eigener Herr zu sein. Es ist ein anderes Lebensgefühl.
Also eine Flucht aus dem Angestelltendasein?
Ich würde nicht sagen, dass es eine Flucht ist. Es ist ein Schritt zu mehr Freiheit.
Steigt die Zahl jener, die sich aus der Not heraus selbstständig machen?
Das glaube ich nicht. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, weil man in Österreich als Angestellter Jobs finden kann. Viele meiner Kollegen suchen Mitarbeiter und finden keine.
Was macht Selbstständigen das Leben schwer?
Man startet meistens damit, dass man nichts weiß. Man muss die Fettnäpfchen alle mal ausprobieren, ein paar tun mehr weh als andere. Wie jene der Finanzierung. Man startet mit einem ersten Kapital ...
... Sie haben die drei Fs als Kapitalgeber genannt: Friends, Fools, Family. Wer sind die Fools?
Das sind die Idealisten aus der Umgebung, die an eine Idee glauben und investieren. Mit dem kleinen Startkapital tut man eine Zeit lang – am Ende des Geldes wäre noch viel zu tun, aber es geht nicht mehr.
Ist das die kritische Phase?
Mit Sicherheit. Das ist die Phase, wo viele kämpfen. Man kommt unter Druck und kann seine Strategie nicht konsequent verfolgen.
Die Business-Angel-Landschaft ist hier unterentwickelt. Wie sieht es mit den Banken als Geldgeber aus? Stichwort: Kreditklemme.
Einem jungen Unternehmer-Kollegen hat man den 10.000-Euro-Kontorahmen runtergesetzt. Das hat er an Umsatz im Monat – und das will man ihm nicht mehr gewähren. Das zeigt: Die Situation bei den Banken wird immer schwieriger, an Geld heranzukommen wird immer schwieriger. Das Problem ist da und es verschärft sich zusehends. Mit Basel III noch einmal mehr.
Sie wollen die 10.000-Euro-GmbH (Anm.: Reduzierung des Stammkapitals von 35.000 auf 10.000 Euro). Hat sie heuer noch Chancen auf Realisierung?
Sie wird kommen, vielleicht noch heuer, jedenfalls 2013. Wir sind international überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig mit unserer alten Form der GmbH.
Österreich ist ein Klein- und Mittelbetriebs-Land. Ist Österreich auch Gründerland?
Jjjjjjja (zögerlich). Wir haben die Gründer, wir haben den Spirit. Aber wir werden oft gebremst: Das hängt damit zusammen, dass man mit einer guten Idee bei der Bank kein Geld bekommt, weil man nicht ernst genommen wird. Im Silicon Valley reichen eine Idee und ein Team – da gibt’s Geld, da kann man umsetzen.
Umfrage: Die Jungen bleiben optimistisch
Die Rahmenbedingungen für Jungunternehmer und Gründer sind aufgrund der schwächelnden Konjunktur, der Staatsschuldenkrise und der herrschenden Ungewissheit nicht besonders gut. Trotzdem: Die Jungen sind optimistisch.
Wirtschaftslage 19 Prozent glauben, dass sie sich 2013 verbessert. 45 Prozent meinen, sie bleibt gleich. 33 Prozent fürchten Verschlechterungen.
Ertragslage 45 Prozent glauben an Stagnation, 24 Prozent an Verbesserung, 25 an Verschlechterung.
Investitionen 24 Prozent wollen mehr investieren, 43 Prozent gleich viel wie bisher, 31 Prozent rechnen mit sinkenden Investitionen.
Finanzierung Gilt als größter Unsicherheitsfaktor. 64 Prozent glauben, es wird schwieriger, von Banken Geld zu bekommen.