Wirtschaft/Immo

Strom aus Eigenproduktion

L aien sehen auf den ersten Blick keinen Unterschied. Doch während Kollektoren Wasser erwärmen, wandeln Paneele Sonnenlicht in elektrische Energie um. Wer genauer hinschaut, erkennt eine Trendwende auf den heimischen Dächern: Fotovoltaik verdrängt die Solarthermie.

Die Nachfrage nach thermischen Solarkollektoren sank 2011 um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr, so eine aktuelle Marktanalyse von Kreutzer Fischer & Partner. Verantwortlich für den starken Rückgang ist laut Studie auch die Reduktion der Förderungen: So hat etwa Niederösterreich mit Jahresbeginn 2011 den Direktzuschuss komplett gestrichen. "Der Markt in Niederösterreich hat sich halbiert", bestätigt Roger Hackstock von Austria Solar, dem Verband der Anbieter von thermischen Solaranlagen.

Doch es gibt auch gute Neuigkeiten: "Bislang war die Förderung Sache der Länder. Seit heuer gibt es erstmals eine Bundesförderung", sagt Hackstock. Privatpersonen bekommen einen Direktzuschuss in Höhe von 400 Euro vom Klima- und Energiefonds." Auch für Fotovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von bis zu fünf Kilowatt-Peak (kWp) gibt es eine Investitionsförderung. Für dieses Jahr wurden insgesamt 25,5 Millionen vom Klimafonds bereitgestellt, 6320 Anlagen wurden damit gefördert. Mittlerweile ist der Topf längst leer. Wer also seinen Strom in Zukunft selbst erzeugen will, der sollte seine Anlage jetzt planen und nächstes Jahr im Frühling sofort einreichen.

 

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Mit einer Kleinanlage bis zu fünf kWp kann man 4000 bis 5000 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr erzeugen. Das ist die Menge, die eine vierköpfige Familie in diesem Zeitraum verbraucht.

Die Sache hat nur einen Haken: "Noch sind Speichersysteme sehr teuer, man muss also sofort verbrauchen, was man produziert", erklärt Hans Kronberger, Präsident des Bundesverbandes Photovoltaic. In der Regel verbraucht ein Haushalt zwischen 30 bis 40 Prozent der Energie selbst, der Rest wird ins Stromnetz eingespeist. Und dafür bekommt man Geld vom Energieversorger. "Die meisten Unternehmen zahlen rund fünf Cent pro Kilowattstunde, manche auch ein wenig mehr", sagt Kronberger. Zum Vergleich: Der Stromkunde muss pro kWh rund 20 Cent bezahlen.

Je mehr Strom aus der Fotovoltaik-Anlage man selbst verbraucht, umso größer ist das Einsparungspotenzial. "Ich würde Geschirrspüler, Waschmaschine und Trockner zu Mittag einschalten. Denn zu dieser Zeit produziert die Fotovoltaikanlage am meisten und gleichzeitig ist an der Strombörse der Preis sehr hoch, weil der Verbrauch aufgrund der vielen Klimaanlagen sehr hoch ist", erklärt Kronberger. Noch dient also das Stromnetz als Speicher. Doch es gibt monatlich neue Entwicklungen, erst vor wenigen Tagen wurde ein vielversprechendes Batterie-Speichersystem vorgestellt. "Man wird also in absehbarer Zukunft die Elektrizität auch speichern können. Dann wird tagsüber Strom erzeugt und gespeichert und am Abend wird das Elektroauto aufgeladen", skizziert Kronberger.

Weil auf dem Dach oft nur Platz für ein System ist, muss man sich derzeit noch zwischen Solarthermie und Fotovoltaik, zwischen dem Sparen von Heizkosten und dem Reduzieren von Stromkosten, entscheiden. "Noch sind das zwei verschiedene Dinge. Es gibt zwar bereits Hybrid-Systeme, die konnten sich am Markt jedoch noch nicht behaupten", sagt Cornelia Daniel, Geschäftsführerin von Dachgold, einem Unternehmen mit dem Schwerpunkt Fotovoltaik- und Solarthermieberatung für Gewerbebetriebe.

Nicht immer wissen die Konsumenten genau, was sie eigentlich wollen. "Es kommt sogar vor, dass Leute eigentlich eine Solarthermieanlage wollen, sich aber dann eine Fotovoltaikanlage einreden lassen. Im Einfamilienhaus sind aber Einsparungen bei Heizung und Warmwasser mehr ein Thema als der Stromverbrauch", beobachtet Daniel und betont: "Einsparungen erzielen kann man in beiden Fällen nur, wenn die Anlage richtig dimensioniert ist und das Nutzerverhalten dazu passt."

Der Umstieg auf eine Solarheizung macht nur Sinn, wenn auch alte Fenster erneuert und die Dämmung des Hauses optimiert werden. Und die eigene Stromerzeugung zahlt sich nur dann wirklich aus, wenn man die alte Waschmaschine oder den Kühlschrank gegen energieeffiziente Geräte tauscht.

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