Wirtschaft

Jungwein hat wieder Saison

Den ersten Heurigen gibt es schon heuer zu verkosten. Jedes Jahr gehen hierzulande zwischen eineinhalb und zwei Millionen Flaschen Jungwein aus Österreich über den Ladentisch. Es geht dabei um leichte, fruchtige Weißweine mit einem geringen Alkoholgehalt, hergestellt als Verschnitt aus frühreifen Sorten wie etwa Müller Thurgau (auch Rivaner genannt) oder Frühroter Veltliner. Laut Österreich Wein Marketing (ÖWM) beträgt der Gesamtumsatz 15 bis 18 Millionen Euro.

Verkauft wird der Qualitätswein ab Oktober oder November unter der ÖWM-Bezeichnung „Junger Österreicher“ oder als „Steirischer Junker“ von der Marktgemeinschaft Steirischer Wein. Es gibt noch einige weitere regionale Dachmarken. Es ist den Winzern unbenommen, ihren Jungwein allein zu vermarkten. Das Geschäft läuft gut bis Silvester. Ab dann sind Jungweine eher ein Fall für den Abverkauf. Sie sind ja auch dafür gemacht, bald getrunken zu werden.

Mittwoch vor Martini

Etwa 900.000 Flaschen Steirischer Junker werden pro Saison geleert. Der Verkauf beginnt – seit der Premiere 1987 – ab dem Mittwoch vor Martini (passend zum Gansl). Das ist heuer der 6. November. „Die Menge ist stabil. Schwankungen gibt es dann, wenn die Erntemenge wegen des Wetters sinkt“, so Gertraud Schummer, Geschäftsführerin der Marktgemeinschaft Steirischer Wein. Da mit langsamer gereiften Weinen mit dichterer Struktur höhere Preise erzielt werden können, verzichten die Winzer in Problemjahren eher auf die Herstellung von Jungwein. Da spielen auch Qualitätsüberlegungen eine Rolle. Als „Junger Österreicher“ werden etwa 850.000 Flaschen abgesetzt. Der Verkauf hat bereits begonnen.

Zwischen 2000 und 2010 haben die Wein-Konsumenten noch deutlich mehr Jungwein getrunken. „Die Gastronomen kaufen ihn noch, weil man in den neuen Jahrgang reinkosten will, aber er wird nicht mehr palettenweise abgeholt“, beschreibt Weinmarketing Chef Willi Klinger den Ist-Zustand.

Vorbild Frankreich

Vorbild für Jungweine waren einst Frankreich mit dem Beaujolais Primeur (auch Beaujolais Nouveau genannt) und Italien mit dem Vino Novello. Der Beaujolais Primeur soll ein leichter fruchtiger Rotwein sein, der ab dem dritten Donnerstag im November verkauft werden darf. In Österreich gibt es aus klimatischen Gründen kaum Rotweine, die so früh auf den Markt kommen.

Der Beaujolais Primeur ist aber schon lange nicht mehr das, was er einmal war. Einst wurden in den Pariser Lokalen der rote Jungwein groß angepriesen. Das hat sich aufgehört. Als die Diskonter ins Geschäft eingestiegen sind, ging es mit Preis und Qualität abwärts. Der Fachhandel hat sich daraufhin vom Beaujolais Primeur verabschiedet. Als der Hype vorbei war, brach der Verkauf ein. Rien ne va plus, wie es im Casino so heißt.