Der schönere Weg zum Schein
Enge Lehrsäle, dunkle Holzvertäfelungen, vergilbte Teppiche, abgewetzte Sessel mit integrierten Tischen und ein äußerst tristes Farbschema mit Grün, Braun und Grau in den Hauptrollen. Ja, meist hat man ein ziemlich konkretes Bild vor Augen, wenn man an Räumlichkeiten von Fahrschulen denkt. Doch selten ist ein Schönes und in vielen Fällen scheint es so, als hätte sich bisher auch niemand über die Gestaltung ernsthafte Gedanken gemacht. Der Betrieb von Kurt Burgstaller jedoch bietet eine willkommene Abwechslung. Bereits in dritter Generation führt er nun das Unternehmen in Mattighofen. Der Standort im Stadtzentrum wurde dem Architektur- und Kunstinteressierten Fahrschulbesitzer mit den Jahren zu klein und der Wunsch nach einem neuen Betrieb immer größer. Im Februar 2012 beauftragte er das Büro x architekten mit der Planung eines Neubaus und seit letztem Jahr steht das Gebäude nun auf einem über 1000 Quadratmeter großen, leer stehenden Grundstück, in der Nähe der südlichen Stadteinfahrt.
Raumhohe Fensterbänder dominieren die Fassade des Massivbaus.
Weiße Blockstreifen und die asphaltgraue Außenhülle verweisen auf das Thema des Konzepts. "Die Idee, sich vom Verkehrsraum inspirieren zu lassen, war naheliegend. Das Gebäude befindet sich direkt an einer stark frequentierten Bundesstraße und in einer Fahrschule dreht sich natürlich alles um den Straßenverkehr", erklärt David Birgmann, der für den Entwurf verantwortlich zeichnet. Die Außenhülle stellt eine Verlängerung des Asphalts dar und die Streifen erinnern an Straßenmarkierungen. Die daraus resultierende starke grafische Anmutung wurde dann auch zum Leitfaden für das ,Corporate Design‘ des Unternehmens. Die Fahrschule erstreckt sich auf zwei Etagen und bietet mit 195 Quadratmetern ausreichend Platz. Der Asphalt von außen führt in Form von einem schwarzen Linoleumboden ins Innere. Das Entree präsentiert sich mit einer offenen, hellen und transparenten Raumstruktur.
Die Sitz- und Treppenlandschaft zählt zum wesentlichen Gestaltungsmerkmal im Untergeschoß.
Im Untergeschoß befinden sich das Büro, ein Prüfungsraum sowie eine großzügige Treppen- und Sitzlandschaft über die man auch in die oberen Stockwerke gelangt. "Der raumhohe, gelbe Verbau besteht aus Hera-Design-Platten und wird für verschiedenen Funktionen genutzt. Im Erdgeschoß wurde etwa eine Garderobe und ein Getränkeautomat integriert. Im ersten Stock formuliert sich daraus eine Brüstung mit drei kompakten Sitzgelegenheiten. Das Möbel ist von allen Räumen zu sehen und fungiert so auch als wichtiges Gestaltungselement", sagt David Birgmann. Die Vortrags- und Besprechungsräume befinden sich in der oberen Etage, als Bodenbelag setzte man hier anstelle von Linoleum auf Holz. Raumhohe Innenverglasungen öffnen sich zum Gang hin und sorgen so für eine offene Kommunikation. Zwei bündig versenkte Präsentationsbildschirme verstecken sich hinter der Wand im Rücken der Vortragenden. Diese besteht ebenfalls aus Hera-Design-Platten und dient auch zur Schallabsorption.
Max Nirnberger, Bettina Brunner, Lorenz Prommegger, David Birgmann und Rainer Kasik gründeten 1996 ihr gemeinsames Büro x architekten. Sie realisieren Projekte in den Bereichen Wohn- und Bürobau, Industrie und Kultur, Gewerbe, Shopping, Entertainment, Design und Städtebau.
www.xarchitekten.at