Bye bye Magister
Auf dem Plakat das hinter den Studentinnen klebt, lächelt eine Frau Mitte 30. Ihr zweidimensionales Ich sagt, sie würde sich auf Bewerbungen von Bachelor-Absolventen freuen.Caroline und Stefanie drehen sich um und lächeln auch. Ungläubig. Mit dem Bachelor alleine würden sie am Weg nach oben bald anstehen, sind sich die WU-Studentinnen sicher. Mit dieser Haltung stehen sie nicht alleine da. 88 Prozent der Bachelorabsolventen an Universitäten gehen weiter ins Masterstudium. Die Wirtschaftsuniversität Wien will jetzt eine Kampagne starten, die das Ansehen von Bachelor-Absolventen stärken soll. Mehrere Unternehmen sind dabei, etwa Deloitte, die Vienna Insurance Group, L’Oréal und die Erste Group. Sie sollen Zeugnis darüber abgeben, dass Träger des Bachelor-Titels sehr wohl berufsfähig und vollwertige Akademiker sind. Dass es diese Kampagne gibt, bestätigt jedoch auch, dass die "neuen" akademischen Grade Bachelor und Master noch immer nicht in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt angekommen sind. Dabei hatte nicht zuletzt die Wirtschaft großes Interesse an der Bologna-Architektur.
Wie es begann
1999 trafen sich in Bologna 29 europäische Bildungsminister. Sie hatten den Traum von einer einheitlichen europäischen Hochschullandschaft, von der Vergleichbarkeit der Abschlüsse. Die Wirtschaft war zufrieden. "Man wollte die Leute früher haben", sagt WU Rektor Christoph Badelt (siehe Interview). Die heimischen Hochschulen stellten nach und nach auf die Bologna-Architektur um: Drei Jahre sollte ein BA-Studium dauern, darauf sollte ein zweijähriger Master aufbauen, zur Spezialisierung des Faches. Nochmals darauf folgt der PhD. 2010 machten die Bachelorstudien bereits 72 Prozent aller neu belegten Studien an wissenschaftlichen Unis aus, an den Fachhochschulen 98,5 Prozent. Diplomstudien und mit ihnen der hoch geschätzte Magister, sterben langsam, aber stetig. Sie werden abgelöst von BA-, MA- und PhD-Trägern.
Bye-bye, Magister
Das große Problem: Die Forderung der besseren Vergleichbarkeit hat Zigtausend Bachelor-Absolventen auf den Markt getrieben, mit denen die Firmenbosse nichts anfangen können. Selbst Personaler, die sich tagein, tagaus mit dem Thema beschäftigen, ist oft schleierhaft, welche Fähigkeiten Absolventen haben: "Oft ist nicht mehr klar, welcher Abschluss wofür steht", sagt Amrop Jenewein-Chef, Günther Tengel (siehe Interview). Umso wichtiger sei es, dass Ausbildungsstätten und vor allem auch deren Absolventen ihr Profil schärfen. Je breiter das Studium, desto wichtiger wird die Persönlichkeit.
Der Titel wird hingegen unwichtiger. Zum einen, weil die "neuen" Titel nicht mehr wie früher Teil des Namens sind. Zum anderen, weil die jungen Generationen, die jetzt auf den Arbeitsmarkt strömen, keinen Respekt vor dem Titel an sich haben – was zählt, ist das Können, der Charakter.
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