Hitze als letzter Umsatzturbo
Von Simone Hoepke
Für Mineralwasserabfüller ist das Jahr mehr oder weniger gelaufen: Rund 40 Prozent des Jahresumsatzes spielen sie in den Sommermonaten ein – je höher die Temperatur, desto höher der Umsatz, lautet die Faustregel. Die letzten Hitzetage der Saison sind Balsam für die Nerven der Verkaufsleiter.
"Wir hinken hinter den Zahlen des Vorjahres hinterher", sagt Herbert Schlossnikl, Obmann und Sprecher des Forum Natürliches Mineralwasser. Nach dem Rekordsommer 2015, an dem ein Hitzetag auf den nächsten folgte, war das quasi vorprogrammiert. Im Vorjahr legte der Branchenumsatz um vier Prozent auf knapp 170 Millionen Euro zu. Die Branche verkaufte 716 Millionen Liter Wasser. Heuer wären die Wasserabfüller mit 700 Millionen verkauften Litern schon hoch zufrieden, sagen Branchenkenner.
Innovationen und Aktionen sollen den Umsatz ankurbeln. Die Industrie drängt mit neuen Geschmacksrichtungen in die Supermarktregale, besonders "in" ist derzeit alles, was grün ist, glauben Produktmanager. Viele exotische Geschmacksrichtungen verschwinden mangels Erfolg aber auch schnell wieder aus den Supermärkten.
"Im Near-Water-Bereich, also bei Wasser mit Geschmack, ist noch Wachstum für uns drin", sagt Gerhard Forstner, Geschäftsführer der burgenländischen Waldquelle. Das Unternehmen, das seit 2008 Teil der italienisch-schweizerischen Pasquale-Gruppe ist, hat aktuell zehn verschiedene Geschmacksrichtungen im Angebot. "Gefragt sind Artikel mit wenig Zucker, die trotzdem schmecken."
Internationale Riesen schwächeln
Mengenmäßig macht die Branche aber nach wie vor mehr als 90 Prozent ihres Geschäfts mit herkömmlichen Mineralwasser. Der Markt wird von österreichischen Quellen dominiert, die allerdings teilweise in ausländischem Eigentum sind. Größter Anbieter ist Vöslauer (Teil der Ottakringer Brauerei) mit einem Marktanteil von 32 Prozent, gefolgt von Waldquelle (18 Prozent) und Römerquelle (die burgenländische Quelle gehört zum Coca-Cola-Konzern und hat 15 Prozent Marktanteil). Internationale Mineralwassermarken wie Evian und Volvic (Marken des französischen Lebensmittelriesens Danone) oder S. Pellegrino (Teil der Schweizer Nestlé-Gruppe) spielen im Vergleich zu Deutschland eine untergeordnete Rolle. Branchenkenner erklären das damit, dass heimische Abfüller früh den Trend zu Mineralwasser ohne Kohlensäure erkannt haben, während ihre deutschen Konkurrenten diesen Markt lange internationalen Lebensmittelriesen überlassen haben. Dazu kommt freilich auch, dass der österreichische Markt für viele internationale Marken schon allein wegen seiner Größe nicht besonders umworben wird.
Österreich hat im Vorjahr mehr als 80 Millionen Liter Mineralwasser exportiert, den Großteil davon nach Deutschland. Gleichzeitig wurden mehr als 90 Millionen Liter importiert, allen voran aus Norditalien, das vor allem günstige Eigenmarken für Handelsketten liefert.