Chris Hemsworth in Wien: Was die Stadt als Drehort so besonders macht
Von Theresa Kopper
Wilde Helikopterflüge, Explosionen und Schießereien – wer in den vergangenen Wochen die Wiener Donauplatte passierte, könnte meinen, sie ist ein schlimmes Pflaster. Tatsächlich aber ist das Areal rund um den DC Tower Schauplatz eines neuen Netflix-Films, gedreht wurde seit Ende Jänner, Anfang dieser Woche fiel die letzte Klappe von „Tyler Rake: Extraction 2“.
Eine, die alles hautnah miterlebte, ist Marijana Stoisits. Als Geschäftsführerin der Vienna Film Commission sorgte sie schon 2014 dafür, dass der Hollywood Blockbuster „Mission Impossible“ zehn Tage in der Hauptstadt gedreht wurde. Was sie von der aktuellen Netflix-Produktion hält und was sie für Wien bedeutet, erzählt Stoisits im Interview.
KURIER: „Tyler Rake: Extraction“ ist mit 99 Millionen Views der meistgesehene Spielfilm auf Netflix. Nun wurde Teil zwei in Wien gedreht. Was heißt das für den Filmstandort?
Marijana Stoisits: Für die Bundeshauptstadt ist das wirklich toll. Eine derart große Produktion, an der rund 600 Leute beteiligt waren, hat nicht nur einen enormen Einfluss auf die internationale Wahrnehmung der Filmkulisse Wien, sondern auch einen enormen Werbewert für die Stadt. Gerade nach der schwierigen Coronasituation ist das für die Tourismuswirtschaft ein gutes Zeichen.
Zumal sich die Bundeshauptstadt in der Netflix-Produktion auch einmal von einer moderneren Seite zeigen wird.
Genau, ein Großteil der Filme in Wien wird im ersten Bezirk gedreht, das imperiale Erbe ist gefragt. Für den zweiten Teil von Tyler Rake hat Netflix etwas anderes gesucht, in ganz Europa wurde nach einem passenden Drehort gescoutet. Für den DC Tower hat man sich unter anderem entschieden, weil das Gelände relativ freiliegend ist. Dadurch konnten etwa die Helikopterszenen relativ unkompliziert inszeniert werden und es gab genug Abstellflächen etwa für den Fuhrpark .
Wie schlägt sich der Standort Wien als Drehort denn grundsätzlich?
Wien hat den Vorteil, dass man hier sehr gut „on location“ , also an den Originalschauplätzen, und überall drehen kann. Das ist nicht selbstverständlich, Städte wie München oder Zürich haben eine Liste von Plätzen, an denen sie das nicht erlauben. Außerdem bekommt man bei uns sehr gute Crews, international erfahrene Leute, die auch immer wieder in Filmstudios in Deutschland tätig sind.
Trotzdem fehlt hierzulande ein Anreizsystem für internationale Produktionen. Tut man sich als Drehkulisse so nicht schwer?
Definitiv. Die fehlenden Incentives, also Fördermaßnahmen, für alle TV-Serien und Streamingprodukte sind unser größtes Manko. Staaten wie Deutschland, Tschechien, Slowakei oder Ungarn – sie alle bieten internationalen Produktionen solche monetären Anreize, nur Österreich nicht. Da es ja immer um das Geld geht, machen viele auch einen großen Bogen um uns. Wir sind hierzulande nicht auf der Höhe der Zeit, das muss sich ändern.
Unterschätzt man den Wert des Filmstandorts Wien? Oder warum tut sich hier nichts?
Wir wissen es nicht. Das Programm hängt seit Jahren im Finanzministerium fest. Mit dem neuen Finanzminister ist unsere Hoffnung für ein solches, dringend notwendiges Programm, nun auch wieder gestiegen. Es würde jedenfalls nicht nur Wien, sondern ganz Österreich als Drehort um einiges attraktiver machen.
Was sind eigentlich Ihre Lieblingsfilme, an denen Sie in den vergangenen Jahren beteiligt waren?
Es gibt viele tolle Wien Filme. Unglaublich gerne erinnere ich mich aber an den Dreh von Mission Impossible Rogue Nation zurück. Der Dreh hat damals sehr gut funktioniert, die Leute der Produktionsfirma haben sich hier wirklich wohl gefühlt. Das hat dazu geführt, dass man ein Jahr später zurückgekehrt ist, um die Weltpremiere in der Wiener Oper zu feiern. Als Schauspieler und Produzent Tom Cruise und Regisseur Chris McQuarrie dort auf der Bühne dann nicht nur der Stadt und den Menschen in Wien gedankt haben, sondern auch ausdrücklich der Vienna Film Commission und mir, war das schon ein Highlight.