Wirtschaft

In Immobilien investieren

Goldgräberstimmung – ein Wort, welches häufig auf der diesjährigen Expo Real gefallen ist. Über 39.000 Teilnehmer besuchten die 19. Edition der Fachmesse für Immobilien und Investition – die meisten von ihnen mit gut gefüllten Konten im Gepäck. "Es gibt derzeit sehr viele liquide Mittel, die einen viel größeren Druck haben zu investieren als noch in den letzten Jahren. Alternativen sind geschmolzen. Und die archaische Anziehungskraft für Grund und Boden ist derzeit enorm. Investoren suchen vor allem nach nachhaltigen Renditen, die Nachfragen sind im Vergleich zu früher konkreter und effizienter", erklärt Eugen Otto von Otto Immobilien. "Briefings werden klarer formuliert, aber das Angebot ist begrenzt. Das führt dazu, dass Eigentümer und Käufer sehr umkämpft sind." Und das hat sich auch auf dem renommierten Branchentreff in München bemerkbar gemacht.

Die Stände waren voll, die Dichte an Entscheidungsträgern enorm. Auch in diesem Jahr mit dabei: zahlreiche österreichische Immobilienunternehmer, Bauträger und Entwickler. Unter anderem auch das Örag-Team mit Vorstand Johannes Endl: "Die Expo war wieder der Höhepunkte des Jahres, egal ob Österreichstand, Stand Europa Mitte oder die Auftritte von Immobiliengrößen wie CA Immo, Signa oder Immofinanz – überall bekannte Gesichter, gute Stimmung und ein echtes Überangebot an interessanten Gesprächsgelegenheiten. Keine Frage, bei keiner Veranstaltung im deutschsprachigen Raum zeigt sich die Bedeutung und Vitalität der Immobilienwirtschaft mehr, als hier in München."

Das große Branchen-Fazit: Das Interesse internationaler Investoren an Österreich ist groß und sorgt bei heimischen Playern für gute Stimmung. "Von einem Run auf österreichische Wohnobjekte kann man zwar noch nicht sprechen, aber immer mehr große institutionelle und private Investoren ziehen Engagements sehr ernsthaft in Betracht", erklärt Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin von EHL Immobilien Management. "Das steigende Interesse ist vor allem dem dynamischen Bevölkerungswachstum geschuldet. Internationale Investoren sind überzeugt, dass sich das in einer kontinuierlich steigenden Nachfrage niederschlagen wird."

STANDORT ÖSTERREICH

Die Attraktivität der Lage bleibt unangefochten, die Alpenrepublik gilt als sicheres Land mit hoher Lebensqualität. "Wir beobachten eine gewisse Hitze am Immobilienmarkt, Blase sollte man vielleicht noch nicht sagen. Aber man merkt, dass ein Anstieg des Preisniveaus stattgefunden hat, der durchaus größer ist als der langjährige Trend in der Vergangenheit", führt Gottfried Haber, Finanzexperte der Donau-Universität Krems, aus.

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Die Entwicklung neuer Stadtteile wie Aspern oder der Hauptbahnhof inklusive Sonnwendviertel sorgen dafür, dass potenziellen Interessenten ein langfristiger, sicherer Cashflow in Aussicht gestellt werden kann. "Der Hauptbahnhof ist eine sehr gute Lage und als Fläche äußerst attraktiv. Besonders internationale Büromieter sehen hier einen perfekten Standort. Von München nach Budapest zu gelangen, ohne dabei den Bahnsteig wechseln zu müssen, ist großartig", sagt Christoph Stadlhuber, CEO von Signa Prime Selection. Der private Entwickler plant in den nächsten Jahren ein Volumen von über vier Milliarden Euro in seine Kernmärkte – Österreich, Deutschland und Südtirol – zu investieren. Davon werden 1,5 Milliarden in größere Wiener Developments (Austria Campus, The Icon Vienna, Forum Donaustadt sowie Parkapartments am Belvedere) fließen.
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"Neben der geringen Volatilität, dem Sicherheitsfaktor ist auch unser stabiles Rechtssystem ein wichtiger Aspekt für Investoren. Hierzulande wird das manchmal anders gesehen, aber wenn bei uns etwas im Grundbuch eingetragen ist, gehört das Objekt einem auch wirklich – das ist nicht überall selbstverständlich. Der heimische Markt wird als seriös, positiv und ernsthaft wahrgenommen", erklärt Franz Pöltl, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Investment Consulting, vor zwei Wochen auf einer Expo Real-Podiumsdiskussion zum Thema "Investment Location Österreich".

Ausländische Investoren, vorwiegend institutionelle (Versicherungen und Banken), bekunden immer öfter ihr Interesse an heimischen Quadratmetern. Wobei hier stetig mehr Gruppen aus dem asiatischen Raum zu verorten sind. Aufgrund mangelnder Alternativen suchen sie vor allem risikofreie Investments und die sind dank finanzpolitscher Entwicklungen Mangelware. Denn immerhin geht es darum, die immensen Kapitalflüsse nachhaltig anzulegen, regionale Märkte werden hierfür schnell zu klein.

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Zum anderen geht es auch um die Streuung sowie Bestückung von Fonds, Immobilien scheinen mehr denn je die perfekte Antwort darauf zu liefern. Zu diesem Fazit kommt auch Christoph Stadlhuber: "Hier geht es in der Regel um große Investitionsobjekte, wir haben zum Beispiel mit einem Objekt über 250 Millionen realisieren können. Internationale Anleger, auch asiatische, schrecken davor nicht zurück. Ich würde sagen, dass in diesem Segment die Obergrenze bei 500 Millionen Euro liegt – zumindest was Wien angeht."

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