Arbeitsmarkt: die Trends 2020
Von Diana Dauer
Wie verändert sich der Mitarbeitermarkt im neuen Jahr? Gutes Gehalt fällt unter die Mindestanforderung und der dicke Dienstwagen löst keine Sinnfragen. Was zählt, sind neue Werte.
1. Authentizität und Sinn
Im Wettbewerb um gute Mitarbeiter spielt Employer Branding auch 2020 eine Schlüsselrolle. Es muss authentisch sein, mit den Werten der Bewerber kompatibel und sinnstiftend. Das gilt im topqualifizierten Segment genauso wie in Mitarbeiter-intensiven Branchen: „Das Augenmerk liegt ganz klar auf Authentizität und nicht auf Show oder leeren Versprechen – diese werden von den Bewerbern schnell durchschaut“, sagt Sabine Riedel vom Caterer Eurest Österreich.
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Hochqualifizierte Kandidaten haben die Wahl. Gute Karten haben Unternehmen mit ausgeprägter Kultur und modernen Arbeitskonzepten.
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Hinzu kommt: 2020 stellen sich nicht nur immer mehr Unternehmen, sondern auch ihre Mitarbeiter die Sinnfrage. „Hochqualifizierte Kandidaten, etwa im IT- und Digitalbereich, haben die Wahl. Gute Karten haben Unternehmen mit ausgeprägter Kultur, modernen Arbeitskonzepten und sinnstiftenden Produkten. Anerkennung und soziales Prestige definieren sich nicht mehr durch das Gehalt, sondern durch die Lösung – auch gesellschaftlicher – Probleme“, betont Karina Kinsky von Pearldivers.
Dies zu verstehen, ist nicht zuletzt im Umgang mit der „Generation Z“ entscheidend. Das sind um das Jahr 2000 Geborene, die sich an eine analoge Zeit kaum erinnern, im Digitalen alphabetisiert wurden und nun in den Arbeitsmarkt eintreten. Denn gerade für junge Menschen ist es wichtig, sich mit den Werten des Unternehmens zu identifizieren.
Am Beispiel Studentenjob Fahrrad-Essenslieferdienste: „Das ist Plattformarbeit und mehr oder weniger das gleiche Geschäftsmodell, doch positioniert sich ein Anbieter als kleines, regionales, nachhaltiges Unternehmen, kann das bei Bewerbern den Ausschlag geben, bei gleichem Stundenlohn dort anzuheuern“, sagt Astrid Reichel, Professorin an der Universität Salzburg.
2. Smarte Personalarbeit
Die Digitalisierung hat die Personalarbeit längst erreicht, ist aber nicht überall angekommen. Entscheidend ist, zu verstehen, was die Technik mit den Menschen macht und wie sie damit umgehen. Online-Bewerbungen müssen vor allem unkompliziert über die Bühne gehen oder die Kandidaten sind weg. „Der gesamte Prozess sollte schnellstmöglich komplett abgeschlossen werden“, betont Riedel. Das ist der erste Eindruck, den Unternehmen bei Bewerbern hinterlassen.
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Der Bewerbungsprozess ist der erste Eindruck, den Unternehmen hinterlassen. Der muss funktionieren.
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Die kompetente Anwendung digitaler Lösungen im Unternehmen sind das Um und Auf. „Software einzukaufen und zu installieren ist zu wenig. Unternehmen müssen wissen, was sie mit Digitalisierung in der Personalarbeit erreichen wollen. So kann etwa ein neues Tool, um Feedback von den Mitarbeitern einzuholen, bei unterschiedlicher Anwendung gut funktionieren oder nach hinten losgehen“, betont Reichel.
3. Die Personalabteilung wird wichtiger
Dass der Mensch zählt, und das Team das wichtigste Gut jedes Unternehmen ist, ist jenseits der Rhetorik endgültig in den Köpfen der Entscheider angekommen. Mit dem Resultat, dass auch die Personalarbeit eine Aufwertung erfährt und attraktive Karriere- und Verdienstmöglichkeiten bietet.
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Das Thema HR wird 2020 massiv aufgewertet. Aus gutem Grund: Wenn Arbeitskräfte knapp werden, wird die Personalabteilung wichtiger.
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International sei zudem aktuell zu beobachten, dass Quotenregelungen insbesondere Personalchefinnen nützen und nach oben spülen. Reichel: „Wenn eine Frau in den Vorstand eines Unternehmens bestellt wird, ist sie sehr oft aus dem Bereich Human Resources.“