Wirtschaft/Immo

Umfrageergebnis: Zwei Klassen von Mietern

Die Wohnungsmieten sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, mit ein Grund dafür war die hohe Inflation und die hohe Nachfrage nach Mietwohnungen, weil der Wohnungserwerb stark rückläufig ist (hohe Zinsen, strenge Kreditvergabe, Stichwort KIM-Verordnung). Erst vergangene Woche hat Gerald Gollenz, Obmann des Immobilien-Fachverbandes in der WKO, auf die Entwicklung aufmerksam gemacht. „Der Neubaumarkt ist derzeit tot“, es werde kaum noch eine der neu errichteten Eigentumswohnungen verkauft.

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Laut einer aktuellen Umfrage von Reichmann Research im Auftrag der Mietervereinigung sind 57 Prozent der in Summe 1.008 Befragten Mieter in Wien ziemlich oder sogar sehr von den Mietsteigerungen betroffen. 81 Prozent der Befragten geben mehr Geld für die Miete ihrer Wohnung aus als noch vor vier Jahren, 79 Prozent sagen, dass sie für die Betriebskosten tiefer in die Tasche greifen müssen, dasselbe gilt für die Energiekosten. Deutlich besser als bei den Mietern sieht die Situation bei den Eigentümern aus, nur jeder Fünfte zahlte mehr für Kreditkosten.

Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Mietwohnungen in der Bundeshauptstadt sehr hoch ist, aber kaum neue Mietwohnungen errichtet werden. Laut der Umfrage glauben nur 12 Prozent der Befragten, dass sie bei einem Wohnungswechsel eine gleichwertige Bleibe zum gleichen Preis bekommen: 85 Prozent sind überzeugt, dass dies aktuell nicht möglich ist.

Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Wiener Mietervereinigung, ist überzeugt, dass sich die Mehrheit der Mieter eine Reform des Wohnrechts wünscht – konkret ein Mietrecht für alle. „Derzeit ist das Mietrecht sehr zersplittert, das Mietrechtsgesetz gilt nicht für alle“, so die Expertin. Sie meint damit all jene, die in nicht geförderten Neubauwohnungen leben, denn für sie gilt das Mietrechtsgesetz nur zum Teil.

„Das führt zu einer Zweiklassengesellschaft an Mietern“, betont Elke Hanel-Torsch und rechnet vor: 425.000 der 959.000 Haushalte in Österreich würden  nicht unter das Vollanwendungsgebiet des Mietrechtsgesetzes (MRG) fallen. Für die Mietervereinigung sei dies ein „klarer Auftrag an die künftige Regierung“. Es brauche Reformen. „Wir werden die Wahlprogramme prüfen“, kündigt Hanel-Torsch an.

Unter anderem verweist die Expertin auf die Indexierung der Wohnungsmieten. Dabei werde der gesamte Hauptmietzins wertgesichert, allerdings nur ein kleiner Teil der Miete tatsächlich für die Erhaltungs- und Verbesserungarbeiten verwendet.