Kaffeeautomaten-Betreiber wird zum Wirt
Von Simone Hoepke
Der Kaffeeautomat in der Kantine ist auch ein Gradmesser für die konjunkturelle Entwicklung. Zumindest für Gerald Steger, Chef des Kaffeeautomatenbetreibers cafe+co.
Wie viele Kaffees an seinen Automaten heruntergelassen werden, hängt letztlich davon ab, wie viele Leute im Betrieb beschäftigt sind. "Durch Verträge mit neuen Kunden hätten wir im Vorjahr ein Umsatzplus von neun Prozent gehabt. Die Entwicklung bei bestehenden Kunden hat aber das halbe Wachstum aufgefressen", sagt Steger. Die Beschäftigungszahlen in vielen Großbetrieben seien rückläufig, die Teilzeitquoten würden steigen, es gäbe Produktionsverlagerungen und Betriebsschließungen. Das alles laste auf seinem beschäftigungsabhängigen Geschäft. Steger: "Da können wir relativ wenig machen. Erst ein Wirtschaftswachstum jenseits der 2,5 Prozent würde sich auf die Beschäftigung durchschlagen."
Von der Start-up-Szene profitiert der zu Leipnik-Lundenburger und damit zur Raiffeisengruppe gehörende Automatenbetreiber jedenfalls nicht. Weil sich die Maschinen erst ab mindestens zehn Mitarbeitern rechnen. Die Kapsel- und Pad-Maschinen, die mittlerweile in viele Büros eingezogen sind, sieht Steger aber nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil. Diese würden den klassischen Filtermaschinen Geschäft abgraben. Steger: "Irgendwann erarbeiten die Firmen dann ein Abfallwirtschaftskonzept. Dann gehen sie wieder weg von den Kapseln und landen dann oft bei unseren Maschinen, die den Kaffee frisch mahlen. Das wäre in der Größenordnung nicht passiert, hätten sie weiter Filtermaschinen gehabt."
Der Kaffeedienstleister ist derzeit in zwölf Ländern tätig, ein Plus gab es im Vorjahr vor allem am Balkan. Steger: "Vor allem in Serbien, weil es dort einige Betriebsansiedelungen gab." Unterm Strich ist der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr von 156 auf 163 Millionen Euro gestiegen, die Mitarbeiterzahl von 1350 auf 1420. Eine Expansion in weitere Länder ist nicht geplant. Stattdessen will cafe+co sich weitere Standbeine aufbauen. Mit der Ausstattung von Gastronomie und Hotellerie mit Maschinen und mit eigenen Kaffeehäusern. In der Vorwoche hat in einer ehemaligen Niedermeyer-Filiale in der Wiener Landstraße das zweite cafe+co-Kaffeehaus eröffnet. Ein drittes kommt im Juni dazu, bis Ende 2015 folgen zehn weitere. Wobei Kaffee nicht gleich Kaffee ist. Steger: "In Wien muss er milder sein als in Kärnten, wo der Geschmack schon mehr jenem der Italiener gleicht." Wachstum soll auch durch den Ausbau der Präsenz im öffentlichen Bereich, etwa an Flughäfen und in Shoppingcentern, kommen.
Kaffeepreis
Die Preiskurve von Kaffee – nach Erdöl der wichtigste Exportrohstoff der Welt – gleicht traditionell einer Berg- und Talfahrt. Die Finanzkrise hat die Preisausschläge zusätzlich verschärft, weil Hedgefonds verstärkt mit Rohstoffen spekuliert haben. Zuletzt haben sie sich aber wieder etwas aus dem Kaffeehandel zurückgezogen. Die Preise zogen dennoch an – auch wenn es zuletzt einen leichten Dämpfer gab (siehe Chart).
Grund für die Aufwärtsbewegung: In der brasilianischen Hauptanbauregion hat es im Jänner nur 86 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gegeben – statt normal 280 bis 300. Im Februar regnete es halb so viel wie in Normaljahren. An den Kaffeesträuchern vertrocknen die Kirschen, die Bauern zittern um die Ernte. Die Internationale Kaffee Organisation meint bereits, dass die heurige Ernte um zwei Millionen 60-Kilo-Säcke mickriger ausfallen wird. Auch in Vietnam wird heuer eine deutlich geringere Ernte erwartet. Das Land ist erst in den 1990er-Jahren in den Kaffeeanbau eingestiegen, hat sich aber mittlerweile zum zweitgrößten Lieferanten mit einem Weltmarktanteil von mehr als zehn Prozent hochgearbeitet.
Mengenschwankungen sind bei Kaffee aber nichts Außergewöhnliches und werden größtenteils von den Lagerbeständen abgefedert. Europas Kaffeetrinker müssen sich laut Experten derzeit noch nicht um höhere Preise sorgen.