Chrash-Kurs im Auffallen: So fallen Sie auf
Der Termin zum Vorstellungsgespräch steht. So weit, so gut. Aber je näher Tag X rückt, desto größer wird die Unsicherheit:Was soll man anziehen? Wie soll man sich geben? Wohin mit nervösen Händen? Im Internet findet sich unter www.first-impression.at ein Crash-Kurs in Sachen Business-Etikette mit Christine Unger. Wir vereinbaren ein Treffen: Der Test, wie viel an Auftreten und Selbstbewusstsein man in einer Stunde lernen kann, beginnt.
Die Beraterin kommt mit dem Roller und trägt einen knalligen Anzug, der sich deutlich von Businessgrau abhebt. Selbstbewusst? Ist sie sicher. Mein Stil? Wäre das nicht. Doch statt über meine Business-Styling-Sorgen zu reden, fragt Unger nach kurzer Einleitung ohnehin:"Haben Sie sich die Homepage der Firma genau angesehen?" Alles möchte sie wissen: Welche Farben hat sie? Welches Design? Wie gibt sich das Unternehmen? Klassisch? Jugendlich? Ich kenne den Firmenauftritt meines fiktiven Jobanbieters, aber habe ich darauf mein e Kleidung abgestimmt? Nein. Unger aber will, dass Gewand und ausgeschriebene Stelle zusammenpassen. Da kommen wir aufs Thema Blazer. Wo ist meiner? Nicht existent. "Damit komme ich mir immer so verkleidet vor ...", murmle ich. Diese Ausrede lässt sie nicht gelten und bietet an, zum Shopping zu begleiten. 108 Euro ist ihr Stundensatz – doch eine hohe Investition. Da nutze ich die Zeit lieber, um die Gesprächssituation beim Jobinterview durchzuspielen. Was mache ich etwa, wenn man mir beim Eintreten ins Zimmer den Vortritt lässt und ich nicht weiß, wohin? Unger: "Durchgehen und neben der Tür warten, bis die Gastgeberin wieder die Führung übernimmt." Soll ich mich nicht einfach setzen? Unger:"Immer warten, bis man dazu eingeladen wird." Soll ich Kaffee annehmen? Unger: "Ja, aber keine Sonderwünsche."
Ich bin Superwoman
Nächster Punkt im Crash-Kurs: Körperhaltung. Als Unger Superwoman-Posen vorzeigt und dabei "Ich kriege die Stelle" ruft, muss ich lachen. "Sagen Sie es zehn Mal hintereinander, dann verinnerlichen Sie es leichter", hält sie dagegen. Dann probieren wir das selbstbewusste Sitzen: Eine Hand offen auf dem Tisch, die andere locker im Schoß – ich fühle mich wie eine CEO. Völlig ungewohnt, schon wieder fast lächerlich."Variieren Sie, aber trauen Sie sich auch selbstbewusste, entschiedene Körpersprache zu", rät mein Coach. Dann hat sie einen Tipp bereit, der bei mir auf fruchtbaren Boden fällt: "Wenn man vor einem Jobinterview sehr nervös ist, sollte man das Ganze als Schau-Spiel sehen", sagt sie. Ich selbst als Spielfigur, die ausgerüstet mit Wissen über die Firma und die eigene Kompetenz dem Big Boss begegnet? Das amüsiert mich. Und lässt mich nach einer Stunde Coaching zuversichtlich sein, einen Schritt in Richtung selbstbewusstes Auftreten getan zu haben.