Büromarkt: Co-Working erobert Wien
„Willkommen zu Hause, oops, wir meinten willkommen in der Arbeit“, prangt am Eingang der Büros des Co-Working-Anbieters „Spaces“. Der Schriftzug sagt in ein paar Worten, wofür das niederländische Unternehmen steht: entspannte, hippe Atmosphäre und unkonventionelle Büros, die flexibel nutzbar sind.
Seit Juni hat Spaces, eine Tochtergesellschaft des Business-Center-Anbieters Regus, einen Standort in Wien. Im Orbi-Tower im Bezirk Landstraße bietet es 89 Büros mit 521 Arbeitsplätzen und fünf Konferenzräumen an. Und kommenden Februar soll bereits der zweite Standort am Hauptbahnhof eröffnet werden.
Spaces ist nur einer von mehreren global agierenden Co-Working-Anbietern, die derzeit den Wiener Büromarkt aufmischen. Im ersten Halbjahr betrugen die Vermietungen von flexiblen Büroflächen knapp 15.000 Quadratmeter, so eine aktuelle Untersuchung des Immobiliendienstleisters CBRE. Bis Frühjahr 2019 könnte der Gesamtbestand sogar auf 80.000 Quadratmeter anwachsen – ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „In Österreich ist der Trend zu flexiblen Büroflächen aber erst am Anfang“, sagt Martin Pongratz von CBRE Österreich.
In Europa liegt der Anteil von Unternehmen, die teilweise oder sogar zu einem beträchtlichen Teil flexible und servicierte Büroflächen mieten, bei rund 30 Prozent. In den kommenden drei Jahren dürfte dieser Anteil auf 45 Prozent ansteigen. Ein Treiber dieser Entwicklung sind etablierte Unternehmen, die neben Start-ups und Einpersonen-Unternehmen zum Kundenkreis zählen. „Manche Unternehmen lösen ganz bewusst bestimmte Projektteams aus den üblichen Konzernstrukturen heraus und mieten für die Leute Flächen in Co-Working-Büros an“, sagt Pongratz.
Gerade wenn es um die Entwicklung von Innovationen geht, sollen Mitarbeiter in einer inspirierenden Umgebung arbeiten können und neue Kontakte mit anderen Start-ups knüpfen. Pongratz: „Man verschafft den Projektteams damit einen Tapetenwechsel und ein kreatives Arbeitsumfeld.“
Viele Konzerne sind außerdem dazu übergegangen, ihren Mitarbeitern keine fixen Arbeitsplätze mehr zuzuordnen. „Activity based working“ heißt dieser Trend. Im Unternehmensbüro gibt es dann verschiedene Bereiche, wie Ruhezonen oder Kommunikationsbereiche, die je nach Bedarf von den Mitarbeitern flexibel genutzt werden können. Wenn aber zuwenig Plätze vorhanden sind, werden ebenfalls kurzfristig Co-Working-Flächen angemietet.
Die Co-Working-Anbieter nehmen den klassischen Unternehmen dabei fast alles ab: Sie stellen nicht nur die Schreibtische und Konferenzräume zur Verfügung, sondern sorgen auch für Verpflegung, Reinigung, Concierge-Service oder ein Abendprogramm für die Mitarbeiter.
Freilich sind die neuen, hippen Arbeitsplätze nicht gerade billig: In Österreich betragen die monatlichen Kosten zwischen 150 und 400 Euro pro Büroplatz, je nach Lage und Ausstattung.
Im Spätherbst eröffnet jedenfalls der italienische Anbieter „Talent Garden“ ein Büro im ehemaligen A1-Gebäude in der Liechtensteinstraße. Und auch „Wework“, der mit 400 Standorten in 28 Ländern weltweit größte Marktteilnehmer, sucht nach einer geeigneten Location in Wien. Ohnehin expandiert Wework rasant: Derzeit fasst das Unternehmen China ins Auge und will bis Ende 2018 in neuen Städten mit mit Co-Working-Standorten aktiv sein. In das Wachstum investiert Wework 500 Millionen Dollar.
In Wien sind die bevorzugten Lagen die Innenstadt, sowie die Bezirke Landstraße, Favoriten, Alsergrund und Neubau.