Wirtschaft

Immo-Deal Schillerplatz: Ein später Zeuge der Anklage – Prozess vertagt

Im Finale des Untreue-Prozesses um den Verkauf der zwei obersten Etagen des Telekom-Palais am Schillerplatz in bester Wiener Lage an Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und dessen Ehefrau beantragte der Ankläger überraschend einen neuen Zeugen. Thomas Hönigsberger, Chef der M & A Realconsult und Schwiegersohn von Immobilien-Tycoon Karl Wlaschek, hatte sich Staatsanwaltschaft Michael Radasztics am 27. Februar in einem Mail als Zeuge angeboten.

Die M & A hatte vor dem Verkauf an die Hubers ein Angebot für einige Telekom-Häuser gelegt, darunter für den Schillerplatz. Man habe mehrmals kommuniziert, dass man vor allem am Objekt Schillerplatz interessiert sei und dafür auch ein Einzelangebot legen würde. Natürlich wäre man auch an einem Teilverkauf lediglich der oberen Geschoße interessiert gewesen, heißt es in dem Mail.

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Die M & A habe ein Angebot gelegt, sei aber von ihren Telekom-Gesprächspartnern immer wieder vertröstet worden. Ihr Offert habe keine Chance, der Schillerplatz-Verkauf werde auf höherer Ebene abgehandelt. Fragt sich nur, warum Hönigsberger, der während des Verfahrens nie einvernommen wurde, das Mail erst jetzt schickte. Richterin Claudia Moravec-Loidolt lässt den Zeugen zu und will noch den Vertreter eines weiteren Immo-Unternehmens, das ebenfalls ein Offert gelegt hatte, einvernehmen. Weshalb der Prozess, in dem neben dem Ehepaar Huber auch Ex-Telekom-ChefHeinz Sundtund sein VorstandskollegeStefano Colomboauf der Anklagebank sitzen, auf den 4. April vertagt wurde.

Unternehmenskultur

Als der Revisionschef der Telekom, Christopher Schneck, dem Gericht seine handschriftlichen Aufzeichnungen entzifferte, taten sich tiefe Einblicke in die Unternehmenskultur auf. Ein Prokurist hatte den Schiller-Platz-Deal gegenüber dem Revisor als "eindeutige Packelei" bezeichnet, war allerdings nicht in den Fall involviert. Der erkrankte und nicht mehr vernehmungsfähige Immo-Chef der Telekom drohte, dass er über jeden der Beteiligten "ein Dossier in der Schublade" habe. Das er bei Bedarf den Medien zuspielen werde.

Gerichtsgutachter Roland Popp, der seine Expertise bereits ergänzen musste, wurden jetzt Rechenfehler vorgeworfen. Er muss nochmals nachrechnen.

Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer (FPÖ), der als Anwalt Hubers Projektgesellschaft vertrat und gleichzeitig im Aufsichtsrat der ÖBB saß, entschlug sich als Zeuge der Aussage. Obwohl ihn Huber von seiner Schweigepflicht entbunden hatte.