Auslandssemester mit Essensauftrag
Sie sind wieder da. Oder eigentlich: Sie sind wieder weg.
Wieder durchforsten Studentinnen die Food-Märkte fremder Länder, kosten sich durch ferne Küchen. Die von Ja!Natürlich und KURIER ausgewählten Trendscouts – jede erhält ein 2000-Euro-Stipendium – suchen während ihres aktuellen Auslandssemsters wieder die neuesten und gesündesten Essens-Trends. Diese Woche ist ihre erste Post eingelangt. Vorweg: Es geht ihnen blendend. Sie lernen, genießen Land, Sprache, Menschen, Kultur und allen voran das Essen.
Kristina Pokorny studiert aktuell in Buenos Aires, Argentinien. Beim Essens-Kauf gehe es den Menschen hauptsächlich um den Preis, stellte sie fest. "Natürliche Heumilch, glückliche Hühner und nachhaltige Produktion haben hier wenig Chancen", schreibt sie. Der Preis der Lebensmittel schwanke stark, das mache sie auch etwa bei Studenten-Partys zum heiß diskutierten Thema. Kleine Läden mit frischem Fleisch, Gemüse oder Gebäck seien günstiger als große Supermarktketten. Bio, also "organico", sei selbst dort aber nicht üblich. Möchte man nachhaltig und gesund shoppen, müsse man schon im Internet versteckte Markthallen ausfindig machen. (Um ein Foto von ihr zu sehen, muss man im Foto oben weiterklicken, Anm.)
"Welche Bedeutung kann biologische Ernährung in einem Land haben, das mit extremer Hungersnot zu kämpfen hat?", hinterfragt Olivia Herzog ihre Trendscouts-Aufgabe in Indien. Bio sei in Mumbai lediglich in Touristenregionen und schicken Konsumzentren zu finden. Dort fand Herzog zwar schon Bio-Räucherstäbchen oder Bio-Salben, "doch das ist nicht Indien". Indien sei viel mehr Dutzende kleine Verkaufsstände in engen, duftenden Gassen, wo Bauern frische Samosas, Chai, Säfte und Süßes verkaufen. Hier treffe sich die Familie, hierher kämen die Freunde. "Khana", wie Essen in Hindi genannt wird, würde hier stets im Kreise der Liebsten zelebriert.
Lisa Bardeck genießt Pasta in Perugia, Italien. Vom Gebrauch des Begriffs Bio hier war sie überrascht. "Was kann alles als heimisch bezeichnet werden? Neapel liegt schließlich 800 Kilometer weit weg." Bardeck spüre eine Sehnsucht der Städter nach der Idylle von Zypressenalleen, Getreidefeldern und einsamen Gutshöfen. "Der Trend geht deshalb Richtung Ab-Hof-Verkauf." Neben Geschmack gehe es in Italien um die perfekte Produkt-Präsentation. "Kulinarik ist hier Kunst. Essen, die Darstellung des Essens, das Zelebrieren einer Mahlzeit: das alles gehört zum Nationalstolz der Italiener."
Eine ganze Zeitungs-Seite könnte Juliane Lackner mit ihren Berichten füllen. Sie bereiste als aktueller Trendscouts schon Dubai und Thailand, meldete sich zuletzt aus Australien – sie macht eine viermonatige Ozeanien-Reise. In Dubai käme man aus dem Staunen nicht heraus, schreibt sie. "Hier gibt es das höchste Gebäude der Welt, die weltgrößte Shoppingmall, das weltweit einzige Sieben-Sterne-Hotel." Was es nicht gibt, sei regionale, emiratische Küche. Das mag daran liegen, dass die Landschaft – Wüste – rund um die Stadt nicht zum Anbau geeignet sei. "Dagegen ist das Gastronomie-Angebot ausgeprägt." Man fände hier Speisen und Zutaten aus aller Welt. In Thailand hat Lackner wegen des Essens und seiner Zubereitung auf Märkten (teilweise waren die Tiere noch lebendig) gemischte Gefühle. Bis auf einen organischen Markt sei sie nirgends auf Bio gestoßen.
Das handhaben die Franzosen schon ganz anders, schreibt Cosima Ferrari aus Paris. "Qualität steht immer an erster Stelle, der Bio-Bereich boomt." Es gäbe vier große Bio-Markt-Ketten. Jeder normale Supermarkt hätte zudem eigene, große Bio-Abteilungen, die sich mit den österreichischen nicht messen könnten.
Essen würde hier geschätzt und geschützt: "Neuerdings gehen französische Behörden verstärkt gegen die Verschwendung bei Großhändlern vor. Unverkaufte Nahrungsmittel sollen nicht mehr weggeworfen werden, sondern an karitative Organisationen gespendet, als Tiernahrung eingesetzt oder als Kompost verarbeitet werden."
Hier finden Sie alle Zusatz- und Hintergrundinformationen zu den Bio-Trendscouts!