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Beruf Butler: Vom Arbeiten in einer anderen Welt

Wenn man die Zeitung vor dem Lesen bügelt, färbt die Druckerschwärze nicht auf Finger und Kleidung ab. Ein alter Butler-Trick. Aber tut das heute noch jemand? „Normalerweise nicht. Wenn ich aber weiß, dass mein Chef im Auto die Zeitung liest und nach dem Aussteigen gleich jemandem die Hand schüttelt, dann schon“, sagt Gerald Horalek. Nach vielen Jahren bei reichen, aber unbekannten Industriellen-Familien in Österreich, der Schweiz und England erzählt er heute im Trainingsinstitut für Hauspersonal „Miss Perfect“ der nächsten Generation, wie der Alltag eines Butlers aussieht und räumt dabei auch mit Klischees und Vorurteilen auf: „Frack und Stresemann werden nur zu besonderen Anlässen aus dem Kasten geholt. Die klassische Arbeitskleidung ist der dunkle Anzug.“

Man kommt viel herum in diesem Beruf, betritt eine andere Welt. „Ich bin im Privatjet geflogen und mit dem Bentley gefahren. Ich habe vor meinem ersten Job noch nie solchen Reichtum gesehen“, sagt Horalek und warnt: „Da muss man aufpassen und darf sich nicht einbilden, dass man das auch haben will. Denn auch wenn man als Butler gut verdient– so reich wie sein Arbeitgeber wird man in diesem Leben nicht mehr.“

Gehälter von 4500 Euro brutto sind durchaus realistisch. Bei einer Familie in der Schweiz hat Horalek sogar 8000 Euro pro Monat verdient. „Aber dafür arbeitet man auch rund um die Uhr und hat praktisch kein Privatleben“, erzählt der 31-Jährige. Schließlich kann man nicht einfach nach Hause gehen, wenn am Abend Gäste kommen. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass relativ wenige diesen Beruf ergreifen.

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Etwa 80 bis 100 Butler soll es in Österreich geben. „Dabei würden viele Familien, die sich einen Butler leisten könnten, auch tatsächlich einen brauchen“, ist Claudia Schlegel, Gründerin und Geschäftsführerin von Miss Perfect, überzeugt. „Die meisten haben noch eine veraltete Vorstellung von diesem Beruf und glauben, dass der Butler nur das Essen serviert. Dabei ist er ein Allround-Manager, der in einem großen Haushalt das Personal führt, Einladungen und Reisen organisiert, den Privatjet bucht, Umbauten koordiniert und das Feriendomizil für den Urlaub vorbereitet.“

Ein Butler oder eine Butleress (wie der weibliche Butler richtig genannt wird) muss sich auch mit Wein und Zigarren auskennen, muss wissen, wie man einen festlichen Tisch deckt und richtig serviert oder wie man teure Möbel und Antiquitäten pflegt. „Für die Reinigung gibt es Personal, ich habe aber auch einmal im Anzug den Rasen gemäht, weil gerade niemand da war“, erzählt Horalek.

Aufgaben

Wünsche erfüllen ist die Hauptaufgabe eines Butlers. Fährt etwa die Familie auf Urlaub, ist es durchaus üblich, dass dieser ein paar Tage früher fliegt und das Haus so ausstattet wie daheim: „Da muss dann die richtige Sorte Mineralwasser da sein und die gewohnten Windeln für die Kinder. Wenn es keinen gibt, kauft man auch schon mal einen Weinkühlschrank“, berichtet Horalek. „Einmal war ich mit einer Familie in den Hamptons. Ich bin vorausgeflogen und habe Fotos geschickt. Der Dame gefiel die Ausstattung nicht, also habe ich das Haus neu eingerichtet. In solchen Hot-Spots bekommt man in kurzer Zeit alles, was man will. Es ist nur eine Frage des Geldes.“ Man braucht also Organisationstalent für diesen Beruf. Auch Loyalität und vor allem Diskretion gehören zu den Grundvoraussetzungen. „Man hört und sieht viel, sollte das aber in der Sekunde wieder vergessen“, betont Horalek.

Nicht mit dem Beruf des Butlers zu verwechseln, ist jener der Haushälterin. Diese kümmert sich auch um den Haushalt, erledigt aber viele Dinge selbst, während der Butler mehr delegiert und organisiert. Sie hat nicht die gleiche Ausbildung und auch nicht dasselbe Einkommen. „Während eine Haushälterin ein gutes Essen zaubert, würde der Butler einen professionellen Koch organisieren“, bringt Horalek ein Beispiel.

Perfektion ist das Ziel, doch auch dem besten Butler kann ein Malheur passieren. „Ich habe einmal den Fahrer zum falschen Flughafen geschickt. Quer durch die Stadt zu fahren, hätte zu viel Zeit gekostet, also ist der Privatjet zum anderen Flughafen gekommen“, erzählt Horalek. „Einem Kollegen ist der schwere Luster auf den neuen Parkettboden gefallen. Dem Chef war es egal, es zahlt ja die Versicherung. Andererseits gibt es Leute, die nur einen ganz bestimmten Kugelschreiber verwenden. Auch wenn der praktisch keinen materiellen Wert hat, ist das Drama perfekt, wenn man ihn verliert.“

Verschwiegenheit, Loyalität und Seriosität gehören zu den wichtigsten Eigenschaften eines guten Butlers. Doch auch der Umgang mit schwerem Tafelsilber, kostbarem Porzellan, wertvollen Teppichen und luxuriösen Autos will gelernt sein. Der erste Schritt auf der Karriereleiter ist daher eine gute Ausbildung. Wer nicht in einem Luxushotel die notwendigen Kenntnisse erworben hat, kann die Basics von Claudia Schlegel und ihrem Team lernen.

Auf dem Stundenplan der Butler-Schule stehen Haushalts- und Küchenorganisation, die Reinigung von Wäsche und Möbeln, die Pflege von Pflanzen und Garten, das richtige Servieren, Tischkultur und Dekoration. Auch bei Personalführung und Weinkunde muss sich ein guter Butler auskennen. Organisation und Abwicklung von Einladungen und das richtige Verhalten in herausfordernden Situationen werden ebenso geübt wie Koffer packen und Maßschuhe pflegen.

Im nächsten Jahr bietet Claudia Schlegel die Butler-Ausbildung in Kooperation mit dem BFI Wien an. Der Basislehrgang „Hauswirtschafter/in“ und das Aufbaumodul „Personal Assistent“ dauern insgesamt von 27. Jänner bis 14. März 2014 (jeweils Montag, Mittwoch und Freitag von 8.30 bis 14 Uhr) und kosten gesamt 2920 Euro.

Am 9. Jänner 2014 gibt es um 17 Uhr einen Infoabend im BFI Wien, Alfred-Dallinger-Platz 1, 1034 Wien. Die Veranstaltung ist kostenlos, das BFI bittet allerdings um Anmeldung unter: anmeldung@bfi-wien.or.at

www.missperfect.at

www.bfi-wien.or.at