Wirtschaft

In Italien droht weitere Bankenrettung durch den Staat

Der Rettungsplan für die angeschlagene italienische Bank Carige ist gescheitert. Die wochenlangen Verhandlungen mit dem US-Vermögensverwalter Blackrock über eine Kapitalspritze seien geplatzt, bestätigten beide Firmen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der italienische Staat einmal mehr viel Geld für die Rettung einer Bank in die Hand nehmen muss.

"Wir können weiterhin eine vorsorgliche Rekapitalisierung beim Wirtschaftsministerium beantragen", erklärte Carige. Für den Fall, dass sich keine Investoren finden, hat die Regierung bereits bis zu eine Milliarde Euro für den Kauf von Carige-Aktien reserviert. Nach dem Rückzug von Blackrock sind bisher keine anderen Interessenten für die Bank aus Genua in Sicht, die wegen jahrelangem Missmanagements und der Wirtschaftskrise in ihrer Heimatregion in Schieflage geraten ist.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte Carige zu Jahresbeginn unter Zwangsverwaltung gestellt, nachdem eine geplante Kapitalerhöhung am Widerstand der Familie Malacalza, des Großaktionärs der Bank, gescheitert war. Insidern zufolge hatte die EZB-Bankenaufsicht möglichen Investoren eine Frist bis Mitte Mai gesetzt, um verbindliche Gebote für Carige vorzulegen. Eine Sprecherin sagte, die EZB sei über die Entwicklung bei dem Institut informiert und stehe in Kontakt mit dessen Verwaltern.

Falscher Optimismus

Das Institut gab sich zwar optimistisch und erklärte, andere marktwirtschaftliche Lösungen zu prüfen, doch zuletzt hatten sich alle Hoffnungen auf eine Rettung durch Blackrock gerichtet. Dem Plan zufolge sollte der weltgrößte Vermögensverwalter rund die Hälfte einer 720 Mio. Euro schweren Kapitalerhöhung zeichnen und die Kontrolle bei Italiens zehntgrößtem Geldhaus übernehmen. Unter anderem wegen zu hoher Risiken habe Blackrock von dem Plan Abstand genommen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Die politische Situation in Italien sei nicht hilfreich gewesen und Blackrock habe mehr Co-Investoren benötigt, sagte der Insider.

Italien droht nun die vierte größere Rettungsaktion für ein heimisches Geldhaus binnen zwei Jahren. Bereits 2017 hatte der Staat der Krisenbank Monte dei Paschi di Siena mit einer vorsorglichen Rekapitalisierung unter die Arme gegriffen und mit mehr als fünf Mrd. Euro gestützt. Die EU-Regeln erlauben einen solchen Schritt, wenn die Bank solvent ist. Voraussetzung ist, dass bei einer Abwicklung die Finanzstabilität bedroht wäre oder die Volkswirtschaft eines Mitgliedsstaats schwer gestört würde.

Sollte der Staat auch bei Carige den Weg der vorsorglichen Rekapitalisierung wählen, müsste er dafür grünes Licht von der EU-Kommission erhalten. Eine Abwicklung wäre aber selbst dann nicht ausgeschlossen: Vor zwei Jahren hatte die Brüsseler Behörde einen ähnlichen Stützungsplan bei den beiden kleinen italienischen Banken Banca Popolare di Vicenza und Veneto Banca genehmigt, die letztendlich dennoch abgewickelt wurden.