Wirtschaft

Lizenz zum Geld verdienen

Der Skiweltcup ist nicht genug. Zumindest nicht für Sölden. Vor der Kulisse der Söldener Bergwelt wird James Bond einmal mehr die Welt retten – in Spectre, der 24. Auflage des Agenten-Streifens. Zumindest ein paar Szenen wurden in den Tiroler Bergen gedreht – zu sehen ab 5. November. Damit das niemand vergisst, läuft die Werbemaschinerie schon seit geraumer Zeit auf Hochtouren.

Der Streifen sei "die Eintrittskarte für neue Märkte", frohlockt Jack Falkner, Chef der Söldener Bergbahnen. Gute Zusatzgeschäfte erwartet der Touristiker vor allem im Bond-Heimmarkt Großbritannien. In Falkners Reich gehört neben dem Hotel Central auch der Prestige IceQ, ein Restaurant auf 3083 Metern Seehöhe, vor dem Bond-Darsteller Daniel Craig werbewirksam vor der Bergkulisse posiert hat (Bild). Laut Handelsblatt verhandelt der geschäftstüchtige Falkner schon längst über die Nachnutzung der Filmrechte. Im IceQ könnte es spezielle Menüs geben, geführte Touren sollen den Bond-Fans die Gegend zeigen, so angeblich die Vorstellungen des nach außen ruhigen, aber sehr umtriebigen Geschäftsmanns.

Geschäft mit der Crew

Ein Geschäft war Bond für das einst arme Bergdorf, das seit den 1950er-Jahren zum internationalen Wintersportmekka aufgestiegen ist, schon lange vor dem offiziellen Kinostart. Der Dreh hat die Tourismuseinnahmen angekurbelt. Insgesamt wurden an den 31 Tiroler Drehtagen 30.000 Nächtigungen durch die Schauspieler und die Film-Crew gezählt. Insgesamt knapp neun Millionen Euro sollen für Unterkunft, Verpflegung, Transport und Mieten auf die Konten der Einheimischen geflossen sein, rechnet die Tirol Werbung vor. Laut den Berechnungen der Location Austria, erste Anlaufstelle für internationale Filmproduktionen in Österreich, liegen die getätigten Ausgaben an den österreichischen Drehorten bei 16 Millionen Euro.

Dazu kommt der Werbewert. Bis zum Ende der Dreharbeiten Ende Februar berichteten mehr als 2000 Print- und Onlinemedien rund um den Globus über die Filmproduktionen in Sölden und Obertilliach. Glaubt man den Berechnungen der Medienbeobachtungsplattform "Meltwater" entspricht das einer Gesamtauflage von rund 2,8 Milliarden. Obendrein sei der Kurzfilm über die Dreharbeiten – "Behind the scenes" – allein bis März mehr als zwei Millionen Mal im Internet heruntergeladen worden.

Skizirkus

Schon jetzt kommen in Sölden auf 3200 Einwohner 16.000 Gästebetten. Zudem hat der Ort mehr als 30 Sportartikelhändler, gemessen an der Einwohnerzahl ist das europaweit rekordverdächtig. Bis zu 1500 Paar Ski werden am Tag verliehen.

007, übernehmen Sie!Bond-Alarm! Wer hätte sich gedacht, dass James Bond einmal in Obertilliach um sich schießen wird? Besser hätte es aus Sicht der Touristiker gar nicht laufen können. Solche Szenen zeigen der Welt erst, wie idyllisch es in unseren Bergen zugeht. Oder so. Jedenfalls werden jetzt noch mehr Gäste kommen, da sind sich die Tourismusverantwortlichen einig. Bei den angeblichen Werbewerten für Tirol, mit denen Beobachter um sich werfen, könnte man fast meinen, Daniel Craig hat einen Tiroler Heimatfilm gedreht.

Ein bisschen Hysterie gehört aber zum Geschäft. Da darf man nicht fad sein. Legt sich ohnehin schnell wieder. Das haben zuletzt der Klimt-Restitutionsfilm „Woman in Gold“ oder „Mission Impossible 5“ gezeigt. Der große Tourismusturbo dürfte ausgeblieben sein – oder ist zumindest rund um die Wiener Staatsoper mit freiem Auge nicht ersichtlich.
Was aber nicht bedeutet, dass ein Film keine großen Touristenmassen bewegen kann. Die Beispiele dafür sind halt nur älteren Semesters – und hierzulande größtenteils unbekannt.

Etwa die Geschichte der Familie Trapp, die verpackt in The Sound of Music in den USA ein echter Straßenfeger wurde. Jährlich karren Reiseveranstalter 300.000 Sound-of-Music-Fans an die Salzburger Originalschauplätze. Und das knapp sechzig Jahre nach dem Dreh. So gesehen sind die Langzeiteffekte von Filmen ja oft nicht gleich absehbar. Es besteht also berechtigte Hoffnung.