„Druck ist immer ein guter Impuls“
Von Sandra Baierl
Bei der MQ Vienna Fashionweek sind Annette Prechtl und Sandra Thaler diese Woche groß im Einsatz: Im weißen Zelt vor dem Museumsquartier finden die Modeschauen statt, werden die neuen Kreationen von interessierten Zusehern und kritischen Journalisten gemustert. Die Interviewfragen hat das Duo am Eröffnungstag vor Ort und gemeinsam beantwortet.
1 Wie aufregend ist eine Fashion Week? Was ist das schlimmste, was passieren könnte?
Es ist immer viel zu tun, so kurz vor einer Show. Aber wir sind ein gut eingespieltes Team und freuen uns auch immer sehr auf die Präsentation und die Reaktionen der Presse und Kundinnen. Zum Glück haben wir noch nie etwas Schlimmes bei einer Show erlebt. Sich vorher auszumalen was alles passieren könnte, bremst uns eher, daher denken wir darüber lieber nicht nach.
2 Wann und wie wussten Sie, dass Sie Modedesignerinnen werden wollten?
Der Sinn für schöne Dinge war immer schon Teil unseres Lebens. Es gab keine konkrete Begegnung, es gab nur irgendwann ein Bild im Kopf, welches sich nun jeden Tag verwirklicht. Eine intuitive Idee, die sich als richtig erwiesen hat. Kennengelernt haben wir uns auf dem Kolleg für Mode- und Bekleidungstechnik Herbststraße und nach der Beendigung unserer Ausbildung – das war im Jahr 2001 – fassten wir den Entschluss, das Label Elfenkleid zu gründen. 2003 haben wir dann unseren eigenen Shop eröffnet.
3 Wie schwierig ist der Sprung in die Selbstständigkeit?
Der ist unserer Meinung nach nicht das schwierigste. Die große Herausforderung ist viel mehr, konstant zu wachsen und sich immer wieder auf Änderungen einzulassen.
4 Wer hat Ihnen geholfen?
Eine große Hilfe ist, dass wir von unseren Familien und Freunden immer wieder emotional unterstützt werden.
5 Wann hat man’s geschafft?
Gute Frage. So lange man sich immer wieder neue Ziele setzt – das ist unserer Meinung nach unausweichlich – hat man immer wieder neue Herausforderungen.
6 Machen Sie Mode, die Ihnen gefällt oder die Ihren Kunden gefallen soll?
Wir möchten Frauen ansprechen, die ihren Charakter unterstreichen wollen, die Person bleibt bei uns immer im Vordergrund. Unsere Mode ist nicht sehr laut, dadurch bekommt die Person, die sie trägt, sehr viel Raum für ihre eigene Individualität. Das bedeutet aber nicht, dass wir unsere Entwürfe nach bestimmten Richtlinien entwickeln. Unsere Entwürfe sind ein Teil von uns selbst.
7 Was verdienen Sie?
Applaus.
8 Wie viel arbeiten Sie?
Wir entwerfen zwei Mal im Jahr Kollektionen für unsere beiden Linien. Das bedeutet, dass immer sehr viel zu tun ist. Es gibt also viele Hochphasen, aber es gibt auch Zeiten, die ruhiger sind.
9 Wie bringen Sie sich in einen Kreativmodus?
Druck ist immer ein guter Impuls.
10 Was inspiriert Sie?
Das ist sehr unterschiedlich. Inspirationen kommen im Alltag, auf Reisen, von Filmen, Büchern.
11Haben Sie ein Vorbild?
Alle, die die Gratwanderung schaffen Einzigartigkeit, Unverwechselbarkeit und Tragbarkeit in der Mode zu kombinieren.
12 Was darf Mode kosten?
Unsere Preise kalkulieren wir natürlich wie jedes Unternehmen. Was Mode kosten darf, ist wahrscheinlich auch eine sehr individuelle Frage, eine Frage der Einstellung.
13 Ihr Tipp für Jungdesigner?
Am Boden bleiben.
Zwei Designerinnen Sandra Thaler und Annette Prechtl designen mittlerweile seit elf Jahren im Team. Nach Beendigung ihrer Ausbildung im Jahr 2001 (Kolleg für Mode- und Bekleidungstechnik Herbststraße) fassten sie den Entschluss, das Label Elfenkleid zu gründen und gewannen mit ihrer ersten Kollektion „Tirol“ auf Anhieb den Pierre Lang Fashion Award. 2003 eröffneten sie ihren eigenen Shop in einem ehemaligen Kloster im vierten Bezirk (Margaretenstraße), 2007 wurden sie international tätig. Ihre Mode: leichte, hochwertige Stoffe, feminine Schnitte, sanfte Farben. 2009 reifte der Wunsch, das Sortiment mit einer Couture- Linie zu erweitern (die „Black & White Edition“). Die Designerinnen schufen eine Kollektion mit einer modernen Interpretation von Braut- und Abendkleidern.