Wirtschaft

Ikea hilft Frauen-Kleinbetrieben in Indien

Früher hat sie ihr Haus kaum verlassen. Wenn sie Geld brauchte, musste sie andere Leute anbetteln. Früher hatte sie Angst um die Zukunft ihrer Kinder. Heute ist die Inderin Sulekha Devi eine der Leiterinnen des Projekts Swaayam Kala in der nordindischen Region Uttar Pradesh, das die IKEA Foundation zusammen mit der Entwicklungshilfeorganisation der UNO ins Leben gerufen hat. Und heute denkt Sulekha Devi darüber nach, ob ihre Kinder einmal Ärzte oder Ingenieure werden sollten.

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Swaayam Kala ist ein Sanskrit-Wort für Selbstvertrauen. Und das haben die Frauen über die Initiative, mit der Handarbeits-Kleinstbetriebe in indischen Dörfern errichtet wurden, gefunden. Sie produzieren handbedruckte Pölster aus Naturmaterialen oder Sitzpölster und Körbe aus getrockneten Bananenstaudenblättern. Und sie liefern sie an den Möbelriesen Ikea – in limitierter Auflage, versteht sich. Denn große Mengen können die Frauen nicht produzieren.

Österreich ist einer der drei Testmärkte, in denen Ikea die Produkte der indischen Handwerkerinnen verkauft. Ab 7. Juli sind die Pölster und Sitzkissen in allen Ikea-Standorten hier zu Lande sowie in der Schweiz und Schweden zu erwerben. Die Erlöse schickte Ikea zur Gänze an die Frauen-Betriebe, damit sie das Geld investieren können.

MÅNGSIDIG - Handgemachte Pölster und Körbe bei Ikea

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Mehr Selbstständigkeit

Die Geschichte von Sulekha Devi mag wie ein Märchen aus Indien klingen. Unter den Frauen, die in den Kleinstbetrieben arbeiten, ist sie dennoch kein Einzelfall.

Vor mehr als zwei Jahren hat Ikea begonnen, indischen Frauen zu helfen, Handwerksbetriebe zu gründen. "In den Dörfern trafen wir damals sehr schüchterne, zurückhaltende Frauen und argwöhnisch blickende ältere Männer", erzählt Barbara Riedl, Sprecherin von Ikea in Österreich, von ihrem ersten Besuch im nordindischen Uttar Pradesh. "Sollen wir in diese Kultur eingreifen?", fragten sich die europäischen Besucherinnen. Heute stellt sich diese Frage gar nicht mehr. "Die Frauen sind aufgeblüht. Ihre Körperhaltung drückt Stolz aus, Stolz auf die eigene Arbeit, die Leistung und ihr eigenes Einkommen", berichtet Riedl nach ihrer zweiten Reise nach Indien.

Positiv wirken die lokalen Handwerksbetriebe auch auf die Männer. Früher seien alle jungen Männer in die Städte gezogen, um Arbeit zu suchen. Zurück blieben Alte, Frauen und Kinder. Jetzt aber kämen auch junge Männer wieder in die Dörfer. Neben den Frauen-Betrieben hätten sie nämlich landwirtschaftliche Kooperativen entwickelt. Und so mancher Mann habe sogar Freude an der Handarbeit gefunden. "Einer hat sticken gelernt und ist begeisterter Mitarbeiter geworden", erzählt Riedl.