Infineon-Chefin: "Brauchen wieder mehr 'Made in Europe'"
Von Anita Staudacher
Sabine Herlitschka, neue Österreich-Chefin des Halbleiter-Konzerns Infineon, sorgt sich um den Industriestandort Europa. Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, brauche es nicht weniger, sondern mehr "made in Europe", macht sich Herlitschka für vertiefte, länderübergreifende Kooperationen etwa im Energiesektor stark. "Um unabhängiger von Öl- und Gas zu werden, brauchen wir in Europa eine Energieunion", fordert Herlitschka im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Diese Energieunion soll den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie das Thema Energieeffizienz forcieren. Es könne nicht sein, das jedes EU-Land diesbezüglich seinen eigenen Weg gehe. Als Beispiel nennt Herlitschka die in weiten Teilen Europas abgelehnte Schiefergas-Gewinnung mittels Fracking. "Die Welt wird sicher nicht durch Schiefergas gerettet", macht Herlitschka kein Hehl aus ihrer kritischen Haltung gegenüber Fracking.
Der börsennotierte Halbleiter-Konzern mit Hauptsitz in München bekennt sich als "europäisches Modellunternehmen" auch zum Produktionsstandort Europa. "Wenn die Produktion abwandert, wandert irgendwann auch die Forschung und Entwicklung ab", glaubt Herlitschka. Es sei daher wichtig, durch ständige Innovationen die Produzierbarkeit in Europa zu halten. Der Infineon-Standort in Villach (2600 Mitarbeiter) könne nur als "starker F&E-Standort" weiterbestehen. Schon jetzt sei jeder vierte Infineon-Forscher in Österreich tätig.
Reformen
Um den Standort Österreich abzusichern, müsse die Politik jetzt rasch die nötigen Reformen anpacken, fordert Herlitschka. Wichtig sind ihr etwa eine Senkung der Lohnnebenkosten, Arbeitszeitflexibilisierung, eine klare Forschungsstrategie sowie eine Bildungsreform. Die vorhandenen Potenziale müssten zur Gänze ausgeschöpft werden: "Wir brauchen bei Infineon die besten Köpfe."