Hilton: So viele Eröffnungen wie noch nie
Von Simone Hoepke
Simon Vincent ist bei der US-Gruppe Hilton für die Geschäfte in Europa, dem Nahen Osten und Afrika verantwortlich und damit Herr über aktuell mehr als 500 Hotels. Allein heuer sperren in seiner Region 27 Häuser auf. Wiedereröffnungen, wie diese Woche jene des Hilton Vienna Plaza am Wiener Schottenring, nicht mitgezählt.
"Wir haben so viele Hotels in der Pipeline wie noch nie in der Unternehmensgeschichte", sagt Vincent im KURIER-Gespräch. Weltweit sollen 1000 Hotels zu den aktuell mehr als 4000 Häusern der Hilton-Gruppe dazu kommen. Angebote auf Immobilienseiten gibt es zuhauf. Infolge der Finanzkrise sind viele Gelder in Häuser geflossen, die zu Hotels umfunktioniert wurden. Der Vorteil aus Sicht der Hauseigentümer: Nur ein Mieter und damit – je nach Ausgestaltung des Vertrags – kalkulierbare Einnahmen.
Auch die Hilton-Gruppe besitzt kaum eigene Immobilien. "95 Prozent der Häuser laufen unter Management- oder Franchiseverträgen", erklärt Vincent. Eines der wenigen Ausnahmen war bis vor wenigen Tagen das New Yorker Prestige-Hotel Waldorf Astoria. Diese Woche hat Hilton die Immobilie für umgerechnet 1,55 Milliarden Euro an einen chinesischen Versicherer verkauft. Für die Gäste ändert sich in den nächsten 100 Jahren aber nichts. So lange hat Hilton zumindest das Recht, das Hotel an der berühmten Park Avenue weiter zu betreiben.
Trotz Wirtschaftskrise will Vincent weiter in Europa wachsen, vor allem im Osten. "Es gibt einfach noch zu wenig Angebote von internationalen Qualitäts-Marken-Hotels." Die Entwicklung in Ländern wie Russland ist derzeit freilich gebremst. Hilton hat dort 30 Häuser in Planung, die wohl erst mit einiger Verzögerung aufsperren werden.
Speziell für die Expansion in afrikanischen Ländern hat sich der Konzern etwas besonderes einfallen lassen. Da es immer wieder Probleme mit Lieferfirmen gibt, will Hilton seine Zimmer jetzt einfach in China zusammenbauen und dann fixfertig nach Afrika liefern – in Containern, wie man sie von Frachtschiffen kennt. Bereits in zwei Jahren könnten die ersten Container-Hotels mit bis zu 150 Zimmern in Afrika eröffnen. "Im mittleren- und Budget-Preis-Segment", betont Vincent. Auch in dieser Preisklasse ist die börsenotierte Hotelgruppe mit Marken wie Hampton oder Hilton Garden Inn international gut vertreten.
Kampf um beste Plätze
Afrika gilt aber nicht nur für Hilton aus Hoffnungsmarkt. Experten schätzen, dass in den kommenden zehn Jahren acht von zehn der am schnellsten wachsenden Länder am schwarzen Kontinent zu finden sein werden. Damit ist das Rennen der Hotelbetreiber um die besten Lagen eröffnet. Am Start stehen Branchenriesen wie Marriott, Starwood und Hilton. Vincent: "Wir haben derzeit 36 Hotels in Afrika und 26 in der Pipeline."
Zu Hilton, mit seinen 12 Hotelmarken die größte Hotelgruppe weltweit, gehören aktuell mehr als 4200 Hotels mit rund 670.000 Zimmern. So gesehen könnte die US-Kette allen Einwohnern von Linz, Graz, Salzburg und Klagenfurt ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen. 1919 von Conrad Hilton gegründet, zählen mittlerweile nicht nur Luxusherbergen (Hilton, Waldorf Astoria), sondern auch günstige Unterkünfte (wie Double Tree und Hampton) zum Konzern. Seit Ende 2013 notiert Hilton wieder an der Börse. Zuletzt hat sich die Auslastung in den Häusern verbessert, auch die Zimmerpreise sind wieder gestiegen.
"Wir sind breit aufgestellt, über alles hinweg laufen die Geschäfte weiter“, kommentiert Hilton-Manager Simon Vincent politische und wirtschaftliche Krisen. Er ist für mehr als 500 Hotels in Europa, dem Nahen Osten und Afrika zuständig. Das Hotel-Geschäft sei nun einmal „chronisch zyklisch“.
Vincent im KURIER-Gespräch...
zu Plänen in Wien Derzeit haben wir insgesamt 1200 Zimmer in unseren drei Wiener Hotels. Interessant wäre es, eine unserer Hotelmarken im mittleren Preissegment nach Wien zu bringen – wie Double Tree oder Hilton Garden Inn. Wir schauen uns immer nach neuen Projekten um. In London hatten wir vor sieben Jahren rund 15 Hotels, die meisten unter der Marke Hilton, heute haben wir doppelt so viele unter vielen Marken. Die Entwicklung in Wien könnte ähnlich sein.
zum Smartphone als Zimmerschlüssel Seit drei Monaten können Gäste in unseren Hotels in den USA via App ein Zimmer aussuchen und einchecken. Ab 2015 werden wir diese Möglichkeit weltweit anbieten. In einem zweiten Schritt wird man sich auch den Schlüssel nicht mehr an der Rezeption holen müssen, sondern direkt mit dem Smartphone ins Zimmer gehen können.
über Zimmerpreise Den Preis bestimmen Angebot und Nachfrage. Er kann sich mehrmals am Tag ändern. Das ist wie an der Börse.
über Buchungsplattformen Wir haben eigenes Verkaufspersonal, unsere eigene Buchungsplattform Hilton.com, unsere Kundenbindungsprogramme und nutzen zudem Buchungsplattformen. Diese Kombination von Vertriebswegen ist unser Geschäftsmotor. Der Anteil der Buchungen über Plattformen variiert stark von Standort zu Standort.