Wirtschaft

Hypo NÖ greift nach Kirchenbank und Kommunalkredit Austria

Für die Landeshypo Niederösterreich wäre es eine perfekte Ergänzung, für Finanzminister Michael Spindelegger eine Erleichterung: Die Bank des Landes Niederösterreich will der Republik die Ende 2008 notverstaatlichte Kommunalkredit Austria abnehmen. Zudem will die Hypo die Kirchenbank Schelhammer & Schattera erwerben.

Die Gespräche sollen in beiden Fällen laut KURIER-Informationen weit fortgeschritten sein. Offiziell gibt sich Hypo-NÖ-Sprecher Markus Nepf allerdings zurückhaltend: "Wir prüfen immer wieder Opportunitäten, können aber generell keine Auskunft geben, solange nichts Konkretes vorliegt." Die Kommunalkredit ist auf Gemeindefinanzierungen spezialisiert – ein Gebiet, das gut zur Hypo passen würde.

Jahrelang hatte die Republik versucht, einen Käufer für die Kommunalkredit Austria – das ist der gute Bankteil ders notverstaatlichten Instituts – zu finden. Vergeblich. Im Mai 2013 musste die Privatisierung gestoppt werden. Die EU verbot der Kommunalkredit daraufhin, neue Bankgeschäfte einzugehen, ließ dem Staat aber die Möglichkeit offen, noch maximal die Hälfte der Kommunalkredit zu verkaufen. Dies soll nun geschehen. Die Spaltung der Bank ist in Vorbereitung.

Die Hypo darf allerdings nur die Minderheit erwerben, weil sie selbst der öffentlichen Hand gehört. Würde sie die Mehrheit übernehmen, wäre das keine Privatisierung. Im Hintergrund wird daher an der Zusammenstellung eines privaten Konsortiums gearbeitet, das der Hypo zur Seite steht. Gerüchte, wonach der Industrielle Hans Peter Haselsteiner dabei sein soll, dementierte dieser freilich: "Davon weiß ich nichts." Als mögliche Beteiligte wird auch die Investmentgruppe von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer genannt. Er hat ja mit der Hypo NÖ erst vor zwei Jahren den Not leidenden Stoffproduzenten Backhausen übernommen.

NÖ statt Kirche

Das kleine Bankhaus Schelhammer & Schattera wiederum könnte der Hypo NÖ als Private-Banking-Institut dienen, also als Spezialbank für betuchte Kunden. Die Superiorenkonferenz der Männerorden, die 54 Prozent an Schelhammer & Schattera hält, ist derzeit dabei, Kaufinteressenten für ihren Anteil zu finden. Denn die Auflagen der Aufsicht machen der Kleinbank das Leben schwer. Ein Bankpartner könnte Abhilfe schaffen. Neben der Hypo NÖ liebäugelt auch die Privatbank Semper Constantia mit der Kirchenbank. An Semper Constantia hält Hans Peter Haselsteiner 70 Prozent.

Die Finanzkrise und ihre Folgen verändern die internationale Bankenwelt nachhaltig. Das zeigt eine alle zwei Jahre vom Berater PwC durchgeführte Studie. Demnach ist die mittlerweile größte Sorge der 656 befragten Bankenvertreter weltweit (davon zwei aus Österreich) die Zunahme von Regulierung und politischer Einflussnahme.

„Keiner will Regulierung abschaffen“, sagt PwC-Partner Thomas Strobach. Aber es werde zu viel von zu vielen verschiedenen Stellen (national, EU, weltweit) unterschiedlich reguliert. Eine Folge: Banken könnten bestimmte Geschäfte (etwa Kredite) nur noch eingeschränkt machen. Zudem würden bei kleineren Banken die finanziellen und personellen Mittel fehlen, um alle Vorgaben zu erfüllen. Infolge käme es verstärkt zu Übernahmen, größere Institute würden entstehen. Damit entstünde wieder das Problem von zu großen Banken, die im Krisenfall gerettet werden müssten. Und Betrug könnte auch mit den schärfsten Regeln nicht verhindert werden. Strobach fordert wie die Banken eine Nachjustierung der Regelwerke.

In den Top 10 der größten Risiken sind heuer erstmals technologische Gefahren (Datenschutz, Pannen) sowie (Cyber-)Kriminalität (z. B. Geldwäsche).