Wirtschaft

Horak: "Dummes Geld vergeben wir nicht"

Vor sieben Jahren hat er sein erstes Unternehmen, eine kleine Software-Firma, gegründet. Damals war Daniel Horak 19 Jahre alt und hatte gerade erst die HTL absolviert. Jetzt ist er 26 und hilft gemeinsam mit Paul Pöltner anderen, eine Firma zu gründen. Die beiden leiten die Crowdinvesting-Plattform Conda. Die Plattform sammelt Geld von Kleinstanlegern, um den Gründern Eigenkapital zur Verfügung zu stellen. Im Gespräch mit dem KURIER erzählt Horak über Anfangseuphorie und die Hürden, auf die er und sein Co-Geschäftsführer im ersten Jahr mit dem "Schwarmfinanzierer" Conda gestoßen sind.

KURIER: Herr Horak: Conda ist seit mehr als einem Jahr aktiv. Sind die Österreicher bereit, über eine Internet-Plattform Geld in Start-up-Firmen zu investieren?

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Daniel Horak: Conda hat bereits acht Unternehmen mit Beträgen zwischen 30.000 und fast 200.000 Euro finanziert. Das Potenzial in Österreich ist aber viel größer. Ich schätze, dass zwei bis drei Milliarden Euro über diese Art von Massenfinanzierung aufzubringen wäre.

Warum kommt das Geld dann doch nur sehr langsam zusammen?

Da fehlt es auf beiden Seiten an Wissen. Die meisten Menschen denken gar nicht daran, einen kleinen Teil ihres Geld über Crowdinvesting in Unternehmen zu investieren. Und die Unternehmen denken nur "Ich und die Bank", aber nicht an Miteigentümer. Eine Investment-Mentalität ist in Österreich nicht verbreitet.

Wie hat es Conda geschafft, Investoren für Unternehmen zu finden?

Gleich zu Beginn haben wir gesehen, dass es nicht reicht, nur eine Internet-Plattform zu haben und dort für Start-ups um Finanziers zu werben. Wir haben erkannt, dass die persönliche Nähe zu den Investoren wichtig ist. Daher haben wir Veranstaltungen organisiert, wo wir die Projekte vorgestellt haben, aber auch im Netz Web-Konferenzen abgehalten. Für die Start-ups ist es wichtig, dass ihr persönliches Netzwerk stark ist und Freunde sowie Verwandte Geld ins Unternehmen stecken. Das ist extrem bedeutend für den Erfolg.

Ist das Geld der Investoren eigentlich mehr eine Spende für ein Start-up oder ein echtes Investment?

Wir vergeben kein dummes Geld. Das unterscheidet uns auch vom Crowdfunding. Conda ist eine Crowdinvesting-Plattform. Die Finanzierung ist von der Finanzmarktaufsicht genehmigt. Wir nehmen von keinem Einzelinvestor mehr als 3000 Euro. Dafür erhält er ein Substanzgenussrecht am Start-up, das Geld ist zehn Jahre gebunden. Die Verzinsung hängt vom Gewinn des Unternehmens ab, die Investoren tragen auch den Verlust mit.

Partizipiert ein Investor am Verkaufserlös, wenn eines der über Conda finanzierten Unternehmen verkauft wird?

Die Investoren sind am Erlös beteiligt. Das ist beim Crowdfunding anders. Dort etwa hat das Virtual-Reality Headset-Unternehmen Oculus Rift zwei bis drei Millionen Dollar von Kleinanlegern über den Crowdfunder Kickstarter eingesammelt. Dann wurde Oculus Rift für 2,3 Milliarden Dollar an Facebook verkauft. Die Crowdfunder hatten davon nichts außer ein Dankeschön.

Welches Start-up hat Sie seit der Gründung von Conda am meisten gefreut?

Zum einen das Wohnwagenprojekt. Es war unser erstes Projekt und wir konnten in vier Monaten 80.000 Euro einsammeln. Der erste "Wohnwagon" ist inzwischen schon verkauft. Und Nixe Bier: Da kamen binnen drei Wochen 150.000 Euro zusammen.

Welche Projekt haben die Investoren am liebsten?

Sicher solche, die angreifbare Produkte haben. Apps lassen sich schlechter finanzieren.

Haben Sie Wünsche an die Politik, um Crowdinvesting populärer zu machen?

Wichtig wäre, dass es nicht noch mehr Regulierungen gibt. Statt dessen sollte man den Menschen zutrauen, dass sie selbst vernünftig denken können. Wir erklären den Investoren deutlich, welche Risiken sie tragen. Die Obergrenze für Crowdinvesting von 250.000 Euro pro Unternehmen ist in Ordnung. Die Diskussion über eine Erhöhung ist müßig. Keine einzige Plattform kratzt an diesem Limit.

Finanzierung
Über Crowdinvesting-Plattformen können Kleinstanleger Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung stellen. Conda limitiert das Einzelinvestment mit 3000 Euro pro Person. Die Investoren erhalten dafür ein Substanzgenussrecht mit einer Bindung von zehn Jahren. Sie sind am Gewinn, aber auch am Verlust beteiligt. Conda kassiert von den Unternehmen zehn Prozent des Gesamt-Investments.

Start-ups
Conda hat bisher acht Unternehmen finanziert: Den Wohnwagon mit 71.200 Euro, den Ego-Sports mit 100.000 Euro, Nixe Bier mit 150.000 Euro, burgermasta mit 124.300 Euro, all I Need mit 197.400 Euro, Kurt Frozen Yogurt mit 57.000 Euro, Computs mit 81.600 Euro und futterhaus mit 32.200 Euro.