Luxusmeilen von Hongkong bis Wien
Kompliziert ist es schon, richtig reich zu sein. Wie soll man leben, wenn Geld keine Rolle spielt? Am besten vollkommen ungestört, mit Blick über interessante Architektur- und Naturschauspiele, guter Verkehrsanbindung und den besten Restaurants und Shops in Fußwegnähe. Doch diese Form von Eier legender Wollmilchsau gibt es auch für Milliardäre nur begrenzt – und so treibt rege Nachfrage die Preise in den Idealzonen dieser Welt weiter in unbegrenzte Höhen hinauf.
Und wo soll man sich andererseits ansiedeln, wenn man richtig viel Geld machen will? Eine Top-Marke muss ihr Headquarter im Herzen einer Weltstadt haben, mit bester Verkehrsanbindung und möglichst vielen anderen Luxus-Shops in Fußwegnähe.
Man kann es also drehen und wenden, wie man will: Die Immobilie am richtigen Ort ist der Lotto-Sechser der Stunde.
Teure Pflaster
Fangen wir mit den teuersten Einkaufsstraßen der Welt an: Hier bleibt die New Yorker Fifth Avenue laut einer Studie der Immobilienberatungsfirma Cushman & Wakefield mit einer Monatsmiete von 1600 Euro pro Quadratmeter (das bedeutet eine Steigerung von 21,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010) weiterhin an der Spitze. Dicht gefolgt vom Causway Bay in Hongkong (1382 Euro pro Quadratmeter) und dem Ginza-Boulevard in Tokio (742 Euro pro Quadratmeter).
Verglichen damit klingt die durchschnittliche Monatsmiete für Geschäftsflächen auf dem Wiener Kohlmarkt geradezu lieb. Im Ranking der Top-Straßen findet er ebenfalls nur unter ferner liefen statt. Aber man sollte sich nicht täuschen: Auch 300 Euro pro Quadratmeter machen bei einem größeren Shop auf zwei Etagen (wie ihn etwa die Luxus-Labels Chanel oder Gucci betreiben) eine Monatsmiete von atemberaubenden 60.000 Euro aus.
"Für Flagship-Stores ist es einfach wichtig, an einer so prominenten Adresse vertreten zu sein", sagt der österreichische Immobilien-Experte Stefan Brezovich (ÖRAG). Da müsse sich die Miete nicht immer rechnen, das große Geld komme oft über andere Geschäftszweige und Standorte herein.
Lange Zeit galt der Kohlmarkt als die einzig denkbare Option für die oberste Liga der Luxusmarken – Chanel wäre an keine andere Adresse mit seinem ersten eigenen Shop gegangen und hat damals laut Insidern lange genug auf ein freies Lokal in der kurzen Zone zwischen Michaelerplatz und Graben gewartet.
Doch nun kommt Bewegung in die Gegend: Ein ambitioniertes Großprojekt der SIGNA-Holding und seinem Gründer – dem schillernden Jungstar unter den Developern, René Benko – wertet gerade den ersten Teil der Tuchlauben zur zweiten hochwertigen Immobilien-Zone auf.
Mit Prada, Louis Vuitton, Emporio Armani und Miu Miu wird das "Goldene Quartier", wie SIGNA sein Bauprojekt nennt, wohl so etwas wie eine Zentrale der Luxusmarken werden, auf jeden Fall aber den Kohlmarkt verlängern.
Auch für Eigentümer mit dem nötigen Kleingeld hat das Projekt einiges zu bieten: 13 bis 14 Dachgeschoßwohnungen sollen demnächst bezugsfertig sein.
Ob die Büros in den Stockwerken dazwischen leicht zu vermieten sein werden, darüber sind sich Experten uneinig. Der Büromarkt befindet sich krisenbedingt nicht in bester Verfassung und funktioniert derzeit nur schleppend. Viele Unternehmen wollen sich außerdem nicht unbedingt in einer so dicht bevölkerten Straße mit so wenigen Parkplatzmöglichkeiten ansiedeln. Da seien andere Gegenden im ersten Bezirk sicher besser geeignet, so Branchenkenner.
Dass die Schaffung von Büroflächen für Immobilienentwickler trotzdem interessant ist, hat zwei Gründe: Zum einen sind nicht alle Stockwerke für Top-Wohnungen geeignet (dafür braucht man genügend Stiegenaufgänge und Wohnungszugänge). Zum anderen kann man für Büroflächen in Zeiten guter Konjunktur mehr Miete lukrieren. Stefan Brezovich: "Derzeit allerdings sind die Spitzenmieten für Büros und Wohnungen mit knapp 25 Euro in etwa gleich."
Abenteuer Immobilien
Das Abenteuer Immobilien hat sich für all jene, die im richtigen Augenblick am richtigen Ort zugeschlagen haben, trotzdem immer gelohnt. Wer heute in der illustren Avenue Princesse Grace in Monaco ein Apartment besitzt, hat ausgesorgt: Für Eigentumswohnungen an der Küstenstraße werden derzeit 55.693 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Am Pariser Quai Anatole sind es immerhin noch 35.640 Euro und am Wiener Kohlmarkt 25.000 Euro (Spitzenwert).
Wobei eines klar ist: Die Gelegenheiten sind äußerst rar, selbst wenn man alles Geld der Welt besitzt. "Meist kommt unmittelbar am Kohlmarkt maximal eine Wohnung im Jahr in den Verkauf", so Brezovich.
Den Deal seines Lebens hat etwa Andrew Banks in Sidney gemacht: Die Villa Veneto in der exklusivsten Wohnstraße der Stadt wird von Australiens Zeitschriften gerne als italienisiertes Anwesen umschrieben. Tatsächlich ist die überdimensionale Residenz in der Wolseley Road nicht zu übersehen: sehr viele Säulen und sehr viele Rundbogen geben den Blick über die Westbucht und den Lady Martins Beach frei. Italien goes Disneyland.
Doch ganz egal, was andere geschmacklich davon halten mögen: Für den gelernten Schauspieler und heutigen Top-Investor Andrew Banks (Morgan & Banks) hätte das architektonische Abenteuer nicht besser laufen können. Im Jahr 2002 kaufte er das Anwesen um 11 Millionen Euro und investierte noch einmal 11 Millionen Euro in den Umbau.
2008 verkaufte Banks die Villa Veneto schließlich um 41,3 Millionen Euro und machte mit dieser annähernden Verdoppelung seines Investments das bisher beste Immobilien-Geschäft seit Beginn der Wirtschaftskrise.
Was die Villa für ihr Geld bietet: einen 21-Personen-Lift (!), ein eigenes Theater, ein Fitnesscenter mit Wellnessbereich und neun Badezimmer.
Popstar Madonna musste übrigens vor einigen Jahren lernen, dass man für Geld nicht alles haben kann: Lange bemühte sie sich um ein Apartment zwischen Trump Tower und Hotel Plaza auf der New Yorker Fifth Avenue, doch die ehrenwerten Bewohner entschieden sich unisono dagegen.
Man hätte keine Lust auf Paparazzi-Rummel, laute Partys und Menschen in schrillen Outfits in der Lobby.
Die Top-Liga im Immobilienbusiness funktioniert nach eigenen Gesetzen. Sie lässt sich weder von Glamour und Ruhm noch von schnellem Geld beeindrucken.
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