Wirtschaft

Jedes zehnte Auto verträgt Biosprit nicht

Was haben Opel Signum, Renault Megane 1 und Audi A4 Avant gemeinsam? Sie alle könnten beim Betrieb mit Biosprit E10 – also Benzin mit zehnprozentiger Beimengung von Alkohol aus Getreide – Schaden nehmen.

Denn Biosprit kann wegen seines höheren Wasseranteils Alu-Teile von Fahrzeugen angreifen. Gefährdet sind vor allem ältere Autos (Baujahr vor 2006). Damit jeder Autobesitzer weiß, ob er ohne Sorge E10 tanken kann, haben Österreichs Autoimporteure eine Liste all jener Fahrzeugtypen veröffentlicht, die E10 nicht vertragen. Das sind rund zehn Prozent der Benziner in Österreich – 150.000 Fahrzeuge. Für Autos, die nicht unter "Biosprit-Unverträglichkeit" in der Liste aufscheinen, übernehmen die Hersteller eine Garantie, dass E10 ohne Bedenken getankt werden kann.

Verwirrung ist dennoch programmiert: Denn die Liste ist detailreich. So schadet E10 Audis Avant nur "saisonal bei Betrieb der Standheizung". Citroën wiederum gibt die E10-Verträglichkeit mittels eines OPR-Code an.

Wörtlich heißt es: Dieser Code kann aus sechs oder acht Stellen bestehen, wobei die letzten beiden Stellen rechts (dies können zwei Zahlen oder auch zwei Buchstaben sein) unerheblich sind. Ist die Zahl vor den beiden Buchstaben größer oder gleich 8454, ist E10-Verträglichkeit gegeben. Alles klar?

Steffan Kerbl, Cheftechniker des Autofahrerclubs ÖAMTC verlässt sich da lieber auf den Praxis-Test.

Er hat gemeinsam mit seinen Kollegen mehrere Fahrzeuge mit E10 betrieben, die laut Herstellern nicht Biosprit-tauglich sind. Ergebnis: Nur beim Opel Signum 2.2. Direkt ist nach 27.000 gefahrenen Kilometern ein – kleines – Problem aufgetreten. Die Alu-Einspritzpumpe wurde durch E10-Korrosion undicht.

Alle anderen Fahrzeuge fahren problemlos – darunter ein VW Touran, der schon mehr als 50.000 Kilometer mit E10 hinter sich hat. "Unser Test ergab nur einen einzigen Problemfall. Ich sage daher: Man kann E10 jederzeit einführen", betont Kerbl im KURIER-Gespräch.

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    An Österreichs Tankstellen aber werden Autofahrer noch einige Zeit vergeblich nach E10 suchen. Obwohl Umweltminister Niki Berlakovich angekündigt hat, E10 noch im Herbst einführen zu wollen, hat er bis jetzt die dafür nötige Kraftstoff-Verordnung nicht erlassen. Die Tankstellenbetreiber aber brauchen eine gesetzlich Grundlage, bevor sie beginnen, die Zapfsäulen umzurüsten.

    "Es ist nicht erkennbar, dass es Tankstellen geben wird, die ab Oktober E10 anbieten", sagt daher Christoph Capek, Geschäftsführer des Fachverband der Mineralölindustrie. Denn die Umstellung auf E10 sei auch für Tankstellen nicht so einfach und koste Geld. Sie müssten zum Beispiel dafür sorgen, dass die Dichtungen nicht beschädigt würden.

    Zudem werden sie auf Jahre hinaus neben E10 auch noch das bisher übliche Eurosuper 95 für die alten Fahrzeuge anbieten müssen, die Biosprit nicht vertragen. Dass E10 dennoch in den nächsten Jahren kommen muss, ist für ÖAMTC-Techniker Kerbl keine Frage. "Österreich hat sich zum Klimaschutz verpflichtet. Wenn wir das mit dem Biosprit nicht schaffen, müssten wir Tempo 100 auf den Autobahnen einführen."

    E10: Der Sprit, der vom Acker kommt

    Benzin aus Getreide – vergorenem Weizen oder Mais – entzweit die Geister. Der vermehrte Einsatz von Biosprit weltweit wird für steigende Lebensmittelpreise und Hunger verantwortlich gemacht. Gleichzeitig aber ersetzt Biosprit Erdöl und damit schädliches.

    Derzeit wird in Österreich Superbenzin mit fünf Prozent Bio-Anteil verkauft. Noch im Herbst sollte dieser Anteil auf zehn Prozent steigen. Doch Umweltminister Niki Berlakovich hat sich bisher nicht mit Verkehrsministerin Doris Bures darauf einigen können.

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